Zusammenfassung
Hintergrund. Stillen wird als ausschließliche Ernährung für die ersten 4–6 Lebensmonate empfohlen. In dieser Studie sollte untersucht werden, wie diese Empfehlung insbesondere bei Kindern mit unterschiedlicher atopischer Vorbelastung umgesetzt wird. Es wurde weiter analysiert, ob eine zusätzliche Information über atopiepräventive Ernährung und andere Faktoren, wie soziodemographische Unterschiede und Rauchen, das Stillverhalten beeinflussen.
Material und Methode. Analysiert wurden Daten von Kindern der GINI-Studie, die zwischen dem 1.1.1996 und 30.6.1998 geboren wurden.Die Studie besteht aus einer Beobachtungskohorte und einer Interventionskohorte, die sich in der familiären atopischen Vorbelastung und in den Ernährungsempfehlungen unterscheiden. Die atopische Familienanamnese, sowie soziodemographische Daten wurden bei der Rekrutierung erfragt. Das Stillverhalten und die Rauchgewohnheiten wurden retrospektiv nach dem 1.Lebensjahr in einem Fragebogen erfasst.
Ergebnisse. Die Daten von 4578 Kindern wurden analysiert. 50,4% der Kinder wurden in den ersten 4 Lebensmonaten ausschließlich gestillt.Signifikant häufiger wurden Kinder der Interventionskohorte mit zusätzlicher Ernährungsempfehlung gestillt (OR=1,24; KI=1,04–1,48),wobei die atopische Vorbelastung keinen signifikanten Einfluss hatte (OR=1,06; KI=0,89–1,26).Mehr gestillt wurde außerdem von Müttern, die älter als 30 Jahre waren (OR=1,53; KI=1,29–1,81), bei höherer Schulbildung der Eltern (OR=2,01; KI=1,56–2,59) und in der Studienregion München im Vergleich zur Region Wesel (OR=1,4; KI=1,18–1,67).Rauchen der Mutter hatte einen starken negativen Einfluss auf das Stillverhalten (OR=0,23; KI=0,17–0,3).Keinen Einfluss hatten die Nationalität, die Geschwisterzahl und das Geschlecht des Kindes.
Schlussfolgerung. Obwohl Stillen insbesondere auch zur Atopieprävention empfohlen wird,wurden Kinder mit familiärer atopischer Vorbelastung nicht häufiger gestillt. Der Einfluss einer zusätzlichen Ernährungsempfehlung auf das Stillverhalten war geringer als der soziodemographischer Unterschiede und des Rauchverhaltens.
Abstract
Background. For all infants exclusive breastfeeding is recommended during the first 4 to 6 months of life.This study analysed how this recommendation is followed in children differing with regard to family history of atopic diseases.Furthermore it was evaluated whether additional information about allergy-preventive nutrition or whether other factors, such as sociodemographic differences and smoking, influence breastfeeding habits.
Methods. Data of children in the GINI-study, born between 01.01.1996 and 30.06.1998, were analysed.This study includes an intervention group and a control group,which differ in family history of atopic diseases and information about nutrition.The family history of atopic diseases and sociodemographic factors were recorded at enrollment. Breastfeeding and smoking patterns were evaluated after the first year of life.
Results. Data of 4578 children were evaluated. 50,4% of the infants were exclucively breastfed in the first 4 months of life. Infants were significantly more likely to be breastfed if they were part of the intervention group (OR=1,24; KI=1,04–1,48), had mothers older than 30 years of age (OR=1,53;KI=1,29–1,81), had parents with higher education (OR=2,01; KI=1,56–2,59), and came from the region of Munich compared to Wesel (OR=1,4; KI=1,18–1,67). Smoking of the mother had a strong negative influence on breastfeeding (OR=0,23; KI=0,17–0,3).No influence was found with respect to the family history of atopic diseases (OR=1,06; KI=0,89–1,26), citizenship, number of siblings and gender.
Conclusions. Although breastfeeding is recommended in the prevention of atopy, it is not more often done in children with a family history of atopic diseases.The influence of nutritional councelling after birth was less than that of sociodemographic differences and smoking habits.
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Authors and Affiliations
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Für die GINI-Studiengruppe: GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Institut für Epidemiologie,Neuherberg: H.-E.Wichmann, A.Schoetzau,M.Engel, B.Filipiak-Pittroff,K.Franke, U.Gehring, K.Honig-Blum, G.Kruse,M.Popescu,A.Sindl, A. Zirngibl; Kinderklinik und Kinderpoliklinik, Technische Universität München: C.P.Bauer, A. Grübl,P.Bartels, I.Brockow,A.Fischer, U.Hoffmann, R.Mayrl, K.Negele, E.-M. Schill, B.Wolf;Kinderklinik und Kinderpoliklinik, Ludwigs-Maximilians-Universität München: D.Reinhardt, S.Koletzko,B.Bäumler-Merl, R.Göhlert, I. Jesch,M.Koch,D.Mühlbauer,T. Sauerwald,C. Sönnichsen, C.Tasch,M.Waag, H.Weigand; Abteilung Kinderheilkunde, Marien-Hospital Wesel: D.Berdel (PI), A.von Berg,B.Albrecht, A.Baumgart, C.Bollrath, S. Büttner, S.Diekamp,T. Jakob,K. Klemke, S.Kurpiun,T.Wening,A.Varhelyi, C.Zorn Finanzielle Förderung durch BMBF Nr.01 EG 9705/2 und BMBF Nr. 01 EE 9401-4.
Dr. Inken Brockow,MPH Kinderklinik und Kinderpoliklinik, Technische Universität München, Kölnerplatz 1, 80804 München, e-mail: giniplus@netscape.net
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Brockow, I., Franke, K., Zirngibl, A. et al. Beeinflussung des Stillverhaltens durch familiäre atopische Vorbelastung und unterschiedliche Information über atopiepräventive Ernährung. Monatsschr Kinderheilkd 151, 61–67 (2003). https://doi.org/10.1007/s00112-002-0426-y
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00112-002-0426-y