Intrakraniale epitheloidzellige Granulome mit Progression unter tuberkulostatischer Chemotherapie

Zusammenfassung

Bei einem 29-jährigen Patienten aus dem Kosovo wurden intrazerebrale Raumforderungen als Grund für ein Krampfleiden diagnostiziert. Nach computertomographisch ebenso nachgewiesenen Lymphomen im Mediastinal- und Paragastralbereich wurde unter der Annahme eines malignen Lymphoms eine Probeentnahme an einem mediastinalen Lymphknoten durchgeführt. Die histologische Aufarbeitung zeigte eine epitheloidzellige granulomatöse Lymphadenitis mit kleinen zentralen Nekrosen. Bei gleichzeitig positivem Tuberkulintest wurde eine tuberkulöse Lymphadenitis und das Vorliegen von intrazerebralen Tuberkulomen angenommen und eine tuberkulostatische Behandlung initiiert. Die nach fehlendem Ansprechen der intrazerebralen Veränderungen durchgeführte stereotaktische Biopsie eines Hirnherdes zeigte histologischerseits die gleichen Veränderungen. Unter weiterer tuberkulostatischer Therapie und intermittierender Kortikoidtherapie sahen wir das seltene Bild einer paradoxen Progression der intrazerebralen Tuberkulome. Erst nach intensivierter Dexamethasongabe unter fortgeführter Tuberkulostatikamedikation konnten eine leichte Regression und Konsolidierung der Veränderungen festgestellt werden.

Schlussfolgerung: Bei hochgradigem Verdacht auf das Vorliegen intrazerebraler Tuberkulome sollte eine antituberkulotische Chemotherapie auch bei nicht erbrachtem mikrobiologischem Nachweis der Infektion initiiert werden. Diese Therapie muss noch länger als bei herkömmlichem Vorgehen fortgeführt werden. Die Gabe von Kortiko-steroiden dient der Behandlung des begleitenden Hirnödems und könnte auch einen positiven Effekt auf die Behandelbarkeit der Tuberkulome durch Suppression einer angenommenen Immunreaktion haben.