Zusammenfassung
Eine seit Jahren in Deutschland lebende, 43jährige türkische Patientin stellte sich nach Auslandsaufenthalt in der Türkei mit wiederholt aufgetretenen Episoden von undulierendem Fieber, Arthralgien, Durchfällen und krampfartigen Abdominalbeschwerden zur weiteren Abklärung vor. Klinisch imponierten der reduzierte Allgemeinzustand und eine Leukopenie mit relativer Lymphozytose. Eine generalisierte Lymphknotenschwellung oder Hepatosplenomegalie traten nicht auf. In der Blutkultur war Brucella melitensis Biotyp 3 als ursächlicher Erreger nachweisbar. Die Serologie für Brucella abortus und Brucella melitenis war positiv.
Auch wenn in Deutschland die Rinderbestände Brucellose-frei sind und die Brucellose insgesamt in Deutschland sehr selten ist, sollte durch die hohe Mobilität der Bevölkerung eine solche Diagnose im klinischen Alltag mit in Betracht gezogen werden. In den Mittelmeerländern ist die Inzidenz durch Kontakt sowie Übertragung von infizierten Milch- oder Fleischprodukten erhöht. Somit kann ein wochen- oder monatelang anhaltendes, undulierendes Fieber bei Patienten mit anamnestisch bekanntem Auslandsaufenthalt an eine Brucellose denken lassen. Wenn die serologische Diagnose nicht immer zum Ziel führt, ist eine Erregeranzüchtung in der Blutkultur oder eine histologische Aufarbeitung geschwollener Lymphknoten oder betroffener Organe angezeigt. Therapie der ersten Wahl ist die Kombinationstherapie eines Tetrazyklins mit einem Aminoglykosid. Bei rekurrenten oder chronischen Verläufen sollte nach der Auswahl anhand des Antibiogramms eine weitere Kombination zellgängiger Antibiotika konsequent für 6 Wochen eingesetzt werden.
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Möhler, M., Kosa, R., Maiwald, M. et al. 43jährige Patientin mit unklarem undulierendem Fieber und Abdominalbeschwerden. Internist 39, 303–307 (1998). https://doi.org/10.1007/s001080050172
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001080050172