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Liebe Leserinnen, liebe Leser,

der aktuelle Schwerpunkt von Die Innere Medizin behandelt Fettstoffwechselstörungen und das metabolische Syndrom, Volkskrankheiten, die für den klinisch tätigen Internisten hochrelevant sind und viele Teilgebiete der Inneren Medizin (unter anderem Endokrinologie und Diabetologie, Hepatologie, Kardiologie, Angiologie und Nephrologie) sowie angrenzende Disziplinen betreffen. So sind die frühzeitige Diagnostik und konsequente Therapie von Fettstoffwechselstörungen und des metabolischen Syndroms Grundvoraussetzung für eine effektive Primär- und Sekundärprävention, um Langzeitmorbidität und Mortalität, insbesondere bedingt durch koronare Herzkrankheit, Apoplex oder chronische Niereninsuffizienz, zu vermeiden.

Gerade bei den Themen des Schwerpunkts findet derzeit ein Umbruch statt: neuartige Konzepte, neue Medikamente bzw. Perspektiven für neue Therapien. Für die Behandlung von Fettstoffwechselstörungen steht mit den Proprotein-convertase-subtilisin/kexin-type-9(PCSK9)-Inhibitoren eine Medikamentengruppe zur Verfügung, deren Entwicklung konzeptionell auf Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung basiert und die in kurzer Zeit die Lipidapherese weitgehend abgelöst hat. Veränderte Konzepte kommen in der Bewertung der Lipidparameter per se und der von vielen Patienten geäußerten „Statinintoleranz“ zum Tragen und unterstreichen die Relevanz der individuellen Risikoeinschätzung ebenso wie die der Patientenführung im Bewusstsein für Placebo- und Noceboeffekte.

GLP-1-Agonisten und „Twinkretine“ eröffnen völlig neue endokrine Behandlungskonzepte bei Adipositas

Ebenso ist die Adipositastherapie im Umbruch: Glucagon-like-peptide-1(GLP-1)-Agonisten und „Twinkretine“, die auf Basis der Grundlagenforschung zu den endokrinen Mechanismen der Energiehomöostase entwickelt wurden, eröffnen völlig neue endokrine Behandlungskonzepte, möglicherweise auch echte Alternativen zur metabolischen Chirurgie.

Patienten, bei denen eine Fettstoffwechselstörung und Komponenten des metabolischen Syndroms im besonderen Maße zusammenwirken, sind Typ-2-Diabetiker und – genderspezifisch – Frauen mit Syndrom polyzystischer Ovarien („polycystic ovary syndrome“ [PCOS]). Beiden Themengebieten haben wir daher auch gesonderte Beiträge im Schwerpunkt gewidmet. Sie behandeln zum einen die prognostisch und therapeutisch relevante neue Clusterklassifizierung des Prädiabetes und zum anderen die Klassifikation und Einordnung individueller kardiovaskulärer Risikofaktoren beim PCOS.

Schließlich müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass die alleinige Fokussierung auf den Menschen nicht ausreichend ist, um die Pathophysiologie des Metabolismus vollständig zu verstehen: Das Mikrobiom ist ein archaisch-evolutionärer Teil unseres Lebens und wird seit über einem Jahrzehnt im Kontext vieler Krankheitsbilder intensiv erforscht. Ein Beitrag widmet sich daher auch dem aktuellen Stand der Mikrobiomforschung in Bezug auf die Entstehung des metabolischen Syndroms.

Häufige und scheinbar altbekannte Themen haben sich also hochspannend weiterentwickelt. Wir hoffen, dass der Schwerpunkt Ihnen nicht nur neue Einblicke in die Innere Medizin gibt, sondern auch beim Vorgehen in der internistischen Praxis Orientierung bietet. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre.

Mit herzlichen kollegialen Grüßen

Prof. Dr. Dr. med. Dagmar Führer

Prof. Dr. med. Martin Reincke