Blutdruckzielwerte bei eingeschränkter Nierenfunktion

Zusammenfassung

Ein gut kontrollierter Blutdruck ist ein wesentlicher Faktor zur Progressionshemmung einer Niereninsuffizienz und auch zur Kontrolle der kardiovaskulären Mortalität und Morbidität. Seit Jahrzehnten sucht man intensiv nach den optimalen Blutdruckzielwerten, um die Progression der Niereninsuffizienz möglichst auf ein physiologisches Niveau zu senken. In den letzten Jahrzehnten sind sehr unterschiedliche Zielblutdruckwerte definiert worden, die auch im klinischen Alltag immer wieder mehr zur Verwirrung beitragen, als Klarheit zu schaffen. In der vorliegenden Arbeit werden die relevanten Leitlinien betrachtet; es wird analysiert, auf welcher Basis die zum Teil sehr unterschiedlichen Leitlinien entstanden sind. Alle Leitlinien sind sich einig, dass eine Blutdruckeinstellung mit einem Ziel von unter 140 mm Hg systolisch bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion erreicht werden sollte. Die europäischen Leitlinien empfehlen, ein Ziel von 130 bis 140 mm Hg systolisch anzustreben. Die amerikanischen Leitlinien gehen noch einen Schritt weiter und geben ein systolisches Blutdruckziel von unter 130 mm Hg aus. Die Organisation Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) zeigt sich noch deutlich ambitionierter. Sie empfiehlt ein Blutdruckziel von unter 120 mm Hg, wobei im Gegensatz zu den europäischen und amerikanischen Leitlinien der in Leitlinien geforderte Evidenzgrad als sehr schwach angesehen wird und zudem der Zielwert erreicht werden soll, wenn eine automatisierte, standardisierte Blutdruckmessung erfolgt, die im praktischen Alltag kaum verfügbar und vielleicht auch nicht umsetzbar ist. In der vorliegenden Übersicht werden die Argumente für die Blutdrucksenkung mit unterschiedlichen Zielen diskutiert und die Evidenz dargelegt. Sicherlich sollte hinsichtlich der Blutdruckziele auch betrachtet werden, ob eine Albuminurie vorliegt oder nicht.

Abstract

Well-controlled blood pressure is an essential factor in inhibiting the progression of renal failure and also in controlling cardiovascular mortality and morbidity. For decades there has been an intensive search for the optimal blood pressure target values in order to reduce the progression of renal insufficiency to a physiological level as far as possible. In the last few decades, very different target blood pressure values have been defined, which time and again contribute more to confusion than clarity in everyday clinical practice. The present work considers the relevant guidelines; it analyzes the basis on which the sometimes widely varying guidelines were created. All guidelines agree that blood pressure control with a target of less than 140 mm Hg systolic should be achieved in patients with impaired renal function. The European guidelines recommend aiming for a target of 130–140 mm Hg systolic. The American guidelines go one step further and specify a systolic blood pressure target of less than 130 mm Hg. The Kidney Disease: Improving Global Outcomes (KDIGO) organization is even more ambitious. It recommends a blood pressure target of less than 120 mm Hg, whereby in contrast to the European and American guidelines, the level of evidence required in the guidelines is considered to be very weak and the goals should also be achieved if automated, standardized blood pressure measurement is carried out, which is rarely available in everyday practice and may not be feasible. The present overview discusses the arguments for lowering blood pressure with different goals and presents the evidence. Of course, the blood pressure goals in the presence or absence of albuminuria should also be considered.