Zusammenfassung
Nahrungsmittelunverträglichkeiten (NMU) betreffen etwa ein Drittel der Bevölkerung. Sie werden durch umschriebene Nahrungsmittel ausgelöst, wobei sehr unterschiedliche Mechanismen zugrunde liegen. NMU werden unterteilt in Nahrungsmittelintoleranzen (NMI), die sich vor allem im Gastrointestinaltrakt manifestieren, und Nahrungsmittelallergien (NMA), die auch extraintestinal Symptome hervorrufen können und eine immunologische Genese haben. Bei Erwachsenen sind NMI mit einer Prävalenz von etwa 10–20 % deutlich häufiger als NMA. Die wichtigsten NMI sind Zuckerintoleranzen wie Laktose- und Fruktoseintoleranz, aber auch Intoleranzen gegen Weizen spielen eine zunehmende Rolle. Die Diagnostik von NMI erfordert eine umfangreiche Ausschlussdiagnostik, wobei insbesondere das Reizdarmsyndrom und die intestinale Dysbiose abgegrenzt werden müssen. Die Therapie der NMI basiert primär auf einer gezielten Eliminationsdiät. Im vorliegenden Fortbildungsbeitrag wird auf die wichtigsten NMI eingegangen.
Abstract
Adverse reactions to food affect about one third of the population. They are based on very different mechanisms and are triggered by specific foods. They are divided into food intolerances, which manifest mainly in the gastrointestinal tract and food allergies, which can also cause extraintestinal symptoms and have an immunological genesis. In adults, food intolerances are significantly more common than food allergies with a prevalence of approximately 10–20%. The most important food intolerances are sugar intolerances, such as lactose and fructose intolerance but intolerances to wheat also play an increasing role. The diagnostics of food intolerances require extensive exclusion diagnostics, whereby in particular irritable bowel syndrome and intestinal dysbiosis must be differentiated. The therapy of food intolerance is primarily based on a targeted elimination diet. In this advanced education article the most important food intolerances are discussed.
This is a preview of subscription content, access via your institution.

Literatur
Bischoff SC (2019) Laktoseintoleranz. Fruktoseintoleranz. Andere Kohlenhydratintoleranzen. In: Riemann JF, Fischbach W, Galle PR, Mössner J (Hrsg) Referenz Gastroenterologie. Thieme, Stuttgart, S 431–442
Comas-Basté O, Sánchez-Pérez S, Veciana-Nogués MT, Latorre-Moratalla M, Vidal-Carou MDC (2020) Histamine intolerance: the current state of the art. Biomolecules 10:1181
Raithel M, Weidenhiller M, Hagel AFK, Hetterich U, Neurath MF, Konturek PC (2013) The malabsorption of commonly occurring mono and disaccharides: levels of investigation and differential diagnoses. Dtsch Arztebl Int 110:775–782
Bischoff SC, Zimmermann J (2018) Weizenunverträglichkeiten – Hype oder Herausforderung? Aktuel Ernahrungsmed 43:459–466
Leitner R, Zoernpfenning E, Missbichler A (2014) Evaluation of the inhibitory effect of various drugs/active ingredients on the activity of human diamine oxidase in vitro. Clin Transl Allergy 4(Suppl 3):P23. https://doi.org/10.1186/2045-7022-4-S3-P23
Canani BR, Pezzella V, Amoroso A, Cozzolino T, Di Scala C, Passariello A (2016) Diagnosing and treating intolerance to carbohydrates in children. Nutrients 8:157
Beyerlein L, Pohl D, Delco F et al (2008) Correlation between symptoms developed after the oral ingestion of 50 g lactose and results of hydrogen breath testing for lactose intolerance. Aliment Pharmacol Ther 27:659–665
Corgneau M, Scher J, Ritie-Pertusa L et al (2017) Recent advances on lactose intolerance: Tolerance thresholds and currently available answers. Crit Rev Food Sci Nutr 57:3344–3356
Oak SJ, Jha R (2019) The effects of probiotics in lactose intolerance: a systematic review. Crit Rev Food Sci Nutr 59:1675–1683.
Cappello G, Marzio L (2005) Rifaximin in patients with lactose intolerance. Dig Liver Dis 37:316–319
Tsampalieros A, Beauchamp J, Boland M, Mack DR (2008) Dietary fructose intolerance in children and adolescents. Arch Dis Child 93:1078
Marcason W (2010) Is medical nutrition therapy (MNT) the same for hereditary vs dietary fructose intolerance? J Am Diet Assoc 110:1128
Wilder-Smith CH, Olesen SS, Materna A, Drewes AM (2017) Predictors of response to a low-FODMAP diet in patients with functional gastrointestinal disorders and lactose or fructose intolerance. Aliment Pharmacol Ther 45:1094–1106
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden Autoren und Wissenschaftliche Leitung im Rahmen der Manuskripterstellung und Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen und nichtfinanziellen Interessen abzugeben.
Autoren
S.C. Bischoff: A. Finanzielle Interessen: Referentenhonorar oder Kostenerstattung als passiver Teilnehmer: ja, ohne Angaben. – Bezahlter Berater/interner Schulungsreferent/Gehaltsempfänger o. Ä.: ja, ohne Angaben. – Patente, Geschäftsanteile, Aktien o. Ä. an einer im Medizinbereich aktiven Firma: ja, ohne Angaben. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Leitung, Institut für Ernährungsmedizin, Universität Hohenheim, Stuttgart.
Wissenschaftliche Leitung
Die vollständige Erklärung zum Interessenkonflikt der Wissenschaftlichen Leitung finden Sie am Kurs der zertifizierten Fortbildung auf www.springermedizin.de/cme.
Der Verlag
erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fortbildung keine Sponsorengelder an den Verlag fließen.
Für diesen Beitrag wurden vom Autor keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen ethischen Richtlinien.
Additional information
Wissenschaftliche Leitung
G. Hasenfuß, Göttingen
E. Märker-Hermann, Wiesbaden
J. Mössner, Leipzig (Schriftleitung)
A. Neubauer, Marburg

QR-Code scannen & Beitrag online lesen
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Welche Aussage zu Nahrungsmittelintoleranzen trifft zu?
Nahrungsmittelintoleranzen sind immunologische Reaktionen.
Nahrungsmittelintoleranzen sind häufig Immunglobulin-E-vermittelt.
Nahrungsmittelintoleranzen verursachen Blähungen.
Nahrungsmittelintoleranzen verursachen nur extraintestinale Beschwerden.
Nahrungsmittelintoleranzen lassen sich hinsichtlich der Symptome gut vom Reizdarmsyndrom abgrenzen.
Welche Aussage trifft zu?
Die Nahrungsmittelallergie kann einen anaphylaktischen Schock auslösen, die Nahrungsmittelintoleranzen aber nicht.
Die Nahrungsmittelintoleranzen können einen anaphylaktischen Schock auslösen, die Nahrungsmittelallergie aber nicht.
Die Nahrungsmittelallergie wird vorwiegend medikamentös behandelt.
Die Nahrungsmittelintoleranzen werden vorwiegend medikamentös behandelt.
Die Hyposensibilisierung wird zur Behandlung der Nahrungsmittelintoleranzen empfohlen.
Welche Aussage zu den Pathomechanismen der Nahrungsmittelintoleranzen trifft zu?
Der Laktoseintoleranz liegt ein Mangel an Laktase im Dickdarm zugrunde.
Die Beschwerden bei Laktoseintoleranz sind Folge der bakteriellen Fermentation der Laktose im Kolon.
Die Histaminintoleranz resultiert aus einem beschleunigten Abbau von Histamin.
Die Fruktosemalabsorption basiert auf einer Induktion des Fruktose/Glukose-Transporters im Darm.
Die Weizenintoleranz gibt es nicht, es handelt sich dabei stets um Einbildung.
Welche Aussage zur Differenzialdiagnostik der Nahrungsmittelintoleranzen trifft nicht zu?
Das Reizdarmsyndrom ist eine wichtige Differenzialdiagnose.
Zöliakie und Weizenallergie sind wichtige Differenzialdiagnosen.
Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind wichtige Differenzialdiagnosen.
Milcheiweißallergie ist eine wichtige Differenzialdiagnose.
Fruktosemalassimilation (= erworbene Fruktoseintoleranz) ist eine wichtige Differenzialdiagnose.
Welche Aussage zur Diagnostik von Nahrungsmittelintoleranzen trifft nicht zu?
Die Diagnostik von Zuckerintoleranzen basiert auf typischer Anamnese und Ausschlussdiagnostik.
Die Diagnostik von Zuckerintoleranzen basiert auf dem H2-Atemtest.
Die Diagnostik der Histaminintoleranz basiert auf Anamnese und Ernährungs‑/Symptomtagebuch.
Die Diagnostik der Histaminintoleranz basiert auf dem H2-Atemtest.
Die Diagnostik der Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität beruht auf Ausschlussdiagnostik und ggf. Provokationstest.
Welche Aussage zur Therapie der Nahrungsmittelintoleranzen trifft zu?
Das Mittel der Wahl zur Therapie der Nahrungsmittelintoleranzen ist die spezifische Elimination der auslösenden Nahrungsmittel aus der Ernährung.
Antihistaminika werden bei Zuckerintoleranzen empfohlen.
Vitamin-B6- und -C-Substitution werden bei Zuckerintoleranzen empfohlen.
Weizenelimination hilft bei den meisten Formen der Nahrungsmittelintoleranzen.
Umsteigen auf laktosefreie Produkte hilft generell bei Nahrungsmittelintoleranzen.
Welche Aussage zur Dosierung der Zucker im Provokationstest ist richtig?
Der Fruktosetoleranztest wird üblicherweise mit 50 g Fruktose durchgeführt.
Der Fruktosetoleranztest wird üblicherweise mit 50 g Laktose durchgeführt.
Der Laktosetoleranztest wird üblicherweise mit 50 g Laktose durchgeführt.
Der Laktosetoleranztest wird üblicherweise mit 5 g Laktose durchgeführt.
Der Fruktosetoleranztest wird üblicherweise mit 5 g Fruktose durchgeführt.
Welche Aussage ist richtig?
Der Laktosegentest ist gleichwertig zum Laktosetoleranztest.
Mit dem Laktosegentest lässt sich eine Laktoseintoleranz feststellen.
Mit dem Laktosegentest lässt sich eine Laktoseintoleranz ausschließen.
Der positive Laktosegentest zeigt eine Prädisposition für Laktoseintoleranz an.
Der Laktosegentest wird ausschließlich bei Neugeborenen durchgeführt.
Welche Aussage zur Durchführung der H2-Atemtests trifft nicht zu?
Am Vortag sollten keine Nahrungsmittel mit hohem Ballaststoffanteil eingenommen werden. Fleisch oder Fisch und Reis sind für die abendliche Mahlzeit am Vortag geeignet.
Eine Nikotinabstinenz sollte mindestens 6 h vor und während des Tests eingehalten werden.
Zwei Tage vor und während des Tests sollten keine schweren körperlichen Aktivitäten erfolgen.
In der Woche vor der Untersuchung sollten keine oralen Kontrastmittel, keine Antibiotika und keine darmreinigenden Medikamente eingesetzt werden.
Füll- und Quellstoffe wie Flohsamenpräparate oder Laktulose sollten mindestens 3 Tage vorher abgesetzt sein.
Welche Aussage zur Therapie der Fruktosemalabsorption bzw. zur hereditären Fruktoseintoleranz trifft zu?
Therapie der Wahl bei Fruktosemalabsorption ist die vollständige Elimination von Fruktose in der Nahrung.
Gemüse und kleinere Mengen Obst (1–2 Portionen pro Tag) zu konsumieren, ist in der Regel bei Fruktosemalabsorption weiter möglich.
Die Behandlung der hereditären Fruktoseintoleranz besteht aus einer moderaten Reduktion der Fruktose in der Diät.
Parenterale Fruktosegabe ist bei Patienten mit hereditärer Fruktoseintoleranz weiter möglich.
Die Zufuhr freier Fruktose sollte bei Fruktosemalabsorption auf weniger als 1 g pro Mahlzeit begrenzt werden.
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Bischoff, S.C. Nahrungsmittelunverträglichkeiten des Verdauungstraktes – Teil 2: Nahrungsmittelintoleranzen. Internist 63, 281–290 (2022). https://doi.org/10.1007/s00108-021-01257-w
Accepted:
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00108-021-01257-w
Schlüsselwörter
- Nahrungsmittelüberempfindlichkeit
- Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität
- Laktoseintoleranz
- Histaminintoleranz
- Eliminationsdiät