Liebe Kolleginnen und Kollegen,

das Thema dieses Heftes sind häufige Infektionserkrankungen. Nach wie vor sind Infektionen in Praxis und Klinik häufig, und trotz aller Erfolge der modernen Antibiotikatherapie ist die erfolgreiche Therapie nach wie vor ein Problem. Dies betrifft einmal akut auftretende Infektionskrankheiten mit gefährlicher, manchmal lebensbedrohender Symptomatik. Gerade in den letzten Wochen haben uns die Probleme der Infektion mit Escherichia coli die überraschende Gefährlichkeit solcher Erkrankungen wieder vor Augen geführt. Genauso schwerwiegend sind jedoch Infektionskrankheiten, die zwar gut beherrschbar, aber sehr häufig sind. Hier stehen wir vor den Problemen der rationalen und rationellen Diagnostik sowie vor der Entscheidung einer sinnvollen, der Erkrankung und dem Patienten angemessenen, Therapie. Wir haben in diesem Heft vier häufige Infektionskrankheiten ausgewählt und deren aktuellen Stellenwert sowie Diagnostik und Therapie dargestellt. Hörl beschäftigt sich in seiner ausführlichen Arbeit mit den Infekten der Harnwege. Harnwegsinfektionen sind im ambulanten und stationären Bereich außerordentlich häufig. Sie werden v. a. durch E. coli verursacht und manifestieren sich als Zystitis, Pyelonephritis mit Bakteriämie und Urosepsis. Hörl erörtert insbesondere die Problematik komplizierter Harnwegsinfekte z. B. bei Diabetikern oder nach Organtransplantation und diskutiert die therapeutischen Möglichkeiten. Dalhoff geht auf die ambulant erworbenen Pneumonien ein.

Die ambulant erworbene Pneumonie ist die häufigste schwere Infektionskrankheit in den entwickelten Ländern.

Er erörtert ausführlich die differenzialdiagnostischen Probleme und beschreibt die möglichen präventiven Maßnahmen. Der Beitrag von Epple u. Zeitz aus Berlin behandelt Diagnostik und Therapie der infektiösen Enteritiden. Auch diese Erkrankung gehört zu den häufigsten Infektionen überhaupt. Eines der wichtigen Probleme ist, wann spezifisch therapiert werden soll. Die vierte häufige Erkrankung, die in diesem Heft erörtert wird, ist die Influenza. Rohde beschreibt gezielte Diagnostik und therapeutische Möglichkeiten dieser häufigen Krankheit. Insbesondere Kleinkinder und ältere Menschen sind durch die Infektion mit Grippeviren gefährdet. Rohde stellt die aktuellen Empfehlungen zur Influenzaimpfung vor und diskutiert den Stellenwert für Risikogruppen. Die Beschreibung häufiger Infektionserkrankungen wird durch das wichtige Thema der „Suszeptibilität“ für Infektionskrankheiten abgerundet. Ott u. Schreiber aus Kiel sind Experten auf dem Gebiet der genetischen „Empfindlichkeit“ gegenüber Erregern und diskutieren dieses Problem vor dem klinischen Hintergrund. Sie beschreiben den Einfluss genetischer Faktoren für wichtige Infektionserkrankungen und geben Beispiele für eine erfolgreiche Umsetzung genetischer Forschung in die praktische Medizin.

Wir wünschen Ihnen eine interessante und unterhaltsame Lektüre.

H. Haller