Gastroenterologie und Pneumologie sind 2 Schwerpunkte der Inneren Medizin mit vielfältigen Berührungspunkten. Diese Berührungspunkte sind einmal dadurch gegeben, dass es mehrere Erkrankungen v. a. mit genetischem Hintergrund gibt, bei denen sowohl die Leber, der Gastrointestinaltrakt als auch die Lunge betroffen sind. Hierzu gehören zum Beispiel das α1-Antitrypsinmangelsyndrom wie auch die Mukoviszidose. Darüber hinaus hat es gerade in den letzten Jahren Bereiche gegeben, in denen sich die große Bedeutung der Interaktion zwischen Gastroenterologie und Pneumologie zunehmend herausstellt. Hierzu gehören die pulmonalen Komplikationen der Leberzirrhose, v. a. das hepatopulmonale Syndrom, die portopulmonale Hypertension und der hepatische Hydrothorax. Alle diese Krankheitsbilder stellen eine große Herausforderung nicht nur für die Behandlung von Endstadien der Leberzirrhose, sondern auch für die Behandlung und Einschätzung der Patienten vor und nach Lebertransplantation dar.

Zunehmend stellt sich die große Bedeutung der Interaktion zwischen Gastroenterologie und Pneumologie heraus

Ein weiterer wichtiger gemeinsamer Patientenkreis sind solche, die an einer gastroösophagealen Refluxkrankheit leiden und bei denen Heiserkeit und rezidivierende Pneumonien im klinischen Vordergrund stehen. Hier ist es oft ein klinisch großes Problem, den kausalen Zusammenhang zwischen Refluxkrankheit und Lungenerkrankung zu sichern. Sonderfälle sind Aspirationspneumonien als Folge von Divertikelerkrankungen, z. B. eines Zenker-Divertikels am Ösophagus.

Gastrointestinale wie auch pneumologische Onkologie befassen sich mit zahlenmäßig sehr häufigen Tumoren. Sowohl das Bronchialkarzinom als auch die gastrointestinalen Tumoren gehören zu den häufigsten soliden Tumoren überhaupt. Besondere Problemfelder stellen die Bronchialkarzinome mit Penetration in den Ösophagus und vice versa die Penetration von Ösophagustumoren in das Bronchialsystem mit entsprechender Fistelung dar. Hier ist eine besonders intensive interdisziplinäre Herangehensweise erforderlich.

Beide Schwerpunkte, Gastroenterologie und Pneumologie, sind darüber hinaus endoskopisch tätig. Neben der diagnostischen Endoskopie des Gastrointestinaltrakts und des Bronchialsystems hat die interventionelle, auch therapeutische Endoskopie eine besondere Zukunftsperspektive. Dieses sollte sich in gemeinsamen Konzepten, gemeinsamen Leitlinien und auch in gemeinsamen Ausbildungscurricula äußern. Entsprechend haben die Klinik für Pneumologie und die Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie an der Medizinischen Hochschule Hannover eine Assistentenrotation sowie eine ausgewiesene Fortbildungsaktivität entwickelt. Schließlich begegnen sich Gastroenterologie und Pneumologie auf den Gebieten der Infektiologie und Intensivmedizin.

Im März 2010 findet sowohl der Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie unter der Präsidentschaft von Prof. Dr. Tobias Welte als auch die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren (DGEBV e. V.) unter der Präsidentschaft von Prof. Dr. J. Hochberger in Hannover statt. Aus diesem Anlass ist es uns eine besondere Freude, dieses Sonderheft der bedeutendsten Fortbildungszeitschrift für Innere Medizin im deutschsprachigen Raum, „Der Internist“, zu präsentieren. Wir hoffen sehr, dass diese Ausgabe auf Ihr Interesse stößt und eine komplementäre Ergänzung und Unterstützung der beiden wichtigen Jahrestagungen in Hannover im März 2010 sein wird.

Prof. Dr. Michael P. Manns

Mitherausgeber „Der Internist“

Prof. Dr. Tobias Welte

Kongresspräsident Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie

Prof. Dr. Jürgen Hochberger

Kongresspräsident Deutsche Gesellschaft für Endoskopie und Bildgebende Verfahren e. V.