Zum Thema
Befindlichkeitsstörungen ohne pathologischen Befund stellen einen nicht unerheblichen Anteil des internen Krankengutes dar. Ein zunehmender Teil der Patienten führt diese Beschwerden auf Einflüsse aus dem Bereich der Arbeitswelt oder Umwelt zurück. Mangels vorliegender Pathologie neigt die Schulmedizin dazu, diese Syndrome eher dem psychiatrischen Formenkreis zuzuordnen oder psychologische Konzepte in die Kausalitätsüberlegungen einzubeziehen. Medien wie Alternativmedizin unterstützen in diesem Themenbereich meist nicht die Konzepte der faktenorientierten Schulmedizin, sie halten Organschäden durch Belastungen mit Umweltnoxen für durchaus möglich, selbst wenn diese in zulässiger Höhe liegen. Postuliert wird häufig eine gesteigerte Individualempfindlichkeit. Beispiele solcher modern interpretierter Syndrome sind das Sick Building Syndrome, das chronische Erschöpfungssyndrom oder die idiopathische Umweltunverträglichkeit. Infolge der Unspezifität dieser Beschwerden ähnelt sich die Symptomatik, wenngleich diesen Syndromen durchaus unterschiedliche Konzepte zugrunde gelegt werden. Deshalb ist die Überlegung, es handle sich immer um das selbe Krankheitsbild, unberechtigt. Eine breite differenzialdiagnostische Palette ist gefordert, da es sich meist um Ausschlussdiagnosen handelt. Zur realitätsnahen Beurteilung sind fallweise auch Verfahren des Biomonitorings oder Ambientmonitorings heranzuziehen.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Wolf, C., Barth, A. Befindlichkeitsstörungen ohne Befund – moderne Syndrome. Internist 43, 833–839 (2002). https://doi.org/10.1007/s00108-002-0632-7
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00108-002-0632-7