Funktion der Tuba auditiva bei epitympanalen Retraktionstaschen

Zusammenfassung

Die Pathogenese der epitympanalen Retraktionen des Trommelfells beruht auf verschiedenen Faktoren. Neben infektiösen Prozessen spielen die Druckverhältnisse im Mittelohr eine entscheidene Rolle. Anatomische Engstellen in den Mittelohrräumen besonders der Isthmus tympanicum führen zu einer Minderbelüftung des epitympanalen Raumes. Der Mittelohrdruck wird durch die Tuba auditiva entscheidend beeinflußt. Funktionsstörungen der Tuba auditiva, entweder als Tubenöffnungs- oder Tubenschlußinsuffizienz, können über eine Minderbelüftung zu einem Unterdruck in den Mittelohrräumen führen. Eine klaffende Tuba auditiva, die eine Insuffizienz des Tubenschlusses darstellt, kann in Verbindung mit dem sog. „Sniffing” zu einem Unterdruck der Mittelohrräume führen. Diese Untersuchung sollte mit Hilfe eines objektiven Verfahrens klären, wie häufig klaffende Tuben den epitympanalen Retraktionstaschen zugrunde liegen. Die passive und aktive Tubenfunktion von 41 Patienten mit insgesamt 50 epitympanalen Retraktionstaschen wurde in der Druckkammer anhand der Dual-Impedanz-Methode untersucht. Es wurden 3 verschiedene Stadien der epitympanalen Retraktionstaschen unterschieden. Mit Stadium 1 wurde eine überschaubare, mobile Retraktionstasche bezeichnet, das Stadium 2 gab eine überschaubare, aber fixierte Retraktionstasche an, während das Stadium 3 eine nicht überschaubare fixierte Retraktion beschrieb und ein Übergang zum Cholesteatom darstellte. Die Ergebnisse wurden mit einem Kollektiv von 50 ohrgesunden Probanden verglichen. Ingesamt fanden sich 27 klaffende Tuben bei den Patienten mit epitympanalen Retraktionstaschen, wovon 22 auf die erkrankten Ohren entfielen, gegenüber nur 2 klaffenden Tuben bei den ohrgesunden Probanden. Sowohl der Tubenwiderstand (p<0,001) als auch der Gewebedruck (p<0,01) zeigten sich signifikant bei den Patienten mit epitympanalen Retraktionstaschen in dem erkrankten Ohr gegenüber dem Normalkollektiv erniedrigt. Die verschiedenen Stadien der epitympanalen Retraktionstaschen hingegen unterschieden sich hinsichtlich der gemessenen Drücke nicht wesentlich voneinander.

Summary

There are different hypotheses for the development of epitympanic retraction pockets. These can occur as the result of an inflammatory process and negative pressure in the middle ear spaces. Anatomic bottlenecks in the middle ear favor diminished inflation of the epitympanic space. The eustachian tube provides pressure equilibration in the middle ear. Its dysfunction involving tubal opening or closing is thought to be the main reason for a permanent negative pressure in the middle ear. A patulous eustachian tube is now claimed for prolonged negative pressure in the middle ear and is caused by a so-called ”sniffing” habit. The purpose of this study was to elucidate objectively the frequency of patulous eustachian tubes in ears with epitympanic retraction pockets. We examined passive tubal function in 41 patients with 50 epitympanic retraction pockets by using dual impedance in a pressure chamber. We identified three stages of epitympanic retraction pockets. Stage 1 involved a mobile and controllable retraction pocket; stage 2 corresponded with a fixed but controllable pocket, whereas stage 3 described a fixed pocket that was developing into a cholesteatoma. Results were compared with the function tests of 100 healthy ears in 50 normal individuals. We found 27 patulous eustachian tubes in patients with epitympanic retraction pockets, 22 of which occurred in affected ears while only 2 patulous tubes were found in the group of the healthy ears. Tubal opening pressure (P<0.001) and tubal closing pressure (P<0.01) were significantly lower in ears with epitympanic retraction pockets than in healthy ears.