Bis vor wenigen Jahren galt der menschliche Riechsinn beinahe traditionell als biologisch bedeutungslos. Forschungen über das limbische System, das als postulierter “Sitz der menschlichen Seele” im vorrangigen Interesse der modernen Neurowissenschaften steht, zeigen jedoch, daß nicht etwa Farben oder Geräusche, sondern Düfte und Gerüche besonders tief und nachhaltig auf die Psyche einwirken. Vor jenem Hintergrund ist eine medizinische Geringschätzung des Riechens kaum noch vertretbar. Ferner ist ein erheblicher Nachholbedarf auf klinisch-wissenschaftlichem Terrain zutage getreten, der den Vorstand unserer Fachgesellschaft 1994 zur Gründung einer eigenen Arbeitsgemeinschaft für Olfaktologie und Gustologie veranlaßt hat. Deutliche Fortschritte sind seither in der Diagnostik von Riechstörungen erzielt worden.
Funktionsstörungen des Riechsinnes sind viel häufiger, als bislang angenommen wurde. Nach epidemiologischen Studien aus den USA, in denen bereits eigenständige Smell and Taste-Centers existieren, sollen sogar über 10% der US-Bevölkerung unter olfaktorischen Defiziten leiden [1, 3]. Ca. 85% aller Riechstörungen sind auf die chronische Rhinosinusitis, Schädelhirntraumen oder einen grippalen Infekt zurückzuführen, die restlichen 15% sind angeboren, toxisch, altersbedingt oder Nebenwirkungen von Medikamenten [3, 5, 12, 13]. Auch kann die Riechleistung bei Kindern infolge einer Rachenmandelhyperplasie meßbar reduziert sein [2].
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Delank, KW. Subjektive und objektive Methoden zur Beurteilung der Richfunktion. HNO 46, 182–190 (1998). https://doi.org/10.1007/s001060050222
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001060050222