Elektromyographische Untersuchung und Verlaufsbeobachtung von beidseitigen Rekurrensparesen nach Schilddrüsenoperationen

Zusammenfassung

Beidseitige Rekurrensparesen führen oft zu Dyspnoe und erfordern dann operative Maßnahmen zur Sicherstellung einer ausreichenden Atmung. Können mit elektromyographischen Untersuchungen der Kehlkopfmuskulatur (KK-EMG) frühzeitig Aussagen zur spontanen Erholung von beidseitigen Stimmlippenparesen gemacht werden, und ergeben sich daraus therapeutische Konsequenzen? An einer retrospektiven Studie von 63 Patienten mit beidseitigen Rekurrenslähmungen nach Strumaresektion alio loco wurden Prognoseeinschätzungen elektromyographischer Untersuchungen der Kehlkopfmuskulatur dem tatsächlichen Heilungsverlauf gegenübergestellt. Eine Tracheotomie war bei 18 Patienten erforderlich, glottiserweiternde Eingriffe in 20 Fällen. Die Tendenz zur spontanen Erholung einer ausreichenden Glottisöffnung war von der Ausgangssituation abhängig: Nach Erstoperation wegen gutartiger Schilddrüsenerkrankung besserte sich die Atmung durch ein- oder beidseitige Erholung der Stimmlippenmotilität in 75%. Demgegenüber erreichten nur 36% der Patienten nach Restrumektomien spontan eine funktionell ausreichende Glottisweite. Die Zuverlässigkeit einer einmaligen elektromyographischen Kehlkopfuntersuchung für die Prognoseabschätzung betrug insgesamt 78%; i. allg. hat die Verhaltensregel, daß eine glottiserweiternde Operation erst nach Ablauf einer Wartezeit von 9 Monaten vorgenommen wird, Gültigkeit. In besonderen Fällen (z.B. Verweigerung einer Tracheotomie) kann die Indikation zu einer operativen Glottiserweiterung nach wiederholter KK-EMG-Untersuchung auch zu einem früheren Zeitpunkt gestellt werden.

Summary

Bilateral recurrent laryngeal nerve (RLN) palsies result in dyspnea and often require further surgery to secure an adequate airway for safe respiration. The present study was devised to determine a predictive value of laryngeal electromyography (LEMG) and if it has therapeutic consequences. In a retrospective study of 63 patients with bilateral recurrent laryngeal nerve palsies after thyroid gland surgery we compared the results of LEMG from the thyroarytenoid muscles with the spontaneous recovery rate of vocal cord mobility. A tracheostomy had to be performed in 18 patients because of unsafe dyspnea, while a unilateral lateral cord fixation had to be carried out in 20 patients. Primary thyroidectomies as treatment for benign goiters showed spontaneous normalization of unilateral or bilateral vocal cord mobility in 75% of cases versus 36% after revision thyroidectomies. Single LEMG correctly predicted prognosis in 78% of patients. In all, LEMG was found to be of value in the assessment of bilateral recurrent laryngeal nerve palsies. Findings also showed that a lateral cord fixation should be planned after a 9-month waiting period. When a patient refuses a tracheostomy lateral cord fixation can be performed at an earlier time, with the use of repeated LEMGs to predict whether or not a corrective surgery.