figure b

Prof. Dr. Wolfgang Pirsig

Am 25. Februar feiert Prof. Dr. Wolfgang Pirsig seinen 80. Geburtstag. Damit es in diesem Jahr nicht „same procedure as every year“ heißt, widmet ihm die Arbeitsgemeinschaft (ArGe) Schlafmedizin der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie ein Sonderheft mit schlafmedizinischen Themen.

Wolfgang Pirsig hat die ArGe Schlafmedizin und das erste deutsche HNO-Schlaflabor gegründet

Wolfgang Pirsig hat nicht nur die ArGe Schlafmedizin gegründet und war jahrelang ihr Erster Vorsitzender, nein, er hat auch das erste deutsche HNO-Schlaflabor in Ulm gegründet und ist für viele von uns ein wissenschaftlicher Lehrer. Für alle von uns ist er ein Vorbild von niemals endender Schaffenskraft.

In Neustrelitz/Mecklenburg als zweites von 6 Geschwistern geboren, erfolgte 1944/45 die Flucht aus Graudenz nach Niedersachsen. Sein Abitur auf einem sprachlich ausgerichteten Gymnasium hat Wolfgang Pirsig in Salzgitter-Lebenstedt im Jahr 1956 abgelegt. Es folgte ab Mai 1956 das Studium der Humanmedizin, zunächst bis zum Physikum 1958 in Göttingen und später bis zum medizinischen Staatsexamen 1962 am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). In Hamburg studierte Wolfgang Pirsig zusätzlich Philosophie.

Seine Dissertation erfolgte im September 1963 ebenfalls in Hamburg, wo er auch im Februar 1965 seine Approbation erhielt. Es folgte eine wissenschaftliche Ausbildung mit dem Schwerpunkt Physiologie und Neuroanatomie der Hörbahnen an der Universität Hamburg.

Ebenfalls am UKE erhielt Wolfgang Pirsig bis 1970 seine Ausbildung zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt und wurde anschließend zum Oberarzt ernannt. Seine umfassende Lehrtätigkeit startete im Wintersemester 1970/71 und hält bis heute an.

In Hamburg hat Professor Pirsig auch seine Ehefrau, Frau Dr. med. Hildburg Pirsig, kennengelernt und im März 1967 geheiratet. Insofern steht in diesem Jahr auch noch ein zweites großes Fest an, nämlich die goldene Hochzeit. Wir gratulieren bereits an dieser Stelle zu diesem feierlichen Jubiläum. Aus der Ehe sind 2 Kinder, Olaf (1972) und Cornelia (1973) hervorgegangen.

Neben Ausbildung, Familiengründung und Beginn der Lehrtätigkeit fällt auch der Beginn der wissenschaftlichen Karriere in die Hamburger Zeit. Zum Stand heute sind 199 Artikel in der Datenbank Medline zu finden, eine große Zahl davon als Erst- und als Letztautor. Einige davon, darunter meine ersten Arbeiten, haben wir zusammen veröffentlichen können. Die Habilitation und Venia Legendi für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde an der Universität Hamburg wurde im Januar 1971 erteilt, am 24.2.1976 wurde Wolfgang Pirsig zum Außerplanmäßigen Professor an der Universität Hamburg ernannt.

Im November 1979 folgte der berufliche Wechsel nach Ulm. Wolfgang Pirsig folgte dem Ulmer Ruf und wurde Professor und Leitender Oberarzt an der Abteilung für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde der Universität Ulm. Dort baute er zusammen mit dem Ordinarius Prof. Dr. Reinhard Pfalz die neu gegründete Ulmer Universitäts-HNO-Klinik auf. Sein Lebenswerk zeugt von einem ausgesprochen breitgefächerten Engagement für die HNO-Heilkunde. Besonders hervorzuheben sind sicher sein Interesse an der Entwicklung und Behandlung von Früh- und Neugeborenen, die gesamte Rhinologie und die Schlafmedizin. Wie eingangs erwähnt, gehört Wolfgang Pirsig zu den Pionieren der Schlafmedizin und hier insbesondere der HNO-ärztlichen Diagnostik und Therapie. Auf diesen Gebieten, aber auch im Bereich der Medizingeschichte und der HNO-Heilkunde in der bildenden Kunst hat Wolfgang Pirsig weltweite Anerkennung und Wertschätzung erfahren. Bis heute ist er international vernetzt und wird zu Vorträgen eingeladen.

Die Universität Ulm honorierte seine außerordentlichen wissenschaftlichen Leistungen im Jahr 1989 mit der Gründung der Sektion für Rhinologie und Rhonchopathien in der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde Ulm und ernannte ihn zu deren Leiter.

Ich selbst habe meine Ausbildung zum HNO-Arzt 1993 in Ulm begonnen. Wolfgang Pirsig begeisterte mich schnell für dieses Fach. Wir hatten seinerzeit ein selbst gebasteltes Schlaflabor, welches einer seiner Schüler, Herr PD Dr. Jürgen Schäfer, errichtet hatte. Es wurden dort bereits diagnostische und therapeutische Polysomnographien gemacht. Meines Wissens handelte es sich um das älteste HNO-Schlaflabor in Deutschland. Auch vereinzelte Schlafendoskopien wurden seinerzeit bereits durchgeführt. So haben wir einen der ersten veröffentlichen Fälle einer „floppy epiglottis“ als Ursache einer obstruktiven Schlafapnoe diagnostiziert und erfolgreich operativ behandelt.

Wolfgang Pirsig und seine Mitstreiter haben als Erste schlafmedizinische Operationskurse angeboten

Wolfgang Pirsig und seine Mitstreiter waren auch die Ersten, die schlafmedizinische Operationskurse angeboten haben.

Dieses Engagement und seine Leidenschaft für die HNO-Medizin und insbesondere seine Freude an der Weitergabe von Wissen an jüngere Kollegen hat Wolfgang Pirsig über seinen Ruhestand (seit April 2002) hinaus bis heute ausgezeichnet. Die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie hat ihn für seine Verdienste 1990 mit dem Ludwig-Haymann-Preis und 2001 mit der Verdienstmedaille ausgezeichnet.

Wir, seine Schüler, verdanken ihm einen großen Teil der Freude an unserem Beruf, viel schlafmedizinisches Wissen und die Freude an der Wissenschaft.

Wolfgang Pirsig, Du bist für uns ein Vorbild, weshalb es uns ein Anliegen ist, Dir dieses Heft zu dedizieren. Wir hoffen sehr, dass Du Deine Freude an dieser Ausgabe hast. In jedem Fall darf ich Dir im Namen der ArGe Schlafmedizin und aller in ihr wirkenden Kollegen unseren herzlichen Dank für Deine Leistungen ausdrücken.

Ad multos annos,

figure c

Thomas Verse