Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie – unser Fach umfasst weit mehr, als dies von außerhalb oft wahrgenommen wird. In dieser Ausgabe, in der sich die Preisträger 2014 mit ihren von der Deutschen Gesellschaft für HNO-Heilkunde, Kopf-und Halschirurgie prämierten Forschungsergebnissen Ihnen, den geneigten Lesern, näherbringen, zeigt sich dies erneut. Der inhaltliche Bogen ist weit gespannt von Stammzellen aus Fettgewebe, Vakzinierung in der Tumortherapie und das Hören mit Cochleaimplantaten (CI) als funktionelles Ergebnis und morphologisches Korrelat.

Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Halschirurgie umfasst mehr als von außerhalb wahrgenommen

Für seine Ergebnisse in der audiologischen Forschung mit CI-Trägern wurde Dr.-Ing. Tobias Rader der ADANO-Innovationspreis zuerkannt. Dr. Rader zeigt hierbei, dass eine erhaltene, nutzbare akustische Restfunktion des implantatversorgten Innenohrs der ausschließlichen CI-Versorgung in anspruchsvollen Hörsituationen messbar überlegen ist. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, durch eine entsprechende chirurgische Technik und personalisierte Elektrodenwahl bei der Implantation einen Strukturerhalt anzustreben. Im Ergebnis zeigt sich dies darin, dass Patienten, die elektrisch und akustisch hören, eine Schwelle des Sprachverstehens im Bereich Normalhörender haben können. Das sind faszinierende Resultate, die wir den Betroffenen, die sich an uns wenden, auch so vermitteln sollten.

Was sich im heranreifenden Gehirn CI-versorgter Babys auf molekularer Ebene abspielt hat Frau Dr. rer. nat. Nicole Rosskothen-Kuhl näher untersucht und dafür den Plester-Dissertationspreis erhalten. Sie hat gezeigt, dass ein molekularer Marker der Vernetzung im reifenden Gehirn der Ratte in den Kernen des Stamm- und Mittelhirns länger als im Großhirn aktiv bleiben. Eine asymmetrische Ausprägung des Markers nach einseitiger Ertaubung konnte durch eine elektrische Stimulation der Cochlea wieder zur seitengleichen Expression gebracht werden. Dies ist ein weiterer Punkt, der für eine frühzeitige Diagnose und Therapie kindlicher Hörstörungen spricht.

Während bei 70% der Kopf-Hals-Tumoren eine HPV-Infektion nachgewiesen kann, konnte dies bislang noch nicht für eine spezifische Therapie genutzt werden. Für ihre Forschung auf diesem Gebiet wurde Frau Dr. med. Miriam Reuschenbach der Preis der AG Onkologie verliehen. Sie untersuchte hierbei ein bekanntes, in HPV-infizierten Zellen überexprimiertes Protein. Dieses wurde zur Entwicklung eines Impfstoffs zur Tumortherapie herangezogen. Dr. Reuschenbach beschreibt hier Teile der Phase-I/II-Studie, deren Erfolg die Zukunft zeigen wird.

Zu den etablierten Verfahren der Karzinombehandlung zählt die Radiochemotherapie. Die Bestrahlung hat jedoch im Hautniveau Nebenwirkungen und kann hier zu Defekten führen. Dr. med. Frank Haubner hat sich mit Behandlungsmöglichkeiten dieser Komplikation beschäftigt und dafür den Preis der APKO erhalten. In bestrahlten Zellkulturen, denen aus Fettgewebe isolierte Stammzellen beigefügt wurden, waren die Expressionsmuster wundheilungsbegünstigender Faktoren besser.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und einige Aha-Effekte bei der Lektüre dieser Ausgabe.

Ihr

Prof. Dr. Mark Praetorius