Die Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) fand auch 2012 in Chicago (Illinois) statt. Das inzwischen 48. jährliche Meeting der ASCO wurde vom 01.–05. Juni 2012 abgehalten. Im Bereich der onkologischen Forschung ist die Jahrestagung der ASCO bei Weitem kein nationaler Kongress mehr, vielmehr ist er weltweit mit Abstand der größte und wichtigste. Wie deutlich dieser Kongress auch international wahrgenommen wird, zeigen auch die Besucherstatistiken: Etwa 55,4% aller Teilnehmer waren internationale Gäste. Von über 5200 eingereichten Abstracts wurden knapp 2700 für Vorträge oder Posterpräsentationen angenommen.

Das diesjährige Motto lautete „Collaborating to Conquer Cancer“, übersetzt also „Zusammenarbeit, um Krebs zu bezwingen“. Dieses Motto unterstreicht, wie sehr die onkologische Behandlung aufgrund der multimodalen Therapiekonzepte zu einer interdisziplinären Aufgabe geworden ist. Und eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit ist die einzige Möglichkeit, „Krebs zu bezwingen“. Eine onkologische Therapie nach zeitgemäßen und immer aktuellen Standards kann nur noch durch eine hohe Spezialisierung der einzelnen Experten erreicht werden. Gleichzeitig ist es für eine optimale Patientenbehandlung notwendig, nicht nur chirurgische oder nichtchirurgische Behandlungsoptionen zu kennen, sondern die Vor- und Nachteile dieser Therapien genau im Blick zu haben, jeweils bestmöglich einzusetzen und auf den Patienten abzustimmen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit ist die einzige Möglichkeit, „Krebs zu bezwingen“

In dieser Übersichtsarbeit über die wichtigsten Forschungsergebnisse aus der Kopf-Hals-Onkologie 2012 möchten wir auf die Highlights der aktuellen Studienlandschaft hinweisen, die bedeutendsten Neuigkeiten für die tägliche Praxis zusammenfassen und dabei in den Kontext der Studienresultate der vergangenen Jahre einordnen.

Auch in diesem Jahr präsentieren wir Ihnen separate Artikel zu drei unterschiedlichen Bereichen, die in der täglichen Praxis wichtig sind.

Im ersten Artikel geht es um aktuelle Studienergebnisse im Bereich der primären Radiochemotherapie. In diesem Bereich sind beim ASCO 2012 sehr interessante Resultate von Phase-III-Studien veröffentlicht worden, auf die lange gewartet wurde. Unter anderem präsentieren wir Ihnen Ergebnisse der deutschen Studie ARO 04-01 und zweier Phase-III-Studien, in denen erstmals direkt eine primär konkomitante Radiochemotherapie mit einer Induktionschemotherapie, gefolgt von einer Radiochemotherapie, im direkten Vergleich untersucht wurden. Gerade die direkte Gegenüberstellung von Induktionschemotherapiestrategien und konkomitanter Radiochemotherapie wurde seit der Veröffentlichung der TAX 323 und TAX 324 im Jahre 2007 dringlich erwartet.

Im zweiten Artikel werden die wichtigsten Highlights im Bereich der Rezidiv- und Metastasenbehandlung dargestellt. Gerade in diesem Bereich werden ständig zahlreiche Studien durchgeführt, sodass es schwierig ist, den Überblick zu behalten. Auch in diesem Bereich gab es Studienprotokolle, die so gute Überlebensergebnisse lieferten, dass ein direkter Vergleich mit dem Goldstandard der medikamentösen Therapie in der Rezidiv- und Metastasierungssituation gerechtfertigt ist.

Im dritten Artikel möchten wir die Aufmerksamkeit auf eine Entität richten, die in der täglichen Praxis immer häufiger behandelt werden muss und sich durch die besonders hohe Prävalenz HPV-assoziierter Tumoren auszeichnet: das Oropharynxkarzinom. Aufgrund der steigenden Häufigkeit HPV-positiver Tumoren nahm der Stellenwert des Oropharynxkarzinoms in den letzten Jahren stetig zu. Inzwischen werden viele Studien explizit auf diese Kohorte von Patienten zugeschnitten und spezielle Behandlungsstrategien erprobt.

Wir hoffen, Ihnen mit diesen Artikeln die Übersicht in der sich ständig wandelnden Forschungslandschaft im Bereich der Kopf-Hals-Onkologie zu erleichtern.