Zusammenfassung
Hintergrund
Für die Begutachtung bei Schwerhörigkeit werden zur Ermittlung der Sprachverständlichkeit Zahlen- und Einsilbertest des Freiburger Sprachtests empfohlen. In der ehemaligen DDR war zusätzlich der sog. Sauer-Test, ein beidohriger Zahlentest (BZT) bei 70 dB Störgeräusch, Standard und floss in die Ermittlung des Körperschadens mit ein. In der heutigen Begutachtungspraxis fehlt eine solche Messung im Störgeräusch. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, ob und inwieweit sich der Grad der Schädigungsfolgen (GdS) unter Einbeziehung des BZT ändert.
Material und Methoden
Bei 78 schwerhörigen Patienten (66 Hochton- und 12 pankochleäre Schwerhörigkeiten) und 22 normalhörenden Kontrollpersonen erfolgten Hörschwellenmessung, Sprachaudiometrie (Freiburger Sprachtest), Freifeldmessung mit und ohne Störgeräusch sowie BZT. Dann wurde der Hörverlust seitengetrennt jeweils mit und ohne Berücksichtigung des BZT errechnet und die jeweiligen GdS-Werte festgestellt.
Ergebnisse
Patienten mit Hochton- bzw. mit pankochleärer Schwerhörigkeit hatten unter Berücksichtigung des BZT einen tendenziell (etwa 2% bzw. 5%) höheren GdS verglichen mit dem gängigen Verfahren ohne Störgeräusch. Jedoch lag weder im Mann-Whitney-U-Test noch in der Bland-Altman-Analyse ein statistisch signifikanter Unterschied der beiden Methoden zur GdS-Berechnung vor.
Fazit
Die routinehafte Anwendung des BZT zur Begutachtung kann nicht empfohlen werden, da keine wesentliche Änderung des GdS zu erwarten ist. Dies betrifft besonders die Hochtonschwerhörigkeiten. Bei pankochleären Schwerhörigkeiten kann der BZT bei Vorliegen von Kommunikationsstörungen im Störgeräusch berücksichtigt werden, zumindest bis modernere Sprachtests im Störgeräusch in die Begutachtung integriert sind.
Abstract
Objective
For the determination of speech intelligibility in the expertise of hearing loss, the Freiburg speech test (number test and monosyllable test) is recommended in the Federal Republic of Germany. In the former German Democratic Republic, Sauer’s binaural number test with 70 dB background noise (“beidohriger Zahlentest”, BZT) was a standard element in expert opinions and was used in the calculation of bodily injury (“Körperschaden”). In the current practice, a hearing test in noise is still lacking. The present study analyzes whether and to what degree the impairment (“Grad der Schädigungsfolgen”, GdS) changes when also considering Sauer’s test.
Material and methods
In a collective of 78 patients with hearing loss (66 patients with high-frequency hearing loss and 12 patients with pancochlear hearing loss) and 22 normal hearing controls, the following audiometric measurements were conducted: pure tone audiometry, speech audiometry (Freiburg speech test), free field audiometry with and without noise, and Sauer’s test. Subsequently, the hearing loss for both sides was calculated taking into consideration the values obtained with and without Sauer’s test, and the respective GdS was determined.
Results
Patients with high-frequency hearing loss and pancochlear hearing loss had a trend for higher GdS (approximately 2 and 5%, respectively), compared to the established algorithm without the use of hearing tests in noise. However, neither the Mann–Whitney U-test nor the Bland–Altman analysis yielded relevant differences between the two methods to calculate the GdS.
Conclusion
The routine implementation of Sauer’s test in the expertise of hearing loss cannot be recommended, since no relevant change in the GdS can be expected. This is especially true for high-frequency hearing loss. In pancochlear hearing loss, use of Sauer’s test can be considered if problems concerning hearing in situations with background noise are present—at least until more advanced hearing tests optimized for use in noise have been integrated into the tables for GdS calculation.
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Interessenkonflikt
Der korrespondierende Autor gibt für sich und seine Koautoren an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Braun, T., Leisering, B., Krause, E. et al. Beidohriger Zahlentest im Störgeräusch nach Sauer . HNO 60, 886–891 (2012). https://doi.org/10.1007/s00106-012-2544-8
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00106-012-2544-8