Kinder sind keine kleinen Erwachsenen: Diese Binsenweisheit ist die Grundlage für oft dramatische Unterschiede in der Behandlung scheinbar gleichartiger Erkrankungen in unterschiedlichen Altersstufen. International ist als Konsequenz eine starke Tendenz zur Subspezialisierung innerhalb der einzelnen Fächer und Disziplinen zu beobachten. Nicht nur der Kinder-HNO-Arzt, sondern der pädiatrische Laryngologe, Otologe und Rhinologe sind hier gelebte Realität. Dies gilt keineswegs nur für die hierzulande ob ihrer Neigung zur Superspezialisierung teils belächelte nordamerikanische Medizin. Besucht man die Kongresse der European Society for Pediatric Otorhinolaryngology (diesjähriger Kongress s. www.espo2012.com) hat man vielmehr den Eindruck, dass wir uns in Deutschland auf einem Sonderweg befinden.

Das vorliegende Heft möchte auf einige Aspekte in der pädiatrischen Laryngologie hinweisen. Dabei wurden bewusst die klassischen und bekannten Themen beiseite gelassen zugunsten von vermutlich weniger bekannten Problemfeldern, die aber von hoher klinischer Relevanz sind und durch neue Entwicklungen einen höheren Bekanntheitsgrad verdienen.

Im Mittelpunkt stehen die Atemwegsstenosen. Der Beitrag von A. König weist auf die oft unterschätzten Besonderheiten der kindlichen Tracheotomie hin und erläutert das Amsterdamer Konzept im Management tracheotomierter Kinder.

Supraglottische Fehlbildungen sind eine besonders häufige Entität

Zwei weitere Beiträge befassen sich mit frühkindlichen Atemwegsstenosen. Supraglottische Fehlbildungen sind eine besonders häufige Entität, die aber oft unterdiagnostiziert und unterschätzt werden. Dies ist umso bedauerlicher, als heute minimalinvasive und hochgradig erfolgreiche Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Subglottische Stenosen im 1. Lebensjahr sind dem gegenüber selten und stellen vielfache Herausforderungen. Aber auch auf diesem Teilgebiet gibt es interessante Entwicklungen, die zumeist eine Erweiterung des Atemwegs erlauben und zugleich eine Tracheotomie vermeiden können, die im Kleinkindalter schon für sich allein ein nicht unerhebliches Mortalitätsrisiko mit sich bringt.

Die Besonderheiten der kindlichen Stimmstörungen werden von B. Schneider-Stickler dargelegt.

Die Kenntnis dieser Innovationen ist die Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung zum Wohl unserer kleinen Patienten. Die Weitergabe dieser Informationen an die primär behandelnden Pädiater erfolgt dabei am besten in der alltäglichen vertrauensvollen interdisziplinären Zusammenarbeit, worum ich Sie hiermit herzlich bitten möchte.

Ihr

Christian Sittel