Zusammenfassung
Die gesundheitlichen Voraussetzungen für die Erteilung einer Fahrerlaubnis sind in der Fahrerlaubnisverordnung festgeschrieben. Details sind den Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung zu entnehmen; diese werden derzeit überarbeitet. Momentan stellt auch eine beidseitige Taubheit bzw. hochgradige Schwerhörigkeit (Hörverlust ≥60%) zwar keinen Ausschluss für die Führerscheinklassen A, B und C dar, für Omnibusse (Führerscheinklasse D) und/oder Fahrgastbeförderung besteht hingegen keine Fahreignung. Es wurde vorgeschlagen, den Betroffenen auch den Erwerb dieser letztgenannten Führerscheinklassen zu ermöglichen. Die Bemessung der Hörminderung erfolgt aktuell aus dem Tonschwellenaudiogramm mithilfe der Luftleitung nach der Zweifrequenztabelle, künftig nach der Vierfrequenztabelle. Bei Schwindel und symptomatischen Gleichgewichtsstörungen besteht derzeit ein pauschaler Ausschluss der Fahreignung. In der Überarbeitung werden die einzelnen Krankheitsbilder dezidiert betrachtet; hierbei sollen für einspurige Fahrzeuge strengere Maßstäbe angesetzt werden. Für die Begutachtung bei verkehrsmedizinischen Fragestellungen ist für den HNO-Arzt eine besonders zu erwerbende verkehrsmedizinische Qualifikation erforderlich.
Abstract
According to German law granting of driving licenses depends on the proof of an adequate driving capability. The corresponding guidelines are at present in the process of being revised. At the moment bilateral deafness and high-grade hearing loss (≥60% in pure tone audiometry) are not exclusion criteria for driving licenses grades A, B and C, while driving licenses grade D and licenses for public transport are generally excluded. In the forthcoming revised edition of the guidelines it has been suggested that the latter group will also not be excluded. The regulations concerning dizziness are wide-sweeping at the moment as no driving license will be granted if dizziness is present but will be more specific in the next issue. In particular a division will be made between single axle and two axle vehicles. An expert assessment about driving suitability can only be made by a certified specialist with qualifications in traffic medicine.
Literatur
Cohen HS, Wells J, Kimball KT, Owsley C (2003) Driving disability and dizziness. J Safety Res 34:361–369
Hamann KF (1999) Grundlagen für die Begutachtung von Schwindelerscheinungen: Pathophysiologie, typische Beschwerden und okulomotorische Symptome. Med Sachverst 95:177–180
Hamann KF (2002) Fahrtüchtigkeit bei vestibulären Läsionen. HNO 50:1086–1088
Höhmann D (1996) Die Kraftfahreignung bei Hörstörungen und bei Vestibulariserkrankungen. Dtsch Arztebl 93:A1404–A1407
Lewrenz H (2000) Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen. Reihe „Mensch und Sicherheit“, 6. Aufl. Wirtschaftsverlag NW, Verlag für neue Wissenschaft, Bremerhaven, Heft M 115
Madea B, Mußhoff F, Berghaus G (2006) Verkehrsmedizin. Fahrsicherheit, Fahreignung, Unfallrekonstruktion. Deutscher Ärzte-Verlag, Köln
Schubert W, Schneider W, Eisenmenger W, Stephan E (2005) Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung: Kommentar, 2. Aufl. Kirschbaum, Bonn
Waldfahrer F, Wagner HJ, Iro H (1999) Verkehrsmedizinische Begutachtung in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. HNO 47:941–946
Wienke A (2002) Verkehrsmedizinische Aufklärungs- und Hinweispflichten des Arztes. HNO 50:1089–1091
Interessenkonflikt
Es besteht kein Interessenkonflikt.
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Waldfahrer, F., Iro, H., v. Brevern, M. et al. Verkehrsmedizinische Begutachtung in der HNO-Heilkunde. HNO 58, 110–116 (2010). https://doi.org/10.1007/s00106-009-2043-8
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00106-009-2043-8