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Konzeption und Realisierung einer Prosodie-Testbatterie

Conception and realisation of a prosody test battery

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Zusammenfassung

Hintergrund

Die Prosodie bezieht sich auf rhythmische und melodische Aspekte in Sprache und ist eines der Qualitätsmaße, welches über das reine Sprachverstehen hinaus bei der Beurteilung technischen Hörhilfen, insbesondere von Kochleaimplantaten, zunehmendes Interesse erlangt. Zur Untersuchung der Perzeption prosodischer Merkmale existiert bislang im deutschen Sprachgebrauch kein umfassendes Instrumentarium. Diese Lücke soll mit der Testbatterie geschlossen werden, deren Konzeption und Realisierung in der vorliegenden Arbeit beschrieben wird.

Methoden

Grundsätzlich besteht die Testbatterie aus 4 verschiedenen Modulen (Dauer, Satzmodus, Satzakzente und Sprechergeschlecht), welche unterschiedliche prosodische Merkmale repräsentieren. Diese Tests sollen sowohl Alltagssituationen repräsentieren als auch sehr kleine Unterschiede hinsichtlich der Verarbeitung prosodischer Merkmale aufdecken. Dazu wurden natürlichsprachliche Aufnahmen künstlich verändert. Die Modifikationen bezogen sich jeweils auf einen der zugrunde liegenden physikalischen Parameter, i. d. R. die Grundfrequenz bzw. die Vokaldauer. Mit 12 normalhörenden Personen wurden Referenzmessungen durchgeführt.

Ergebnisse

Erwartungsgemäß zeigten die normalhörenden Versuchspersonen bei den natürlichsprachlichen Aufnahmen Diskriminationsraten, die bei annähernd 100% lagen. Im Teil mit den modifizierten Stimuli ergaben sich für alle Module sehr steile Diskriminationsfunktionen, die darauf hinweisen, dass die normalhörenden Personen sehr gut in der Lage sind, kleine Änderungen in den physikalischen Parametern unterschiedlichen prosodischen Perzepten zuzuordnen. Darüber hinaus ergab sich in Bezug auf die Steigung der Diskriminationsfunktion eine sehr geringe Variabilität in den Ergebnissen.

Schlussfolgerungen

Zusammen mit Daten aus Voruntersuchungen mit Kochleaimplantat-Nutzern, welche deutlich variablere und flachere Diskriminationsfunktionen als die hier untersuchten Normalhörenden aufweisen, bestätigen die Ergebnisse die grundsätzliche Eignung der Testbatterie zur Erfassung prosodischer Merkmale. Damit soll zukünftig ein weiteres, über das reine Sprachverstehen hinausgehendes Qualitätsmerkmal untersucht werden.

Abstract

Background

Prosody reflects rhythmic and melodic aspects in speech and is one of the quality measures that shows – apart from pure speech understanding – a rising interest in the assessment of technical hearing aids, especially of cochlear implants. At present, there is no adequate test battery for the German speaking population. The test battery presented in this study aims to fill this gap.

Methods

The test battery consists of four different modules addressing different prosodic cues, namely duration, question vs statement, sentence stress, and speaker gender. One part of the test battery aims at reflecting everyday situations and was realized with six different speakers representing various pitch frequencies and speak rates. Another goal of the tests is to detect very small differences in prosody perception. Therefore, natural utterances were artificially modified by changing the underlying acoustic parameters (e.g. duration, fundamental frequency). Measurements were performed with 12 normal listeners in order to investigate the properties of the tests.

Results

As expected, the normal listeners revealed discrimination rates of close to 100% in that part of the test battery using natural utterances. For the part with the modified stimuli, all four modules revealed very steep discrimination functions indicating that the normal listeners were able to use very small changes in the acoustic parameters as cues for prosody perception. Moreover, the slope of the discrimination function revealed very low variability.

Conclusions

Together with preliminary data from cochlear implant recipients who clearly showed different psychometric functions, the test battery seems suitable for a comprehensive evaluation of prosody perception. This facilitates future examinations of speech processing beyond the pure understanding of speech.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4

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Interessenkonflikt

Der korrespondierende Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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Correspondence to H. Meister.

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Anmerkung

Auszugsweise vorgetragen auf der Herbsttagung der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen (ADANO), 07.10.2006, Freiburg.

Anhang

Anhang

Minimalpaare Dauer

Wahl vs. Wall

Maße vs. Masse

Täler vs. Teller

lahm vs. Lamm

Bahn vs. Bann

Satzmodus

Der Mann fährt ein gelbes Auto? vs. Der Mann fährt ein gelbes Auto.

Die Oma hat den Kuchen gegessen? vs. Die Oma hat den Kuchen gegessen.

Der Opa fährt ein blaues Fahrrad? vs. Der Opa fährt ein blaues Fahrrad.

Die Krankenschwester isst einen Apfel? vs. Die Krankenschwester isst einen Apfel.

Der Mann trinkt einen Kaffee? vs. Der Mann trinkt einen Kaffee.

Satzakzente

Der Löwe springt über die Mauer. vs.

Der Löwe springt über die Mauer. vs.

Der Löwe springt über die Mauer. vs.

Der Junge wirft einen Ball. vs.

Der Junge wirft einen Ball. vs.

Der Junge wirft einen Ball. vs.

Das Mädchen sitzt auf einer Bank. vs.

Das Mädchen sitzt auf einer Bank. vs.

Das Mädchen sitzt auf einer Bank. vs.

Der Bär hat den Fisch gefangen. vs.

Der Bär hat den Fisch gefangen. vs.

Der Bär hat den Fisch gefangen. vs.

Die Katze jagt eine Maus. vs.

Die Katze   jagt eine Maus. vs.

Die Katze jagt eine Maus. vs.

Sprechergeschlecht

Das Mädchen spielt mit ihrer Puppe (w.) vs. Das Mädchen spielt mit ihrer Puppe (m.)

Das Pferd läuft auf der grünen Wiese (w.) vs. Das Pferd läuft auf der grünen Wiese (m.)

Das Mädchen liegt krank in einem Bett (w.) vs. Das Mädchen liegt krank in einem Bett (m.)

Der Junge trägt einen blauen Pullover (w.) vs. Der Junge trägt einen blauen Pullover (m.)

Der Fisch schwimmt in einem Aquarium (w.) vs. Der Fisch schwimmt in einem Aquarium (m.)

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Meister, H., Pyschny, V., Landwehr, M. et al. Konzeption und Realisierung einer Prosodie-Testbatterie. HNO 56, 340–348 (2008). https://doi.org/10.1007/s00106-007-1581-1

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