Risikofaktoren für die Entwicklung maligner Melanome und Identifikation von Risikopersonen im deutschsprachigen Raum

Zusammenfassung

Im letzten Jahrzehnt wurden zahlreiche Fall-Kontroll-Studien zur Erkennung von Risikofaktoren für die Melanomentwicklung durchgeführt, deren Ergebnisse z.T. unterschiedlich sind und auch nach geographischen Regionen variieren. Im Rahmen des Zentralregisters Malignes Melanom der DDG wurden vier gezielte Studien durchgeführt, die insgesamt ein konsistentes Ergebnis in der Identifikation von Melanom-Risikofaktoren im deutschsprachigen Raum zeigten. Die wichtigsten unabhängigen Risikofaktoren der Melanomentwicklung sind die Zahl der gewöhnlichen melanozytären Nävi, die Zahl der atypischen melanozytären Nävi sowie das Auftreten und die Häufigkeit aktinischer Lentigines. Weitere signifikante Faktoren in der multivariaten Analyse waren die Haarfarbe, der Hauttyp und die Beobachtung der Patienten, daß Pigmentmale gewachsen seien. Die erstgenannten 3 Faktoren allein waren geeignet, ein Schema zur Risikoeinteilung zu etablieren, das durch Hinzuziehung weiterer Parameter nicht mehr verbessert werden konnte. So haben z.B. Personen mit mehr als 50 melanozytären Nävi am gesamten Integument, gleichzeitigem Vorkommen von 5 oder mehr atypischen melanozytären Nävi und zusätzlichem Vorhandensein aktinischer Lentigines ein über 100fach erhöhtes relatives Risiko, im Vergleich zu Personen ohne diese Merkmale, ein malignes Melanom zu entwickeln. Auf diese Weise können durch eine einfache Inspektion ohne besonderen technischen Aufwand Personen mit einem stark erhöhten Melanomrisiko identifiziert, und damit kann die Früherkennung des Melanoms wesentlich verbessert werden. Weiterhin zeigten die Untersuchungen, daß intensive intermittierende Sonnenbestrahlung (Indikator: Sonnenbrände) vor dem 20. Lebensjahr gewöhnliche und atypische melanozytäre Nävi induziert und damit zu einer Erhöhung des Melanomrisikos beiträgt.

Summary

Risk factors for development of malignant melanoma have been investigated in several case control studies during the last decade, with some variation in results, partly with geographical region. Four studies have been conducted under the auspices of the Central Malignant Melanoma Registry of the German Dermatological Society; these have yielded consistent results allowing the identification of risk factors for melanoma development. The numbers of common melanocytic naevi, of atypical melanocytic naevi and the frequency of actinic lentigines were found by multivariate regression analysis to be the most important independent risk factors for melanoma development. Additional factors were hair colour, skin type and a history of naevus growth. A classification of relative risks was established by considering the first three risk factors mentioned, without any clear improvement of classification when further additional significant factors were taken into accout. For example, in individuals with more than 50 common melanocytic naevi, 5 or more atypical melanocytic naevi and simultaneous presence of actinic lentigines the risk of developing melanoma was found to be 100-fold that in persons with 10 common melanocytic naevi or fewer and without atypical melanocytic naevi or actinic lentigines. Early recognition of melanomas may be substantially improved if these risk factors are considered. Furthermore, intermittent intensive sun exposure (sunburns as indicator) before the age of 20 induces the development of melanocytic naevi, and after the age of 20 it contributes to the development of actinic lentigines; both factors are associated with an increased risk of melanoma development.