Die Bäume blühen, die Pflanzen sprießen, die Kinder wachsen – ein guter Monat für ein neues Leitthemenheft zur pädiatrischen Dermatologie. Für die Unterzeichner – wen wundert’s? – ist die Kinderdermatologie das schönste Teilgebiet der Dermatologie bzw. der Pädiatrie, je nach Blickwinkel. Einerseits bietet sie hervorragende Möglichkeiten zur interdisziplinären Zusammenarbeit der beiden und auch anderer Fachgebiete, andererseits umfasst sie trotz des Charakters einer Subspezialität ein fast unüberschaubares Spektrum von Erkrankungen. Auch wenn viele Dermatosen ebenso bei Erwachsenen vorkommen, so sind ihre Häufigkeit, Bedeutung und Behandlung bei Kindern doch oft gänzlich anders.

Häufigkeit, Bedeutung und Behandlung vieler Dermatosen sind bei Kindern oft gänzlich anders

Unser Interesse an der Kinderdermatologie wird von vielen Kolleginnen und Kollegen geteilt; Veranstaltungen zum Thema garantieren eine lange Teilnehmerliste. Leider liegt dies auch daran, dass es mit der Aus- und Weiterbildung in diesem Teilgebiet in Deutschland nicht zum Besten steht. Kenntnisse über Hauterkrankungen sind trotz deren Häufigkeit in der pädiatrischen Weiterbildung stark unterrepräsentiert, aber auch an nur wenigen unserer Hautkliniken besteht ein kinderdermatologischer Schwerpunkt. An deutschen Universitätskliniken existiert nicht eine einzige Abteilung für Kinderdermatologie, und an deutschen Kinderkliniken gibt es nur deren zwei: in Hamburg und in Hannover. Folgen sind – im Gegensatz z. B. zu Frankreich, Spanien und Italien – deutlich geringere wissenschaftliche Aktivitäten auf diesem Gebiet und letztlich eine weit verbreitete Unterversorgung mit klinischer Expertise. Die wenigen kinderdermatologischen Schwerpunktkliniken und -praxen sind heillos überlaufen, Termine lassen sich oft erst in einigen Monaten vereinbaren.

Unsere Befürchtung ist, dass sich an dieser Situation in absehbarer Zukunft kaum etwas ändern wird. Die Weichen für eine Stärkung der Kinderdermatologie müssten an Kliniken und Fakultäten gestellt werden. Kinder- und Hautkliniken müssten ein größeres Interesse an Kooperationen und einem auch personellen Austausch mit der jeweils anderen Klinik haben, z. B. durch 12-monatige „Rotationen“, was die neue Weiterbildungsordnung durchaus ohne Zeitverlust zulässt.

Für den Moment müssen wir uns damit begnügen, die Fortbildung in diesem Teilgebiet zu fördern. Deswegen sind wir dem Springer Medizin Verlag dankbar, dass er uns mit zeitgleich in den Zeitschriften Die Dermatologie und in der Monatsschrift für Kinderheilkunde erscheinenden Leitthemenheften zu kinderdermatologischen Themen eine gute Gelegenheit dazu gibt. Neben unseren Beiträgen zu infantilen Hämangiomen und zur Psoriasis im Kindesalter haben wir für Die Dermatologie 3 weitere Kernthemen der Kinderdermatologie (nävoide Dermatosen, kongenitale melanozytäre Nävi, Mastozytosen) ausgewählt, deren neuester Kenntnisstand von Rudolf Happle (Freiburg), von Sven Krengel (Lübeck) und von Karin Hartmann und ihrer Mitarbeiterin Hanna Wassmer (Basel) dargestellt wird. Drei dieser Beiträge (Mastozytosen, infantile Hämangiome, Psoriasis) sind auch für die Monatsschrift für Kinderheilkunde vorgesehen, ergänzt um Artikel zu schweren kutanen Arzneimittelreaktionen bei Kindern (Maja Mockenhaupt, Freiburg) und zu neonatalen Erythrodermien (Hagen Ott, Hannover).

Gleichzeitig möchten wir dieses Editorial dazu nutzen, Herrn Prof. Dr. Rudolf Happle, dem „Altvater“ der pädiatrischen Dermatologie in der Bundesrepublik Deutschland, herzlich zum 85. Geburtstag zu gratulieren. Es gibt also doch etwas zum Feiern!

Viel Spaß bei der Lektüre des Themenheftes wünschen Ihnen

Henning Hamm und Peter H. Höger