Liebe Leserin, lieber Leser,

die kutanen Lymphome zählen zu den seltenen Erkrankungen. Aufgrund der Imitation zahlreicher entzündlicher Dermatosen sind die kutanen Lymphome eine wichtige Differenzialdiagnose im klinischen Alltag. Bei therapieresistenten entzündlichen Hauterscheinungen sollte eine Hautbiopsie zur möglichen Diagnosesicherung eines Hautlymphoms entnommen werden. Die Diagnosestellung gelingt am besten im klinisch-pathologischen Kontext. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Verläufe und Prognosen der kutanen Lymphome sind eine exakte Diagnosestellung und Klassifikation unerlässlich.

Im vorliegenden Themenheft „Kutane Lymphome“ geben Ihnen mit den Hautlymphomen bestens vertraute Experten einen aktuellen Überblick. Neben dem Therapieansprechen und der langfristigen Erkrankungskontrolle ist v. a. die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten zu berücksichtigen. Da die kutanen Lymphome in der Regel nicht heilbar sind und einen chronischen Verlauf zeigen, kommt der Beachtung der Lebensqualität eine vorrangige Bedeutung zu. Mit dem vorliegenden Artikel von Dr. Jäger, Prof. Klemke und Frau Dr. Tratzmiller aus Karlsruhe möchten die Autoren die Leserinnen und Leser für dieses im klinischen Alltag häufig zu wenig beachtete Thema in der Patientenbetreuung sensibilisieren.

Kutane Lymphome sind in der Regel nicht heilbar und zeigen einen chronischen Verlauf

Prof. Stadler und Dr. Hain beschäftigen sich mit den neuesten Erkenntnissen zur Ursprungszelle des kutanen T‑Zell-Lymphoms. Die Fortschritte der molekularen Diagnostik, wie z. B. das „next generation sequencing“, können die Zellen genauer differenzieren und auch im Verlauf der Therapie in ihrem Phänotyp und ihrem biologischen Verhalten charakterisieren. Die von den lokalen Gedächtnis-T-Zellen abstammenden Tumorzellen der Mycosis fungoides liefern Erklärungen für den klinischen Verlauf im Gegensatz zum leukämischen Sézary-Syndrom, das eher auf zentrale Gedächtniszellen zurückzuführen ist. Durch diese molekularen Befunde lassen sich neue therapeutische Zielstrukturen identifizieren.

Einen Schwerpunkt dieses Leitthemenheftes haben wir auch auf die Radiotherapie kutaner Lymphome gelegt. Hier präsentieren Dr. Rolf und Prof. Eich aktuelle Standards und Trends in der Bestrahlungsbehandlung und zeigen dabei, dass in den letzten Jahren die Bestrahlungsschemata, gerade bei den kutanen T‑Zell-Lymphomen, hin zu niedrigeren Dosierungen tendieren bei guter Wirksamkeit und deutlich verbesserter Verträglichkeit. In diesem Zusammenhang werden auch die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Radiotherapie von lokalisierter Bestrahlung hin zu unterschiedlichen Methoden der Ganzhautbestrahlung aufgezeigt, um einen umfassenden Überblick über diese Therapieoption zu liefern.

In den letzten Jahren wurden dank intensiver Forschung mehrere neue medikamentöse Therapieoptionen etabliert. Damit erweitert sich das Behandlungsspektrum für die kutanen Lymphome erheblich um einige teils zielgerichtete lokale und systemische Therapiemöglichkeiten. Prof. Assaf und Dr. Dobos stellen die neuen Therapeutika mit ihren jeweiligen optimalen Einsatzgebieten vor und zeigen darüber hinaus einige neue interessante Kombinationsmöglichkeiten auf, durch die die Wirksamkeit bei geringer Nebenwirkungsrate gesteigert werden kann. Darüber hinaus werden kurz einige zukünftige interessante Therapieoptionen präsentiert.

Das Leitthemenheft „Kutane Lymphome“ soll Ihnen das zunächst recht unübersichtlich erscheinende Feld der kutanen Lymphome näherbringen und es Ihnen im klinischen Alltag erleichtern, Patientinnen und Patienten mit einem kutanen Lymphom herauszufiltern. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen der in diesem Heft zusammengestellten Artikel zu den kutanen Lymphomen.

Prof. Dr. Claus-Detlev Klemke

Prof. Dr. Jan Peter Nicolay