Chronischer Pruritus ist nicht nur ein Leitsymptom inflammatorischer Dermatosen, sondern ein häufiges Symptom bei internistischen, neurologischen und seltener auch bei psychiatrischen Erkrankungen, daher erfordert die klinische Versorgung von Patienten mit chronischen Pruritus einen multidisziplinären diagnostischen und therapeutischen Ansatz. Dieses Jahr erschien die Aktualisierung der S2k-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus“ durch ein interdisziplinäres Expertenteam. Ein Update zu interdisziplinärer Diagnostik und Behandlungsempfehlungen fassen in diesem Leitthemenheft Ulrike Raap (Dermatologin, Oldenburg) und Martin Metz (Dermatologe, Berlin) zusammen. Ergänzt werden diese Informationen von Marcus Brand (Nephrologe, Münster) und Andreas Kremer (Gastroenterologe und Hepatologe, Zürich) mit Neuigkeiten aus der Diagnostik und Therapie des chronischen Pruritus bei internistischen Erkrankungen. Zudem klären Gudrun Schneider (Psychosomatikerin, Münster), Christina Schut (Psychologin, Gießen) und Claudia Zeidler (Dermatologin, Münster) über den Zusammenhang zwischen demografischen bzw. psychologischen Faktoren und Pruritus auf und geben Informationen zu dem Nutzen von kognitiven Faktoren und psychologischen Interventionen bei Patienten mit chronischem Pruritus.

Kommt es durch ständiges Kratzen zur Ausbildung von pruriginösen Läsionen, so entwickelt sich eine chronische Prurigo, eine Erkrankung, die durch das Vorhandensein von schwerem bis sehr schwerem Pruritus mit einer hohen Krankheitslast, Schlafstörungen und reaktiven Depressionen einhergeht. Für die Behandlung von chronischer Prurigo gibt es internationale Leitlinien. Darüber hinaus wurden aufgrund neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Pathogenese neue therapeutische Angriffspunkte entdeckt. In dem Übersichtsartikel zur Therapie der chronischen Prurigo berichten Frau Ständer, Herr Pereira und Frau Zeidler (alle: Dermatologen, Münster) über die aktuellen Therapieempfehlungen und die neusten Studienergebnisse zur effektiven Behandlung der chronischen Prurigo.

Chronischer Pruritus ist ein häufiges Symptom bei internistischen und neurologischen Erkrankungen

Die aktuell zu beobachtenden Entwicklungen in der Therapielandschaft des chronischen Pruritus und der chronischer Prurigo basieren auf einem besseren Verständnis der zugrunde liegenden neurobiologischen Mechanismen. Neue Erkenntnisse in diesem Bereich sowie aktuelle pathophysiologische Konzepte werden durch Martin Schmelz (Physiologe, Mannheim), Henning Wiegmann (Biologe, Münster), Konstantin Agelopoulos (Biologe, Münster) und Sonja Ständer (Dermatologin, Münster) diskutiert.

Dieses Heft wurde im Vorfeld des 8. Münsteraner Pruritussymposium (16. und 17. September 2022, www.pruritussymposium.de) konzipiert.

Viel Spaß beim Lesen wünschen Ihnen

Manuel Pedro Pereira und Claudia Zeidler