Wir freuen uns, heute ein Leitthemenheft zum Thema „Handekzem“ präsentieren zu können. Beim Handekzem handelt es sich um eine der häufigsten Dermatosen in der Dermatologie, die multifaktoriell, komplex und häufig schwer zu therapieren ist. Während einerseits das Handekzem in der Allgemeinbevölkerung und im dermatologischen Patientengut häufig anzutreffen ist, erfährt es in der täglichen dermatologischen Praxis mitunter nicht die verdiente Aufmerksamkeit. Dies mag unter anderem daran liegen, dass die Pathogenese des Handekzems bis heute komplex ist, ebenso auch die Einstufung und Klassifikation des Handekzems.

Daher freuen wir uns, neue Ergebnisse durch renommierte Experten zum Thema „Pathogenese“ und „Molekulardiagnostik“ des Handekzems präsentieren zu können. Hierbei ist v. a. ein großes Augenmerk darauf zu lenken, dass in jüngster Zeit durch einen sog. molekularen Klassifikator erreicht werden konnte, Handekzeme besser von einer Psoriasis manuum abgrenzen zu können. Diese Ergebnisse sind hoffnungsvoll, und durch die Fortentwicklung sollte es zukünftig möglich sein, dieses diagnostische Instrument gehäuft in der täglichen dermatologischen Praxis einsetzen zu können. Was die Häufigkeit des Handekzems angeht, sollten bestimmte gefährdete Berufsgruppen, wie z. B. Pflegeberufe, Metallberufe, Bauberufe, von der Allgemeinbevölkerung unterschieden werden. Jüngere epidemiologische Untersuchungen zeigen, dass etwa 10 % der Allgemeinbevölkerung von einem Handekzem betroffen sind. Dies weist darauf, dass das Handekzem also nicht nur im berufsdermatologischen Kontext häufig anzutreffen ist. Durch die Zunahme der atopischen Dermatitis in den vergangenen Jahren hat auch das atopische Handekzem eine höhere Bedeutung erlangt. Ein Beitrag widmet sich daher dem wichtigen Thema der Epidemiologie des Handekzems.

Die klinische und wissenschaftliche Praxis zeigt, dass bei Handekzemstudien sehr verschiedene Untersuchungsinstrumente eingesetzt werden. Hier hat die vor Kurzem gegründete HECOS(Hand Eczema Core Outcome Set)-Initiative eine wichtige Lücke entdeckt und versucht, diese durch gezielte Forschung zu schließen. Insbesondere bei der Entwicklung neuer Therapien zeigt sich oft als Problem, dass sowohl national als auch international Handekzeme unterschiedlich eingestuft und bewertet werden, vom Schweregrad bis zur Lebensqualität reichend. Daher zielt die HECOS-Initiative darauf, ein sog. „core outcome set“ zum zukünftigen Einsatz in Studien zu entwickeln, was in einem Beitrag dargestellt wird.

Ein weiterer wichtiger Auslöser bezüglich des akuten und des chronischen Handekzems sind Typ-IV-Allergien, die es stets auszuschließen bzw. abzuklären gilt. Daher beschäftigt sich ein wichtiger Beitrag von renommierten Experten der Deutschen Kontaktallergiegruppe (DKG) mit den wichtigsten Kontaktallergenen des Handekzems.

Durch das seit vielen Jahren sehr gut funktionierende Hautarztverfahren in Deutschland hat die Prävention, von der Primärprävention bis zur Tertiärprävention reichend, einen wichtigen Stellenwert im Umgang mit dem Handekzem. Dazu gehören die Umsetzung von Arbeits- und Hautschutzmaßnahmen in der täglichen Praxis, der Besuch eines sog. Hautschutzseminars (Seminar der sekundären Individualprävention) bis zu Maßnahmen der tertiären Individualprävention (TIP), die in einzelnen Zentren in der Bundesrepublik als sog. medizinisch-berufliches stationäres Heilverfahren Haut angeboten werden. Daher ist es wichtig, diesem Thema einen eigenen Beitrag in diesem Leitthemenheft zu widmen.

Die Therapie des Handekzems ist nach wie vor eine große Herausforderung. Dies liegt v. a. darin begründet, dass sie multimodal ansetzt, also von Hautpflegemaßnahmen über spezifische Lokaltherapie, UV-Phototherapie bis zu systemischen Medikamenten reicht. Hier gibt es ein sog. Stufenschema, das auch in der Leitlinie des chronischen Handekzems dargestellt ist und an dem man sich gut in der täglichen Praxis orientieren kann. Daher darf in einem Schwerpunktheft zum Handekzem eine Übersicht zur Therapie des Handekzems nicht fehlen.

Nicht unerwähnt bleiben darf in einem Einführungsbeitrag das Thema „Systematik und Klassifikation des Handekzems“. Dies ist bis heute eine Herausforderung, da es keine, weder national noch international, einheitliche Klassifikation der Handekzeme gibt. Dies ist unter anderem auch darin begründet, dass überlappende Krankheitsentitäten sowie multifaktorielle Ätiologie, insbesondere in der täglichen dermatologischen Praxis, zu sog. Mischformen führen. Es bietet sich an, bei der Klassifikation des Handekzems zum einen die Ätiologie zu berücksichtigen und dieser auch den größten Schwerpunkt hinsichtlich der Diagnose zu gewähren. Hierzu zählen das subtoxisch-kumulative Handekzem, das allergische Handekzem, das atopische Handekzem sowie seltenere Varianten wie die Proteinkontaktdermatitis. Ein weiterer Ansatz bei der Klassifikation von Handekzemen bietet die Lokalisation. Sie erleichtert die Diagnosestellung und ermöglicht im Kontext der Morphologie die ätiologische Einstufung. Hier sollten v. a. Handrücken, Interdigitalfalten, Fingerseitenkanten, Fingerkuppen, Beteiligung von Handflächen und Handgelenken berücksichtigt werden. Insbesondere bei der Diagnosestellung der atopischen Dermatitis und der Psoriasis vulgaris ist eine Ganzkörperinspektion der Haut unerlässlich, um die Differenzialdiagnosen einschränken zu können. Bezüglich der Morphologie sind Vesikel im Sinne eines vesikulären Handekzems, Erytheme, Schuppungen, Hyperkeratosen, Rhagaden und nummuläre Ekzemherde von Bedeutung. Für das Arbeiten in der täglichen Praxis empfiehlt es sich, keine Diagnosen entsprechend der Morphologie zu stellen, da die Morphologie nicht mit der Ätiologie gleichzusetzen ist. Daher empfehlen auch erfahrene Berufsdermatologen, im Falle einer Dominanz der Morphologie in der Diagnosestellung zumindest einen Zusatz, z. B. hyperkeratotisch-rhagadiformes Handekzem genuiner Ätiologie oder unklarer Ätiologie, hinzuzufügen. In der täglichen berufsdermatologischen Praxis zeigt sich, dass subtoxisch-kumulative Handekzeme immer oft über Wochen und Monate bestehen und bei unzureichender Therapie mit fehlender Abheilung zu einem sekundären allergischen Kontaktekzem der Hände führen können. Auch zeigen insbesondere die großen klinischen Erfahrungen in den TIP-Zentren, dass sich das atopische Handekzem morphologisch sehr unterschiedlich präsentieren kann und auch hier Mischformen häufig sind. Insofern bleibt zu hoffen, dass die Klassifikation des Handekzems in Zukunft dahingehend noch fortentwickelt wird, dass stets die komplexe und multifaktorielle Ätiologie auch in der Diagnosestellung abgebildet wird.

Ihre

Elke Weisshaar

Kilian Eyerich