Die Wurzeln der Dermatopathologie reichen bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Bereits im Jahr 1859 verfasste Bärensprung sein Lehrbuch „Die Hautkrankheiten“, in dem er Hauterkrankungen erstmals basierend auf histopathologischen Merkmalen klassifizierte.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Dermatopathologie entscheidend weiterentwickelt, einerseits durch die Standardisierung und Automatisierung von Färbemethoden, andererseits durch die kontinuierliche Verbesserung von Diagnosekriterien. Hervorzuheben ist die Einführung der Patterndiagnostik durch den amerikanischen Dermatopathologen A. Bernard Ackerman, der mit seinem Lehrbuch „Histologic diagnosis of inflammatory skin diseases: a method by pattern analysis“ im Jahr 1978 erstmals eine standardisierte Vorgehensweise zur Befundung von Schnittpräparaten von entzündlichen Hauterkrankungen vorstellte. Hierbei werden Infiltrate zunächst einem Grundmuster zugeordnet und dann über Feststellung der Infiltratzusammensetzung, epidermaler Veränderungen und sonstiger Merkmale diagnostisch eingeordnet.

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Dermatopathologie entscheidend weiterentwickelt

Aber auch die Entwicklung spezifischer immunhistochemischer Färbungen hat die Dermatopathologie wie auch die allgemeine Pathologie seit den 1980er-Jahren revolutioniert. Die spezifische Bindung eines Antikörpers kann die exakte Klassifikation von morphologisch ähnlichen Zellpopulationen erleichtern. Die Stärke der Immunhistochemie liegt dabei nicht nur in einer präzisen Identifikation von Zelltypen, sondern auch in der Möglichkeit, die Architektur, Symmetrie, Abgrenzbarkeit und Ausbreitungsmuster von Zellinfiltraten plakativ darzustellen.

Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die Einführung der Molekularpathologie in der Dermatopathologie. Seit den 1990er-Jahren wurden molekularbiologische Methoden wie die Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FiSH) oder die Polymerasekettenreaktion (PCR) zunehmend in die dermatopathologische Diagnostik integriert. Inzwischen wurden zahlreiche Assays auf Paraffinmaterial angepasst und damit in der dermatopathologischen Routine anwendbar. Einsatzgebiete sind die Diagnostik von Infektionserkrankungen (z. B. Borreliose, Herpesvirusinfektionen, atypische Mykobakterien, kutane Leishmaniose, Orf), die Klonalitätsanalyse des IgH-Rezeptors der B‑Lymphozyten oder des γ‑T-Zell-Rezeptors bei Lymphomen, die Differenzierung von Sarkomen anhand spezifischer Translokationen und die Identifikation von BRAF- oder C‑Kit-Mutationen beim malignen Melanom.

Auch heute noch gehört die Hautbiopsie neben dem Erheben des klinischen Befundes zu den am häufigsten durchgeführten diagnostischen Maßnahmen bei hautkranken Patienten. Der klinisch tätige Dermatologe stellt die Indikationen zur Hautbiopsie und entscheidet über die Art des Biopsieverfahrens und die Lokalisation der Biopsie. Mit der Hautbiopsie sollen auch relevante Begleitinformationen, wie z. B. Alter des Patienten, Lokalisation und Art der Effloreszenzen, Verteilung, Bestandsdauer und ggf. erfolgte Vortherapie, weitergegeben werden. Natürlich gibt es auch Biopsien, in denen die gefundenen Veränderungen keine sichere Diagnose zulassen. Die Interpretation des Dermatohistologen ist dann lediglich als „Arbeitsdiagnose“ zu verstehen, die durch weitere diagnostische Maßnahmen zu unterstützen oder zu widerlegen ist. Dies erfordert eine enge Kommunikation zwischen klinisch tätigem Dermatologen und Dermatohistologen.

Eine grundlegende Schwierigkeit des klinisch tätigen Dermatologen besteht darin, die Trennschärfe der dermatohistologischen Diagnostik einzuschätzen. Insbesondere die Tatsache, dass ein und dieselbe Erkrankung einmal sehr leicht und eindeutig diagnostiziert werden kann, beim nächsten Patienten jedoch große diagnostische Schwierigkeiten bereiten kann, ist schwer nachvollziehbar, wenn man nicht selbst täglich durch das Mikroskop schaut. Die Diagnostizierbarkeit der Erkrankungen ist jedoch abhängig vom Vorhandensein diagnostischer Merkmale, die aufgrund der Biologie der Erkrankungen erheblich variieren können. Darüber hinaus können Diagnosekriterien miteinander in Konflikt stehen, sodass eine – letztlich subjektive – Gewichtung der vorhandenen Merkmale ein wesentliches Element der dermatohistologischen Befundung darstellt.

Während in den letzten Jahren in einer Reihe von Übersichtsarbeiten die Grundlagen der Dermatopathologie dargestellt wurden, soll in diesem Leitthemenheft die Relevanz der Dermatopathologie in den Bereichen melanozytäre Läsionen, Infektionskrankheiten, Kinderdermatologie und molekulare Diagnostik hervorgehoben werden. Wir möchten Sie damit auch für Schwierigkeiten und Hindernisse bei der mikroskopischen Befunderstellung sensibilisieren. Es wird sicher deutlich, welch wichtigen Beitrag der klinisch tätige Dermatologe durch Art, Lokalisation und Anzahl der Biopsien sowie auch durch die Weitergabe relevanter Informationen zur Qualität des histopathologischen Befundes leistet.

Ihre

A. Böer-Auer

V. Schacht