Akute Dermatosen im Kindesalter führen häufig zu ärztlichen Konsultationen. Hauterkrankungen sind nach aktuellen Untersuchungen für 10–20 % der Patientenvorstellungen in pädiatrischen Notfallambulanzen verantwortlich. Auch im dermatologischen Alltag sind wir regelmäßig mit plötzlich aufgetretenen Hautveränderungen bei Kindern und Jugendlichen befasst, die eine zuverlässige Diagnose und rasche Therapie erfordern. Hautveränderungen können bei Kindern frühe Indikatoren schwerer angeborener oder erworbener Grunderkrankungen sein, die es frühzeitig zu erkennen und behandeln gilt. Um dies zu vereinfachen, hat ein interdisziplinäres Autorenteam in diesem Leitthemenheft wichtige kinderdermatologische Notfälle für Sie zusammengefasst.

Hauterkrankungen sind für 10 bis 20 % der Vorstellungen in pädiatrischen Notfallambulanzen verantwortlich

Zunächst gehen die Kollegen Theiler, Schwieger-Briel und Weibel (Zürich) auf kutane Infektionen ein, die für einen Großteil pädiatrisch-dermatologischer Notfälle verantwortlich sind. Mithilfe exemplarischer Abbildungen stellen die Autoren alte Bekannte wie das Eczema herpeticatum oder infektiöse Follikulitiden anderen, weniger geläufigen Differenzialdiagnosen wie dem Eczema coxsackium oder der eosinophilen pustulösen Follikulitis gegenüber. Es ist nicht nur sehr lehrreich, sondern es macht auch Spaß, diesen reich bebilderten, als differenzialdiagnostisches Quiz konzipierten Beitrag zu lesen.

Schriek und Sinnig (Hannover) gewähren einen aktuellen Überblick über Verbrennungen und Verbrühungen im Säuglings‑, Klein- und Schulkindesalter. Neben essenziellen, verbrennungschirurgischen Grundlagen vermitteln die Kolleginnen wichtige Prinzipien der Erstversorgung thermisch verletzter Kinder. Sie erinnern uns z. B. daran, dass insbesondere bei Säuglingen mit großflächigen, thermischen Verletzungen eine übermäßige Kühlung unterbleiben muss, um eine Hypothermie und ihre schwerwiegenden Folgen zu verhindern.

Fließer, Teichler und Höger (Hamburg) widmen ihren Beitrag den akuten Komplikationen kindlicher Gefäßanomalien. Präzise und praxisnah gehen die Autoren auf die morphologische Vielfalt problematischer, infantiler Hämangiome genauso ein wie auf deren medikamentöse Therapie. Kapilläre Malformationen (Naevi flammei) sind häufig, und Fließer et al. zeigen uns, wann weiterführende Untersuchungen zum Ausschluss syndromaler Assoziationen indiziert sind – und wann nicht!

Ott und Grothaus (Hannover) stellen das rote und schuppende Baby in den Mittelpunkt ihres Beitrags. Liegt nur ein seborrhoisches oder atopisches Ekzem zugrunde oder muss an andere (Geno‑)Dermatosen gedacht werden? Mithilfe einer eingehenden Anamnese und weniger „clinical clues“ lässt sich häufig eine erste Differenzialdiagnose etablieren. Erst in der Folge sind gezielte immunologische, histologische und molekulargenetische Untersuchungen möglich, die in diesem Beitrag zur neonatalen Erythrodermie zusammenfassend dargestellt werden.

Frau Kollegin Mockenhaupt (Freiburg) aus dem Dokumentationszentrum schwerer Hauterkrankungen berichtet von aktuellen Daten zu lebensbedrohlichen Arzneimittelreaktionen im Kindes- und Jugendalter. Aus erster Hand erfahren wir, wie sich schwere, bullöse Reaktionsformen (SJS/TEN) und das DRESS-Syndrom anhand klinischer Kardinalsymptome und histologischer Kriterien sowohl voneinander als auch von wichtigen pädiatrischen Differenzialdiagnosen unterscheiden lassen. Außerdem werden die zentralen Fragen in der Versorgung von Kindern mit schweren Arzneimittelreaktionen angesprochen: Soll in der Akutphase eine immunmodulatorische Therapie durchgeführt werden? Wie soll die allergologische Diagnostik jenseits der Akutphase aussehen? Welche Arzneimittel sind von Betroffenen u. U. lebenslang zu meiden? Auf diese und weitere Fragen gibt dieser Beitrag alle bislang verfügbaren Antworten.

Wir hoffen, Ihnen mit diesen Artikeln nicht nur das faszinierende Spektrum pädiatrisch-dermatologischer Notfälle nähergebracht, sondern auch wertvolle Informationen zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit akuten Dermatosen vermittelt zu haben.

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PD Dr. H. Ott

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Prof. Dr. P. Höger