Liebe Leserin, lieber Leser,

die Lymphome der Haut gehören mit einer Inzidenz von 1:100.000 – das entspricht in etwa 800 Neuerkrankungen pro Jahr in Deutschland – zu den seltenen Erkrankungen. Trotzdem ist die Kenntnis kutaner Lymphome von großer praktischer Bedeutung für den klinisch tätigen Hautarzt. Die Bedeutung der kutanen Lymphome liegt in der klinischen Differenzialdiagnose zu zahlreichen Dermatosen. Insbesondere das häufigste kutane T‑Zell-Lymphom, die Mycosis fungoides, zeigt sich in mannigfaltigen klinischen Präsentationsformen und ist somit eine wichtige Differenzialdiagnose zu zahlreichen entzündlichen Dermatosen. Aus dieser Beobachtung heraus wird die Mycosis fungoides auch als der große Imitator bezeichnet. Bei persistierenden entzündlichen Hautveränderungen sollte im klinischen Alltag immer auch an die Möglichkeit des Vorliegens eines kutanen Lymphoms gedacht werden. Zur weiteren Abklärung bei klinischem Verdacht auf das Vorliegen eines Hautlymphoms ist die Entnahme einer Probebiopsie indiziert. Hierbei sollten Sie dem Dermatohistologen die mögliche Differenzialdiagnose eines Hautlymphoms mitteilen. Die sichere Diagnose eines Hautlymphoms gelingt nur im klinisch-dermatohistologischen Kontext.

Im vorliegenden Leitthemenheft „Kutane Lymphome“ geben Ihnen mit den Hautlymphomen bestens vertraute Experten einen aktuellen Überblick. Zunächst werden die aktuelle Klassifikation und Einteilung der kutanen Lymphome vorgestellt. Hierbei wird auch in zahlreichen Bildern das breite klinische Spektrum kutaner Lymphome vorgestellt. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Verläufe und Prognosen der verschiedenen Hautlymphomentitäten ist eine genaue diagnostische Zuordnung erforderlich. Die genaue Diagnosestellung ist unerlässlich für die Auswahl der richtigen Therapie für den Patienten. Im zweiten Beitrag werden die aktuellen Empfehlungen zur Diagnostik, insbesondere zur Histologie und auch möglichen erforderlichen Staginguntersuchungen dargestellt. Eine besondere Herausforderung stellt hierbei nach wie vor die Abklärung von Patienten mit Erythrodermie dar. Hier werden die aktuellen Empfehlungen aus großen internationalen Studien zur histologischen und auch laborchemischen Diagnostik bei kutanen Lymphomen dargestellt.

Bei persistierenden entzündlichen Hautveränderungen sollte an ein kutanes Lymphom gedacht werden

Bei der Diagnosestellung und Betreuung von Patienten mit kutanem Lymphom empfiehlt sich in der Regel die Zusammenarbeit mit einem auf Hautlymphome spezialisierten Zentrum. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Prognosen und Verläufe der verschiedenen kutanen Lymphome werden die Therapieoptionen in 4 verschiedenen Beiträgen komprimiert dargestellt. Zusammenfassend lässt sich hinsichtlich der Behandlung kutaner Lymphome feststellen, dass Hautlymphome in den meisten Fällen sehr gut behandelt werden können. Allerdings ist bislang keine Heilung möglich. Als mögliche kurative Therapie kommt für ausgewählte Patienten eine allogene Knochenmarktransplantation in Betracht. Diesem Thema ist ein weiterer Beitrag in diesem Heft gewidmet.

Das Leitthemenheft „Kutane Lymphome“ soll Ihnen das zunächst recht unübersichtlich erscheinende Feld der kutanen Lymphome näherbringen und es Ihnen im klinischen Alltag erleichtern, einen Patienten mit einem kutanen Lymphom herauszufiltern. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen der in diesem Heft zusammengestellten Beiträge zu den kutanen Lymphomen.

Prof. Dr. Claus-Detlev Klemke

Prof. Dr. Uwe Hillen

Prof. Dr. Stephan Grabbe