Liebe Leserinnen und Leser,

Wundheilungsstörungen und ihre Folgen stellen eine große medizinische und interdisziplinäre Herausforderung in der alltäglichen Praxis und Klinik dar. Im Zuge des demografischen Wandels wird die Zahl von Patienten mit chronischen Wunden und den Folgen fragiler Haut zunehmen. Die Dermatologie leistet einen wesentlichen Beitrag in der breit gefächerten und komplexen Versorgung dieser Patientengruppe. Die kontinuierliche Fortbildung von Ärzten und Pflegepersonal im Bereich der Wundversorgung ist daher unerlässlich.

Die Zahl von Patienten mit chronischen Wunden und den Folgen fragiler Haut wird zunehmen

In dem vorliegenden Leitthemenheft haben wir Ihnen neben einer historischen Betrachtung der Genese und Therapie chronischer Wunden aktuelle Konzepte zur Versorgung, Pathogenese, Prävention schwerwiegender Komplikationen und mikrobiellen Besiedlung chronischer Wunden zusammengestellt. Die Autoren konzentrieren sich dabei insbesondere auf den praktischen Nutzen aus neuen Erkenntnissen in den unterschiedlichen Bereichen. Hach und Kollegin geben in anschaulicher Weise einen Einblick in die neuzeitlichen Anfänge der Versorgung schwer heilender Wunden. Dieser historischen Betrachtung folgt die Darstellung aktueller Entwicklungen zur Etablierung strukturierter und interdisziplinärer Verbünde im Rahmen einer qualitätsverbesserten Versorgung chronischer Wunden durch Augustin et al. Eming und Mitarbeiter berichten über die Zusammenhänge zwischen Prozessen in der Wundheilung und der Entwicklung von malignen Tumoren im Bereich chronisch entzündlicher Zustände und Wunden. Die zugrunde liegenden zellulären und molekularen Mechanismen, die im Rahmen einer fehlgeleiteten Wundheilung und ihrer Folgen zur Karzinogenese führen, sind bisher nicht verstanden. Aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung und Klinik bieten hier interessante und vielversprechende Ansätze zum Verständnis der Pathogenese, aber auch der Prävention und Therapie. Die derzeitige Studienlage zur Prävention, Diagnostik und Therapie digitaler Ulzerationen bei systemischer Sklerodermie wird von Hunzelmann und Kollegen dargestellt. Aus der Arbeitsgruppe von Dissemond werden aktuelle Resultate einer multizentrischen Untersuchung der Arbeitsgemeinschaft Wundheilung (AGW) vorgestellt. Hier sind nun erstmalig für dermatologische Zentren die Nachweisraten von multiresistenten Gram-negativen Bakterien (MRGN) bei Patienten mit chronischem Ulcus cruris untersucht worden. Diese noch recht neue Einteilung der Multiresistenz ist durch die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beschlossen worden und ersetzt weitestgehend die Deklaration als ESBL. Auch wenn derzeit bei den 970 untersuchten Patienten lediglich 8 Patienten mit 4MRGN und 34 mit 3MRGN identifiziert werden konnten, wird es zunehmend wichtig sein, diese multiresistenten Erreger zu beachten. Jünger et al. schließen mit einem Ausblick auf den Stellenwert moderner physikalischer Behandlungsverfahren bei infizierten und kolonisierten Wunden.

Ihre

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Sabine A. Eming

figure e

Joachim Dissemond

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Michael Jünger

FormalPara Interessenkonflikt

S.A. Eming, J. Dissemond und M. Jünger geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.