„Und Jesus rief seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen die Macht über die unsaubern Geister, daß sie dieselbigen austrieben, und heileten allerlei Seuche und Krankheit. Machet die Kranken gesund, reiniget die Aussätzigen, wecket die Toten auf, treibet die Teufel aus“ (Matthäus 10;8). So steht es in der Bibel.
Zusammenfassung
Zu Beginn der Neuzeit spielten bei der schlechten Heilbarkeit der chronischen Beingeschwüre noch die Zauber-, Hexen- und Teufelsmedizin eine große Rolle. Es gab die allgemeinen Anwendungen von Zaubermitteln und lokale Gebräuche. Als Beispiel für die Beeinflussung des ganzen Körpers durch den Teufel galten die Abracadabra-Zettel von Johann Christoph Bitterkraut anno 1677. Die verzauberten Salben wurden besonders von Paracelsus anno 1622 propagiert. Aber schon Ausgang des 17. Jahrhunderts nahmen die Anrufungen der überirdischen Mächte nach und nach ab, bis sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts an den Universitäten und bei spezialisierten Wundheilern die medizinischen Schulen der chronischen Beinleiden ausbilden konnten.
Abstract
At the beginning of the Renaissance magical, witchcraft and demonological medicine still played a large role in the poor healing ability of chronic leg ulcers. This included the general administration of magical potions and topical application. An example of the manipulation of the whole body by the devil was the Abracadabra text from Johann Christoph Bitterkraut in the year 1677. The use of bewitched ointments was particularly propagated by Paracelsus in 1622; however, even as early as the beginning of the seventeenth century, the invocation of supernatural powers was slowly diminishing until at the beginning of the nineteenth century the medical schools on chronic leg ulcers could be cultivated at the universities and by specialized wound healers.
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Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt
W. Hach und V. Hach-Wunderle geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.
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Hach, W., Hach-Wunderle, V. Über die alten und zauberischen Geschwäre im 16. bis 18. Jahrhundert. Hautarzt 65, 928–933 (2014). https://doi.org/10.1007/s00105-014-3517-5
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