Als junger Privatdozent traf ich auf einer Tagung der European Society of Dermatological Research Herrn Professor Braun-Falco und obwohl ich bis dahin nur wenig persönlich mit ihm gesprochen hatte, kam er auf mich zu und bot mir an, sich einmal länger mit mir zu unterhalten. Hocherfreut nahm ich dieses Angebot an und suchte nun nach einer ruhige Ecke im Kongressgebäude, wo wir uns ungestört hätten austauschen können. Natürlich war ich neugierig auf den Rat eines so erfahrenen und renommierten Wissenschaftlers, Klinikers und Lehrers, und Otto Braun-Falco wusste auch eine Stelle, wo wir in ganz kurzer Zeit alleine sein würden. Allerdings waren auf dem Weg etwa 200 bis 300 Menschen zu passieren, die aus aller Welt stammten und die Otto Braun-Falco alle teils freundschaftlich, teils ehrerbietig und teils begeistert begrüßten, nur einige Worte mit ihm sprechen wollten und alle auf das Höchste erfreut waren, ihn zu sehen. Otto Braun-Falco wiederum kannte jeden einzelnen beim Namen, hatte neben den Begrüßungsworten immer eine persönliche Anmerkung, die an Vergangenes konkret anknüpfte, und einige gute Ratschläge für die Zukunft der oder des Betreffenden.

So dauerte der Weg zur unserer „ruhigen Ecke“ mehr als eine Dreiviertelstunde, und die freie Zeit, die zur Verfügung gestanden hätte, war verronnen. Dies bedauerte Professor Braun-Falco und ich natürlich noch mehr, aber mir war während dieser Zeit klar geworden, welch herausragendes Ansehen Otto Braun-Falco bereits zu dieser Zeit erworben hatte, das ihn zu einem der angesehensten Dermatologen weltweit gemacht hatte. Dieses Erlebnis war mir im Nachhinein dann wichtiger als ein Vier-Augen-Gespräch, von dem ich natürlich sicherlich auch viel hätte lernen können.

Otto Braun-Falco hat wie nur wenige andere die deutsche Dermatologie nach dem 2. Weltkrieg und dem Desaster der Naziherrschaft wieder international zu Anerkennung gebracht, und dies zum einen durch die wissenschaftlichen und medizinischen Leistungen, die auch unter seiner Leitung und besonders an seiner Klinik erbracht wurden, darüber hinaus aber auch, indem er persönliche Kontakte knüpfte, die einen Austausch der jungen Generation wieder ermöglichte. Zu seinen ganz persönlichen Freunden gehörten Marion Sulzberger und Rudi Baer, um nur 2 der herausragenden US-amerikanischen Dermatologen zu nennen, aber auch die führenden Repräsentanten aller europäischen Länder, wie etwa Jean Civatte aus Frankreich, Stefania Jablońska aus Polen oder die große Riege der japanischen Dermatologen. Zu allen pflegte er ein tiefes menschliches Verhältnis, und über diesen Weg der persönlichen und menschlichen Anerkennung erfolgte dann auch die Rehabilitation der deutschen Dermatologie.

Auf dieser Basis war Otto Braun-Falco ein glänzender Botschafter, der auch in das International Committee of Dermatology, den Vorstand der International League of Dermatological Societies, gewählt wurde. Als Krönung seiner Tätigkeit dort wurde er von 1977 bis 1982 Präsident der ILDS und war somit federführend beteiligt an der Organisation des so erfolgreichen Weltkongresses für Dermatologie 1982 in Tokio.

Die International League of Dermatological Societies ist sich der herausragenden Rolle Otto Braun-Falcos für die internationale Verständigung in der Dermatologie bewusst, gratuliert vom ganzen Herzen zum 90. Geburtstag und wünscht auch für die kommenden Jahre eine weitere Möglichkeit zur regen Teilnahme an den Geschehnissen der nationalen, europäischen und internationalen Dermatologie.