Beschwerden im Bereich der Perianalregion, die sich durch Juckreiz, Brennen, Nässen, Schmerzen oder Blutungen manifestieren, finden sich unter den häufigsten Gründen, die einen Patienten in die proktologische Sprechstunde führen. Der Hautfacharzt ist aufgrund der genannten Symptome oftmals der erste Ansprechpartner, und seine diagnostische Einschätzung bestimmt den weiteren Krankheitsverlauf. Dem Dermatologen kommt dabei nicht nur die Rolle zu, eine weiterführende Diagnostik und dann Therapie einzuleiten, sie/er sollte unter Umständen auch eine ggf. notwendige interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kollegen der Gastroenterologie oder Chirurgie koordinieren. Auch wenn es sich bei manchen Erkrankungen des perianalen Hautorgans um sekundäre Veränderungen bei einer zugrunde liegenden proktologischen Erkrankung handelt (etwa beim Hämorrhoidalleiden oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung), sollte vor einer Folgediagnostik und -therapie in chirurgischen oder gastroenterologischen Fachabteilungen eine Basisdiagnostik durch den Dermatologen erfolgen. Die Proktoskopie ist dabei die Schlüsseluntersuchung, und jeder Weiterbildungsassistent sollte darin (so wie es die aktuell gültige Weiterbildungsordnung auch vorsieht), vergleichbar wie etwa in der Dermatoskopie, geübt sein. Insbesondere ist es wichtig, Hautveränderungen, die durch prämaligne oder maligne Erkrankungen in der Perianalregion hervorgerufen werden, rasch korrekt einzuordnen und sie ggf. dermatohistopathologisch durch eine Gewebsbiopsie abzuklären. Dies betrifft zunehmend die von uns betreuten HIV-positiven Patienten, die unter jahrelanger antiretroviraler Therapie mit der HIV-Infektion leben, bei denen es aber durch die virusbedingte Immunsuppression z. B. bei persistierenden analen HPV-Infektionen zu HPV-vermittelten Zelltransformationen kommen kann.

v. Knebel-Döberitz und Reuschenbach geben einen Überblick über den Pathomechanismus analer HPV-Infektionen und der möglichen resultierenden Folgeerkrankungen, wie der analen intraepithelialen Neoplasie (AIN) und des Analkarzinoms. Die Autoren weisen zudem auf molekulare Biomarker, wie etwa p16INK4a, hin, die in der Diagnostik der transformierenden HPV-Infektion und anschließender Plattenepithelmetaplasie und AIN sehr hilfreich sein können.

Kreuter et al. gehen in ihrer Übersichtsarbeit zur AIN und zum Analkarzinom näher auf deren Klinik und Diagnostik sowie auf die notwendige Therapie ein. Die Autoren weisen in ihrer Arbeit insbesondere auf die möglichen topischen und invasiven Verfahren der Therapie bei AIN, aber auch auf die chirurgischen Verfahren einschließlich der adjuvanten Therapie beim Analrand- oder Analkanalkarzinom hin.

In einer weiteren Arbeit über chronische und akute Analulzera geht Weyandt auf deren Differenzialdiagnosen ein, die vom Analekzem über prämaligne bis zu malignen Hauterkrankungen, wie etwa dem perianalen Plattenepithelkarzinom, reichen. Der Autor zeigt detailliert die diagnostischen Schritte und die einzuleitende Therapie auf und verweist nochmals auf die Notwendigkeit einer bioptischen Abklärung insbesondere bei therapieresistenten Ulzera.

Schauber hat in seiner Arbeit zur Therapie des Analekzems ebenfalls – neben der Abhandlung der Ursachen – die notwendigen differenzialdiagnostischen Überlegungen bei Therapieresistenz eingearbeitet. Das Analekzem ist aufgrund seiner hohen Prävalenz und oft quälenden Beschwerdesymptomatik ein häufig diagnostiziertes Krankheitsbild in einer proktologischen Sprechstunde. Im vorliegenden Beitrag zählt Schauber die möglichen therapeutischen Maßnahmen beim Analekzem auf und verweist darauf, den Schwerpunkt der Therapie je nach Ätiologie des perianalen Ekzems korrekt zu legen.

Bechara und Hartschuh besprechen in ihrer Arbeit zur Acne inversa, einer weiteren entzündlichen Hauterkrankung der Intertrigines, den aktuellen Wissensstand zu dieser im initialen Stadium oft verkannten Erkrankung und das bestmögliche therapeutische Vorgehen bei diesem komplexen Krankheitsbild. Die Autoren verweisen darauf, dass eine suffiziente Therapie der Acne inversa im fortgeschrittenen Stadium nur durch radikale chirurgische Interventionen zu gewährleisten ist, da bisher medikamentös/konservative Therapieansätze zu keiner dauerhaften Ausheilung der Erkrankung führen.

Die Autoren dieses Leitthemenheftes haben versucht, die Proktologie in ihrer facettenreichen Vielfalt darzustellen und sie damit proktologisch tätigen Dermatologen und dermatologisch interessierten Ärzten näherzubringen. Wir hoffen, dass dies gelingt und dazu beiträgt, dass die Proktologie als Teilgebiet der Dermatologie weiterhin und verstärkt wahrgenommen wird und wissenschaftlich und klinisch auch in Zukunft Ihr Interesse findet.

Prof. Dr. W. Hartschuh

Dr. J. Schauber