Zusammenfassung
Auch wenn breitgefächerte Maßnahmen zur Vermeidung von Komplikationen durch verbesserte Techniken, Training und viele andere Aktivitäten unternommen wurden, stellen postoperative und postinterventionelle Komplikationen weiterhin ein tägliches Problem der klinischen Medizin dar. Das Outcome der Patienten entscheidet sich nicht selten durch das Management der Komplikationen. Ihr Versagen („failure of rescue“) bzw. ihre Beherrschung wird zunehmend als entscheidend für das Ergebnis der Therapie angesehen. In diesem Artikel soll deshalb ein aktueller Überblick über das endoskopische Komplikationsmanagement am oberen und unteren Gastrointestinaltrakt gegeben werden. Es wird dargestellt, wann die Endoskopie zum Nachweis oder Ausschluss einer Komplikation eingesetzt werden kann. Die wichtigsten Therapieprinzipien werden in ihrer Indikation, ihren Leistungsgrenzen und ihrer Technik dargestellt.
Abstract
Even when wide-ranging measures for avoidance of complications by improved techniques, training and many other activities are undertaken, postoperative and postinterventional complications still represent a daily problem in clinical medicine. The outcome of the patient is not uncommonly decided by the management of the complications. The failure to rescue or to control complications is increasingly recognized as being decisive for the success of treatment. This article therefore provides a current overview of the endoscopic management of complications of the upper and lower gastrointestinal tract. It describes when endoscopy can be used to detect or exclude a complication. The most important principles of treatment including the indications, limits of performance and technique are presented.
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Welche Aussage zu Anastomoseninsuffizienzen am Magen-Darm-Trakt ist zutreffend?
Treten in der Mehrzahl der Fälle auf
Haben maßgeblichen Einfluss auf das Outcome
Müssen nur im Ausnahmefall behandelt werden
Erfordern im Regelfall eine Revisionsoperation
Sind Ausdruck einer technisch unzulänglichen Operationsdurchführung
Welches der folgenden Kriterien bietet keinen Anlass zur gezielten Diagnostik der Anastomosenintegrität?
Fieber
Infektparameteranstieg
Erreichen des 5. postoperativen Tages
Gastrointestinales Sekret in Lokaldrainagen
Neu aufgetretene Verwirrtheitszustände des Patienten
Diagnostik Radiologie: Welches Kriterium spricht gegen den diagnostischen Einsatz der Endoskopie zum Nachweis oder Ausschluss einer Anastomoseninsuffizienz?
Die Methode kann bettseitig durchgeführt werden.
Die Beurteilung der Durchblutung ist gut möglich
Die definitive Therapie kann sofort erfolgen.
Die Nachbarorgane und extraluminale Räume sind gut beurteilbar.
Die Logistik ist unkompliziert.
Diagnostik Endoskopie: Welche Aussage fehlt auch in einem ausführlichen Endoskopiebefund bei der Prüfung auf Anastomoseninsuffizienz?
Höhenangabe der Anastomose
Einschätzung der Durchblutungssituation
Beurteilung der Sekretqualität
Beurteilung der Durchblutung der Nachbarorgane
Zirkumferenzielle Lage einer eventuellen Insuffizienz
Therapieziele: Die endoskopische Therapie der Anastomoseninsuffizienz verfolgt als wichtigstes Ziel …
einen flüssigkeitsdichten Verschluss der Organwand.
eine Prophylaxe einer späteren Anastomosenstenose.
eine Ermöglichung der oralen Nahrungsaufnahme.
eine Reduktion der Entzündungsreaktion im Anastomosengebiet.
eine Mobilisierung des Patienten.
Methodik: Die endoskopische Vakuumtherapie …
muss während der Operation angelegt werden.
muss mit mindestens 200 mg Hg Saugdruck arbeiten, um wirksam zu sein.
wird täglich gewechselt.
wird fortgesetzt bis zum vollständigen Wundverschluss.
wird beendet bei komplett gesäuberter Wundhöhle.
Welche Aussage zu postoperativen Blutungen/Anastomosenblutungen ist richtig?
Postoperative Blutungen manifestieren sich meist durch Teerstuhl.
Postoperative Blutungen treten am häufigsten nach dem 5. postoperativen Tag auf.
Anastomosenblutungen sind sehr viel häufiger als Anastomoseninsuffizienzen.
Für die Therapie von Anastomosenblutungen sollten gecoverte Stents verwendet werden.
Eine endoskopischen Therapie von Anastomosenblutungen kann zu jedem Zeitpunkt nach der Operation erfolgen.
Welche Aussage ist zutreffend bez. der endoskopischen Therapie von Stenosen?
Selbstexpandierbare Metallgitterstents sind das Mittel der ersten Wahl.
Bougierung und Ballondilatation haben keine überlappenden Indikationen.
Sternförmige Inzisionen bei Membranstenosen sollten vermieden werden.
Für körperöffnungsferne Stenosen bietet sich die Bougierung an.
Bougierungen vermitteln ein direktes Gewebegefühl.
Stenosetherapie: Nach endoskopischer Bougierung einer Ösophagusstenose zeigt ein beschwerde- und fieberfreier Patient Luftbläschen im Mediastinum. Welche Maßnahmen sind erforderlich?
Antibiose und ggf. klinische Überwachung
Begleiteter Transport auf dem Heimweg
Intensivmedizinische Überwachung
Sofortige Thorakoskopie ggf. -tomie
Baldige Ösophagusresektion
Welche Aussage zu Bougierungen und Ballondilatationen gastrointestinaler Stenosen ist richtig?
Über Perforationen muss vor Bougierung und Dilatation nicht explizit aufgeklärt werden.
Perforationen nach Bougierungen können durch Stents selten sicher abgedeckt werden.
Computertomographisch gesicherte mediastinale Luft erfordert eine Thorakoskopie oder -tomie.
Ballondilatationen setzen die endoskopische Erreichbarkeit der Stenose voraus.
Bougierungen vermitteln kein taktiles Gefühl für die Härte der Stenose.
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Kähler, G., Kouladouros, K. Endoskopisches Komplikationsmanagement am oberen und unteren Gastrointestinaltrakt. Chirurgie 94, 382–390 (2023). https://doi.org/10.1007/s00104-022-01710-y
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DOI: https://doi.org/10.1007/s00104-022-01710-y
Schlüsselwörter
- Postoperative Anastomosen-Blutungen
- Anastomoseninsuffizienz
- Endoskopische Vakuum-Therapie
- Postoperative Transportstörungen
- Anastomosenstenosen