Obgleich es sich um seltene und heterogene Tumoren handelt, stellen Weichteilsarkome des Abdomens und des Retroperitoneums eine wichtige Herausforderung in der Alltagsrealität der onkologischen Versorgung dar. Diese Relevanz spiegelt sich nicht zuletzt in der jüngst erschienenen S3-Leitlinie zur Behandlung adulter Weichgewebesarkome. Für die Prognose betroffener Patienten hat die chirurgische Primärtherapie im multidisziplinären Behandlungskonzept eine Schlüsselbedeutung. Die vorliegende Ausgabe von Der Chirurg widmet der multidisziplinären Diagnostik und Therapie abdomineller Sarkome 5 Beiträge.

Für die Prognose hat die chirurgische Primärtherapie eine Schlüsselbedeutung

Kennzeichnend für abdominelle und retroperitoneale Sarkome und von entscheidender therapeutischer und prognostischer Bedeutung ist die inter- und häufig auch intratumorale Heterogenität ihrer histopathologischen Subtypen. Hieraus ergibt sich der Stellenwert einer akkuraten präoperativen Diagnostik mit dem Ziel der möglichst einwandfreien histopathologischen Typisierung. Der Beitrag von J. Kirchberg et al. (Dresden) widmet sich dieser für die Weichenstellung in der interdisziplinären Sarkomtherapie essenziellen Thematik. Neben der zur Einschätzung der chirurgischen Resektabilität notwendigen Schnittbildgebung des Lokalbefundes und dem prätherapeutischen Staging kommt der fachgerechten Biopsie und histopathologischen Aufarbeitung große Bedeutung zu. Es wird ersichtlich, dass bereits die Diagnostik und Einschätzung der chirurgischen Resektabilität an erfahrenen Sarkomzentren erfolgen sollten.

Grundlagen und operationstechnische Aspekte der chirurgischen Therapie retroperitonealer Weichteilsarkome, zu denen vorrangig die differenzierten und dedifferenzierten Liposarkome sowie die Leiomyosarkome zählen, werden im Beitrag von F. Willis et al. (Heidelberg) zusammengefasst. Dabei wird auf die Kernbedeutung der makroskopisch vollständigen Resektion im Sinne der retroperitonealen Kompartmentresektion hingewiesen. Ferner wird die Bedeutung des chirurgischen Ansatzes in der Rezidivsituation hervorgehoben.

Hingegen wurden onkologische Vorteile der präoperativen Radiotherapie bei primären retroperitonealen Weichteilsarkomen durch Publikation der ersten randomisierten Studie zu dieser Thematik (EORTC-62092: STRASS) jüngst infrage gestellt. Der Beitrag von A. Nieto et al. (München) diskutiert die Ergebnisse dieser Studie und die sich daraus für die Radiotherapie retroperitonealer Sarkome ergebenden Konsequenzen. Ein weiterer hier aufgegriffener Aspekt sind potenzielle Vorteile einer neoadjuvanten hyperthermen Chemotherapie. Allerdings gilt es zu bedenken, dass die hierzu vorliegende Evidenz vornehmlich unter Einschluss von Hochrisikoweichgewebesarkomen der Extremitäten oder der Leibeswand generiert wurde und daher für retroperitoneale und abdominelle Sarkomentitäten nur bedingt aussagekräftig sein mag.

J. Falkenhorst et al. (Essen) fassen die aktuell komplexe Datenlage zum Stellenwert der medikamentösen Therapie bei retroperitonealen Sarkomen zusammen. Dabei wird auf das generell schlechte Ansprechen der im Retroperitonealraum häufigen Sarkomsubtypen des Erwachsenenalters auf Chemotherapie hingewiesen. Propagiert wird eine Indikationsstellung zur Chemotherapie als individuelles Behandlungsangebot bei Patienten mit hohem prognostischem Risiko, das sich mittels eines Nomogramms zur individuellen Prognoseberechnung bestimmen lässt. Dieser Beitrag wagt auch den Ausblick auf molekular-basierte personalisierte Therapieansätze, die in Zukunft eine Rolle spielen könnten.

Die chirurgische und interdisziplinäre Therapie der gastrointestinalen Stromatumoren (GIST), welche die häufigsten viszeralen Sarkome darstellen, wird im Beitrag von T. Schmidt et al. (Köln) dargestellt. Die multidisziplinäre Behandlung dieser Entität wurde durch die Einführung der Tyrosinkinaseinhibitoren (Imatinib) revolutioniert. Gleichwohl behält die chirurgische Tumorresektion in multimodalen Behandlungskonzepten lokalisierter wie metastasierter GIST ihre fundamentale prognostische Bedeutung.

Wir danken allen Autoren für ihre Beiträge zum vorliegenden Leitthemenheft. In der Zusammenschau geben die hier beinhalteten Artikel eine aktuelle Übersicht über die Möglichkeiten und Grenzen einer kurativ intendierten Chirurgie abdomineller Sarkome. Dabei unterstreichen sie die prognostische Bedeutung des interdisziplinären Ansatzes unter enger Einbeziehung von Radiologie, Pathologie, Radiotherapie und medizinischer Onkologie sowie die Notwendigkeit zur Bündelung der notwendigen Behandlungsstrukturen an erfahrenen Sarkomzentren.