FormalPara Originalpublikation

Kamarajah SH, Phillips AW, Hanna GB et al (2020) Definitive chemoradiotherapy with esophagectomy for locoregional esophageal cancer. A national population-based cohort study. Ann Surg. https://doi.org/10.1097/SLA00000000003941

FormalPara Hintergrund und Fragestellung.

Für lokal fortgeschrittene Ösophaguskarzinome sind neoadjuvante Therapiekonzepte mit transthorakaler Ösophagektomie (NCRS) gegenwärtig der Standard der kurativen Behandlung dieser Tumorentität. Demgegenüber wird die definitive Radiochemotherapie (DCR) mit einer Strahlendosis von >50 Gy überwiegend bei funktionell inoperablen Patienten eingesetzt. Aussagekräftige prospektive Studien, die den Stellenwert dieses organerhaltenden Ansatzes mit dem multimodalen Therapiekonzept vergleichen, stehen gegenwärtig nicht zur Verfügung. Zu diesem Thema wurden jetzt Daten einer nationalen Registeranalyse der amerikanischen National Cancer Database (NCDB) vorgestellt.

FormalPara Methoden.

In dieser Datenbank wurden für Zeitraum von 2004 bis 2015 5977 Patienten mit DCR und 13.555 Patienten mit NCRS identifiziert. Als dritte Gruppe wurde 829 Patienten mit Salvage-Ösophagektomie (SALV) nach DCR (14 %) untersucht. Als Cut-off-Wert für die Zuordnung zu NRCS and SALV wurden 50 Gy definiert. In der Subgruppenanalyse wurden die Patienten ebenfalls nach Histologie stratifiziert (Adeno- vs. Plattenepithelkarzinom). Zum Ausschluss eines Selektionsbias wurde als statistische Methode für den Vergleich dieser Gruppen ein „propensity score matching“ durchgeführt.

FormalPara Ergebnisse.

Vor dem Matching der beiden Gruppen zeigte sich, dass Patienten mit multimodalem Therapiekonzept und Ösophagektomie jünger waren und weniger Komorbiditäten aufwiesen im Vergleich zu Patienten mit definitiver Radiochemotherapie. Nach dem Matching der beiden Gruppen mit jeweils 4622 Patienten zeigte sich ein signifikanter Überlebensvorteil für die multimodal therapierten Patienten (Hazard Ratio [HR]: 0,60, 95 %-Konfidenzintervall[CI]: 0,57–0,63, p < 0,001). Dieser Überlebensvorteil bestand auch in der Subgruppenanalyse für die beiden histologischen Entitäten. Im Vergleich nach dem Matching von 823 SALV-Patienten mit 1643 NRCS-Patienten war dieser Überlebensvorteil nicht mehr nachzuweisen (HR: 1,00, 95 %-CI: 0,90–1,11, p = 1,0).

FormalPara Fazit.

Die aktuelle Studie unterstreicht noch einmal den gegenwärtigen Stellenwert der chirurgischen Resektion im therapeutischen Konzept des Ösophaguskarzinoms sowohl im neoadjuvanten Setting aber auch als Ultima Ratio bei Residual- oder Rezidivtumor nach definitiver Radiochemotherapie. Auch unter diesem Aspekt sollten alle Patienten mit lokal resektablen Tumoren einem spezialisierten Viszeralchirurgen vorgestellt werden, um die funktionelle Operabilität zu beurteilen, und erst dann das therapeutische Konzept festgelegt werden.