FormalPara Originalpublikation

D’Souza MA, Valdimarsson VT, Campagnaro T et al; E‑AHPBA scientific and research committee (2019) Hepatopancreatoduodenectomy – a controversial treatment for bile duct and gallbladder cancer from a European perspective. HPB (Oxford). 2019 Dec 30. https://doi.org/10.1016/j.hpb.2019.12.008.

FormalPara Einleitung.

Die Hepatopankreatikoduodenektomie (HPD) ist eine radikale Therapieoption für Gallengangs- und Gallenblasenkarzinome mit unklarem onkologischem Nutzen in Bezug auf die Überlebensrate und mit hoher perioperativer Morbidität und Mortalität vergesellschaftet. Das Ziel dieser Studie war, das Outcome nach HPD in europäischen Zentren zu eruieren.

FormalPara Methodik.

Bei dieser retrospektiven Analyse wurden die Mitglieder der europäisch-afrikanischen hepatopankreatikobiliären Gesellschaft eingeladen, von allen zwischen Januar 2003 und Januar 2018 operierten Patienten mit HPD bei Gallengangs- oder Gallenblasenkarzinomen zu berichten. Es wurden die 90-Tage-Morbidität und -Mortalität sowie die 3‑Jahres-Überlebensrate und die erzielten R0-Resektion nach Primärtumor analysiert. Zur Einteilung der postoperativen Komplikationen wurde die Clavien-Dindo-Klassifikation benutzt, wobei hier Grad 5 (Tod) exkludiert wurde und eine Majorkomplikation ab Grad 3 definiert wird.

FormalPara Ergebnisse.

Es wurden insgesamt 66 Patienten aus 19 europäischen Zentren eingeschlossen.

Die 90-Tage-Mortalität lag bei 17 und 13 % für Gallengangs- und Gallenblasenkarzinome. Alle prädiktiven Faktoren der perioperativen Mortalität waren patienten- und krankheitsspezifisch. Im Vergleich der Gallengangskarzinome zu den Gallenblasenkarzinomen traten Majorkomplikationen (63 % zu 36 %) und auch Galleleckagen (37 % zu 16 %) oder Leberversagen (23 % zu 3 %) bei Gallengangskarzinomen gehäuft auf. Majorleberresektionen waren bei Gallengangskarzinomen signifikant häufiger mit 91 % zu 55 %.

Das 3-Jahres-Überleben lag bei 80 % für Gallengangskarzinome und bei 30 % für Gallenblasenkarzinome, wobei die 90-Tage-Mortalität exkludiert wurde. Der Anteil der Patienten mit T3- und T4-Tumoren war in der Gruppe der Gallengangskarzinome signifikant höher mit 93 % zu 49 % sowie auch der regionale Lymphknotenbefall. Die R0-Resektion zeigte eine signifikante Auswirkung auf das Gesamtüberleben.

FormalPara Fazit.

Die Studie analysiert und vergleicht das Outcome nach HPD bei Patienten mit Gallengangs- und Gallenblasenkarzinomen.

Die Aussagekraft dieser Studie ist nur eingeschränkt beurteilbar aufgrund der kleinen und selektionierten Patientenanzahl von 66 Patienten ohne Kontrollgruppe. Des Weiteren werden bei dem 3‑Jahres-Überleben die bereits 15 % verstorbenen Patienten exkludiert.

Die höhere Komplikationsrate bei Gallengangskarzinomen ist unter anderem durch die Majorleberresektion zu erklären und das niedrige 3‑Jahres-Überleben bei Gallenblasenkarzinomen durch die fortgeschrittene Tumorklassifikation.

In vorangegangenen Studien zeigte sich bei nichtresezierten Patienten ein geringeres Überleben. Dennoch ist die HPD aus onkologischer Sicht als fragwürdig anzusehen und sollte aufgrund der hohen perioperativen Mortalität und des niedrigen Langzeitüberlebens nicht als Standard angesehen werden. Die Schwere dieser Operation legt nahe, dass die HPD nur in erfahrenen hepatopankreatikobiliären Zentren und nach guter präoperativer Patientenselektion in Betracht gezogen werden sollte.