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Frakturen der unteren Extremität im Kindesalter

Teil 1: Oberschenkel- und kniegelenksnahe Frakturen

Fractures of the lower extremities in childhood

Part 1: fractures of the thigh and in the proximity of the knee

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Zusammenfassung

Kindliche Frakturen sind im klinischen Alltag eine große Herausforderung. Die Entscheidung über die richtige Frakturversorgung fällt unter Berücksichtigung individueller Faktoren. Essenziell sind das Alter des Kindes und das resultierende Restwachstum. Dieser Beitrag soll die strukturierte Untersuchung, Diagnostik und Therapie erleichtern. Der erste Teil dieser Serie befasst sich mit Besonderheiten der Oberschenkel- und der kniegelenksnahen Frakturen. Das Besondere am kindlichen Knochen ist sein Wachstum. Hieraus resultieren eine wesentlich höhere Heilungstendenz und ein größeres Korrekturpotenzial als beim Erwachsenen. Für die Frakturausheilung ist wesentlich, die Toleranzgrenzen bezüglich Achsfehlstellungen sowie das spontane Korrekturpotenzial und das daraus resultierende Remodeling in die Therapieentscheidung einfließen zu lassen. Die verschiedenen operativen Maßnahmen müssen gezielt eingesetzt werden. Inkongruenzen von Gelenken und deutliche Längendifferenzen sind zu vermeiden.

Abstract

Fractures in children are a major challenge in everyday clinical practice. The decision about the correct treatment of fractures follows the consideration of individual factors. The age of the child and the resulting residual growth play an essential role. This article aims to facilitate a structured approach with respect to examination, diagnostics and treatment in clinical practice. This first part of this series deals with fractures of the thigh and in the proximity of the knee joint in children. The peculiarity of pediatric bone lies in its growth, which results not only in a much faster healing tendency than in adults but also possesses a greater correction potential. It is therefore very important for fracture healing to include the tolerance limits for existing axis misalignment as well as the expected spontaneous correction potential and the resulting remodeling in the therapy decision. The various operative measures must be used in a targeted manner. Incongruencies of joints as well as significant length differences should be avoided.

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Abb. 1a–d
Abb. 2a–d
Abb. 3
Abb. 4a–e
Abb. 5

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Corresponding author

Correspondence to L. Kremer.

Ethics declarations

Interessenkonflikt

L. Kremer, M. Voth und I. Marzi geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.

Additional information

Redaktion

M. Betzler, Essen

H.-J. Oestern, Celle

P. M. Vogt, Hannover

CME-Fragebogen

CME-Fragebogen

Welche Aussage ist zutreffend? Die operative Versorgung einer Fraktur beim Kind …

erfolgt in jedem Lebensalter als erste Option.

erfolgt im Schaftbereich bevorzugt mit der ESIN-Technik.

sollte im Schaftbereich mit eingeschobenen Platten erfolgen.

erfolgt bei Epiphyseolysen mit Schraubenosteosynthesen.

ist niemals einer konservativen Therapie vorzuziehen.

Ein Junge von 4 Jahren wird nach einem Verkehrsunfall in die Notaufnahme eingeliefert. Der Patient gibt Schmerzen im Bereich des linken Oberschenkels mit aufgehobener Beweglichkeit an. Welche Aussage zur Diagnostik und Therapie einer dislozierten Femurschaftfraktur trifft zu?

Es muss zwingend primär eine Röntgenuntersuchung in 2 Ebenen erfolgen.

In diesem Alter ist die konservative Therapie mit Overhead-Extension und anschließender Gipsbehandlung die Therapie der Wahl.

Ein Rotationsfehler von 30° kann aufgrund der möglichen Spontankorrektur von Kindern toleriert werden.

Die Versorgung dieser Fraktur erfolgt in der Regel mit retrograden ESIN.

Ein Fixateur externe kann bei dieser Fraktur nicht zur Behandlung eingesetzt werden.

Ein 10-jähriges Mädchen stürzt aus 3 m Höhe aus dem Fenster und gibt bei Ihnen in der Notaufnahme starke Schmerzen im rechten Kniegelenk an. Welche Diagnostik führen Sie nicht durch?

Eine Röntgendiagnostik des Femurs mit angrenzendem Hüft- und Kniegelenk

Ggf. eine MRT-Diagnostik

Eine alleinige Ultraschalldiagnostik

Ggf. eine Angiographie/Angio-MRT

Eine klinische Untersuchung des Kniegelenks

Welche Aussage ist zutreffend? Kniegelenksnahe Salter-Harris-II-Verletzungen mit Achsfehlstellung …

werden immer mit Oberschenkelgips für 6–8 Wochen behandelt.

werden mit retrograden ESIN versorgt.

dürfen nicht mit perkutaner Verschraubung versorgt werden.

müssen für 16 Wochen mit K‑Drähten behandelt werden.

können posttraumatisch zu Beinlängendifferenzen und Achsfehlstellungen führen.

Welche der folgenden Aussagen bzgl. kindlicher Femurfrakturen bei Kindern im Alter von 2–3 Jahren trifft nicht zu?

Femurschaftfrakturen werden konservativ mit Overhead-Extension und Gipsbehandlung versorgt.

Bei subtrochantären proximalen Femurfrakturen ist eine Achsabweichung wegen manlgenden spontanen Korrekturpotentials nicht tolerabel.

Dislozierte distale suprakondyläre Femurfrakturen werden konservativ im Oberschenkel-Gips behandelt.

Nicht dislozierte distale suprakondyläre Femurfrakturren werden konservativ mit 4‑wöchiger Gipsbehandlung versorgt.

Eingestauchte distale suprakondyläre Femurfrakturen werden mit 4‑wöchiger Gipsbehandlung versorgt.

Welche Aussage ist zutreffend? Der Becken-Bein-Gips …

kann nur in Kurznarkose adäquat angepasst werden.

sollte in ca. 90° Flexion und 60° Abduktion angelegt werden.

sollte in ca. 110° Flexion und 10–15° Adduktion angelegt werden.

muss in der Regel für ca. 8 Wochen getragen werden, zwischendurch kann ein Gipswechsel in Narkose erfolgen.

ist insbesondere bei Kindern mit einer deutlichen Fehlstellung und ausgeprägten Schmerzen über der Fraktur die Therapie der Wahl.

Welche Aussage zu kniegelenksnahen Frakturen mit Gelenkbeteiligung ist richtig?

Kniegelenksnahe Frakturen mit Gelenkbeteiligung können auch bei milder Dislokation im Unterschenkelgips ausbehandelt werden.

Mögliche Gelenkstufen <5 mm heilen zum größten Teil aufgrund des hohen Korrekturpotenzials von selbst aus.

Wichtig ist eine frühe funktionelle Vollbelastung, um die Knochenheilung zu stimulieren.

Eventuelle Kniebinnenschäden wie z. B. Meniskuseinrisse können durch eine deszendierte klinische Untersuchung in der Regel sicher ausgeschlossen werden.

Bei klinischem Verdacht auf eine bestehende Gefäßläsion muss die Diagnostik um eine Angiographie oder ein Angio-MRT erweitert werden.

Zu den typischen Komplikationen nach operativer Versorgung einer Oberschenkelfraktur gehören nicht:

Kortikalisperforationen durch Einbringung von ESIN-Nägeln.

überschießende Kallusreaktionen.

sekundäre Frakturdislokationen.

Ausbildung juveniler Knochenzysten.

Kompartmentsyndrome am Oberschenkel.

Welche Aussage zur Therapie der intramedullären Nagelung (ESIN) ist richtig?

Nach operativer Versorgung mit ESIN-Nägeln empfiehlt sich für ca. 2 postoperative Wochen die zusätzliche Anlage einer Gipsschiene zur besseren Ausheilung.

In der Regel werden für Oberschenkelfrakturen ca. 3 ESIN-Nägel benötigt.

Bei zusätzlichen Weichteildefekten muss ein Fixateur externe zur primären Stabilisierung verwendet werden.

Die ESIN-Nagelung wird insbesondere für Frakturen im Schaftbereich verwendet.

Die Technik der intramedullären Nagelung (ESIN) beruht auf dem Prinzip der 5‑Punkt-Abstützung im Knochen.

Welche der Antworten ist richtig? Bei Kindern mit begonnenem Fugenschluss können Femurfrakturen …

mittels ESIN behandelt werden.

nicht mit Verriegelungsnägeln versorgt werden.

– auch distale suprakondyläre Femurfrakturen – geschlossen reponiert und mit K-Draht-Spickung behandelt werden.

nicht mittels Fixateur externe therapiert werden.

mit starker Dislokation konservativ behandelt werden.

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Kremer, L., Voth, M. & Marzi, I. Frakturen der unteren Extremität im Kindesalter. Chirurg 88, 891–902 (2017). https://doi.org/10.1007/s00104-017-0507-z

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