Avoid common mistakes on your manuscript.
Hintergrund und Fragestellung
In den meisten Kliniken erfolgt die Einlage intraperitonealer Drainagen bei Pankreasresektionen als Routinemaßnahme, obwohl es hierfür keine Evidenz gibt. Als Rationale für die prophylaktische Drainageneinlage gelten die frühere Erkennung und die Verhinderung der wichtigsten Komplikationen (Pankreasfistel, Abszess, Arrosionsblutung) sowie die Vermeidung postoperativer Interventionen. Als Nachteil können Drainagen aufsteigende Infektionen begünstigen.
Correa-Gallego et al. untersuchten die perioperativen Ergebnisse nach Pankreasresektionen in Abhängigkeit von der Einlage prophylaktischer Drainagen.
Methoden
Es wurden 1122 Patienten analysiert, die zwischen 2006 und 2011 von 6 erfahrenen Pankreaschirurgen an einem großen Zentrum operiert wurden. Drainagen wurden entsprechend der Präferenz der Operateure eingelegt, die in jeweils 2 „routine drainers“ (Drainagen in > 95 %), „selective drainers“ und „routine non-drainers“ (Drainagen in ~ 15 %) eingeteilt wurden. Perioperative Parameter und Morbidität wurden prospektiv erfasst.
Ergebnisse
Bei 49 % der Operationen wurden Drainagen eingelegt. Patienten, bei denen im Rahmen der Operation keine Drainage eingelegt wurde, hatten signifikant weniger Pankreasfisteln als Patienten, bei denen eine Drainage eingelegt wurde (18 % vs. 27 %), signifikant weniger schwerwiegende Komplikationen (26 % vs. 33 %), eine kürzere Liegedauer (7 vs. 8 Tage) und weniger Wiederaufnahmen nach Entlassung (20 % vs. 27 %). Auch die Rate an klinisch relevanten Pankreasfisteln (Notwendigkeit einer interventionellen, endoskopischen oder operativen Maßnahme, chronisch reduzierter Allgemeinzustand, Tod) war bei Patienten ohne Drainage signifikant niedriger (16 % vs. 20 %). Die Raten an Reoperationen, radiologischen Interventionen und die Mortalitätsraten waren bei Patienten mit und ohne prophylaktische Drainageneinlage vergleichbar. Zudem bestanden keine Unterschiede hinsichtlich der wichtigsten Parameter (klinisch relevante Pankreasfisteln, Notwendigkeit radiologischer Interventionen) zwischen den Operateur-Gruppen „routine drainers“ und „routine non-drainers“.
Diskussion
Die Autoren folgern, dass eine routinemäßige Drainageeinlage nach Pankreasresektionen nicht zu einer Verbesserung der Ergebnisse führt. Insbesondere werde sowohl die Ausbildung von Pankreasfisteln als auch die Notwendigkeit einer postoperativen Intervention durch prophylaktische Drainageneinlage nicht verhindert. Anhand der Ergebnisse könnte eine routinemäßige Drainageneinlage die Komplikationsrate sogar erhöhen.
Diese Ergebnisse stellen die gängige Praxis der routinemäßigen Drainageeinlage eindeutig infrage. Die Aussagekraft der Studie ist allerdings limitiert: Die individuelle, nicht standardisierte Entscheidung zur Drainageeinlage durch die Chirurgen könnte zu einem Bias geführt haben mit Selektion risikoreicherer Fälle in die Gruppe mit Drainageneinlage. Zudem ist fraglich, inwieweit die Ergebnisse von 6 Spezialisten aus einem High-volume-Center allgemein anwendbar sind. Zur Beantwortung dieser Fragen ist eine multizentrische, randomisiert kontrollierte Studie notwendig, wie sie derzeit in Deutschland läuft (PANDRA-Studie, ISRCTN 04937707).
Interessenkonflikt
Keine Angaben
Author information
Authors and Affiliations
Corresponding author
Rights and permissions
About this article
Cite this article
Strobel, O., Büchler, M. Kein Vorteil für die routinemäßige Drainage nach Pankreasresektion. Chirurg 84, 525 (2013). https://doi.org/10.1007/s00104-013-2520-1
Published:
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00104-013-2520-1