Bis zu 25% aller Patienten mit nodal-negativen kolorektalen Karzinomen, die leitliniengerecht keine weitere chemotherapeutische Behandlung erhalten, erleiden ein Rezidiv. Aufgrund der prognostischen Relevanz von Lymphknotenmetastasen beim kolorektalen Karzinom ist daher ein Zusammenhang mit isolierten Tumorzellen oder Mikrometastasen, die der konventionellen, histologischen Diagnostik entgehen und die als Marker einer systemischen Tumorerkrankung betrachtet werden müssen, zu sehen. Die prognostische Wertigkeit der molekularen Detektion von Tumorzellen bei Patienten mit nodal-negativen kolorektalen Karzinomen ist bisher allerdings unklar.

Fragestellung der Studie

Ziel dieses systematischen Reviews mit Metaanalyse war es, die prognostische Signifikanz der molekularen Tumorzelldetektion in regionalen Lymphknoten von Patienten mit nodal-negativen kolorektalen Karzinomen zu untersuchen.

Methode

Die bekannten medizinischen Datenbanken (MEDLINE, BIOSIS, Science Citation Index, EMBASE, CCMed u. a.) wurden hinsichtlich Studien, die sich mit der prognostischen Wertigkeit molekularer Tumorzelldetektion in Lymphknoten nodal-negativer kolorektaler Karzinome beschäftigen, durchsucht. Auf der Basis eines linearen Regressionsmodells wurden Metaanalysen hinsichtlich des Gesamtüberlebens, krankheitsspezifischen Überlebens und krankheitsfreien Überlebens durchgeführt.

Ergebnisse

Insgesamt konnten innerhalb der Einschlusskriterien 39 Studien mit knapp 4100 Patienten identifiziert werden. In 30 Studien erfolgte die Detektion okkulter Tumorzellen mit immunhistochemischen Methoden, in 7 Studien mittels Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR) und in 2 Studien mit beiden Verfahren. Die Metaanalysen zeigten, dass der molekulare Nachweis von isolierten Tumorzellen oder Mikrometastasen in regionalen Lymphknoten von Patienten mit nodal-negativen kolorektalen Karzinomen mit einem schlechteren Gesamtüberleben und einem reduzierten krankheitsspezifischem sowie krankheitsfreien Überleben assoziiert war. Die prognostische Signifikanz der Detektion okkulter Tumorzellen war unabhängig von der Methode der Detektion, vom untersuchten Zielantigen und von der Anzahl der Lymphknoten im Operationspräparat.

Diskussion und Fazit des Reviewers

Die Autoren schlussfolgern aus ihren Daten, dass der molekulare Nachweis von Mikrometastasen oder isolierten Tumorzellen in Lymphknoten von Patienten mit nodal-negativen kolorektalen Karzinomen mit einem erhöhten Risiko des Rezidivs und insgesamt schlechterem Überleben assoziiert ist. Dies könnte dazu führen, dass die Anwendung molekularer Detektionsverfahren in die pathologische Routinediagnostik nodal-negativer kolorektaler Karzinome Einzug hält, um Patienten zu identifizieren, die von einer adjuvanten Chemotherapie profitieren.

Problematisch ist allerdings – die Autoren sprechen dies in ihrer Analyse selbst an – dass die Qualität der untersuchten Studien sehr heterogen, das Studiendesign meist retrospektiv und die Technik der molekularen Detektion nicht standardisiert ist. Trotz allem ist die hier vorliegende Metaanalyse eine wichtige Studie, die den Stellenwert okkulter Tumorzellen als Zeichen einer systemischen Tumorerkrankung erneut unterstreicht. Hier sind zweifelsohne weitere, prospektive Studien mit standardisiertem Studiendesign notwendig, um den prognostischen Stellenwert von isolierten Tumorzellen und Mikrometastasen beim nodal-negativen kolorektalen Karzinom zu bestimmen.