Hintergrund

Das Vorliegen von Lymphknotenmetastasen (LKM) beim kolorektalen Karzinom ist ein wichtiger Prognoseparameter für das Überleben von Patienten mit kolorektalen Karzinomen und identifiziert Kandidaten für multimodale Therapieansätze. Die Verteilung der LKM wird dabei allerdings bisher nicht berücksichtigt.

Fragestellung der Studie

Ziel dieser Studie war es, die prognostische Relevanz von LKM unter besonderer Berücksichtigung ihrer Lokalisation für Patienten mit Sigma- oder Rektumkarzinom zu untersuchen.

Methode

In dieser prospektiven Single-Center-Observationsstudie aus Korea wurden Patienten mit histologisch gesichertem Sigma- bzw. Rektumkarzinom einer onkologischen Resektion mit radikulärer Unterbindung der A. mesenterica inferior (AMI) zugeführt. Nach Resektion erfolgte die makroskopische Identifikation und lokale Zuordnung der LK durch den Chirurgen. Unterschieden wurden LK perikolisch bzw. -rektal, entlang der mesenterialen Hauptstämme und am Abgang der AMI. Das Vorliegen und die Verteilung von LKM wurde nach entsprechendem Follow-up mittels Log-rank-Test und multivariater Regressionsanalyse in Bezug auf Rezidivhäufigkeit und Überleben untersucht.

Ergebnisse

Zwischen 1997 und 2008 wurden insgesamt 1205 Patienten mit Sigma- bzw. Rektumkarzinom unter kurativen Gesichtspunkten einer onkologischen Resektion zugeführt. Sowohl das 5-Jahres-Gesamtüberleben als auch das krankheitsfreie 5-Jahres-Überleben zeigte sich in der Analyse der Gruppen ohne LKM, mit LKM perikolisch/-rektal, mit LKM entlang der Gefäße und LKM am Abgang der AMI signifikant unterschiedlich mit ungünstigster Prognose in der Patientengruppe mit LKM an der AMI. In der multivariaten Analyse war die Verteilung der LKM ein unabhängiger Prognoseparameter sowohl für das Gesamt- als auch krankheitsfreie Überleben. Ein Einfluss auf die Lokalrezidivrate zeigte sich allerdings weder beim Sigma- noch beim Rektumkarzinom. Die Subgruppenanalyse für Patienten im Stadium pN2 identifizierte die Lokalisation der LKM als unabhängigen Prognoseparameter, nicht jedoch für Patienten im Stadium pN1. Zusätzlich zeigte das Überleben der Patienten in Stadium III mit LKM an der AMI keine Unterschiede mehr im Vergleich zu Patienten im Stadium IV, die Prognose war in beiden Gruppen ähnlich schlecht.

Diskussion

Die Autoren schlussfolgern aus ihren Daten, dass die Verteilung von LKM beim Sigma- und Rektumkarzinom ein unabhängiger prognostischer Faktor sowohl für das Gesamtüberleben als auch für das krankheitsfreie Überleben darstellt. Somit ist in den Augen der Autoren nicht nur die Anzahl, sondern insbesondere auch die Lokalisation von LKM ein wichtiger prognostischer Parameter, der als Ergänzung zum herkömmlichen TNM-System die Abschätzung des zu erwartenden biologischen Verlaufs einer kolorektalen Krebserkrankung erleichtern sollte.

Fazit des Reviewers

Diese Studie zeigt erstmalig, dass die Verteilung von LKM auch beim Rektumkarzinom prognostische Bedeutung haben kann. Ob die Verteilung von LKM beim Sigma- und Rektumkarzinom allerdings dazu genutzt werden sollte, die Indikation für eine postoperative Chemotherapie zu indizieren, bleibt aufgrund der noch immer uneinheitlichen Literatur diesbezüglich unklar.