Zusammenfassung
Die Indian Childhood Cirrhosis (ICC) oder Indische frühkindliche Leberzirrhose soll die Folge der chronischen Aufnahme von Kupfer mit Milch sein, die unsachgemäß in unverzinnten Kupfer- oder Messingkesseln gekocht und vorgehalten wurde. In Deutschland sind gleichartige Erkrankungsfälle (sogenannte Non-Indian Childhood Cirrhosis, NICC) nur bei ungestillten Säuglingen im Zusammenhang mit überhöhten Kupferkonzentrationen in saurem Hausbrunnenwasser, das in Kupferleitungen stagniert hatte, beobachtet worden. Um die Möglichkeit eines Zusammenhangs zwischen dem Kupfergehalt von regulärem Trinkwasser und dem Risiko einer frühkindlichen Leberschädigung zu überprüfen, wurde zunächst eine Erhebung zum Vorkommen überhöhter Kupferkonzentrationen im Trinkwasser zentral versorgter Haushalte mit Kupferleitungen durchgeführt. 956 Trinkwassermischproben aus ebenso vielen Haushalten wurden auf Kupfer untersucht. Säuglinge, die Kupferkonzentrationen von mehr als 0,8 mg/l Cu chronisch ausgesetzt waren, wurden kinderärztlich untersucht, einschließlich Blutentnahme zur Früherfassung etwaiger Leberfunktionsstörungen. In lediglich 2% der untersuchten Haushalte wurden Kupferwerte von mehr als 0,8 mg/l Cu gemessen; acht Säuglinge waren entsprechend exponiert. Sie waren nur bis zur zwölften Lebenswoche oder kürzer gestillt worden oder hatten täglich mindestens 200 ml Trinkwasser mit mindestens 0,8 mg/l Kupfer während der ersten zwölf Lebensmonate aufgenommen. Keiner dieser acht Säuglinge entwickelte Frühanzeichen einer Leberfunktionsstörung. Aus unserer Studie lässt sich nach jetzigem Erkenntnisstand ein gesundheitlicher Gefahrenverdacht für Kupferleitungen, die an das öffentliche Trinkwassernetz angeschlossen sind, nicht ableiten.
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Dassel de Vergara, J., Zietz, B. & Dunkelberg, H. Gesundheitliche Gefährdung ungestillter Säuglinge durch Kupfer in Haushalten mit kupfernen Trinkwasserleitungen Erste Ergebnisse einer prospektiven Studie. Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 43, 272–278 (2000). https://doi.org/10.1007/s001030050250
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DOI: https://doi.org/10.1007/s001030050250