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Gesundheit und Frühe Hilfen: Die intersektorale Kooperation im Blick der Forschung

The health sector and early childhood intervention: intersectoral collaboration in research

Zusammenfassung

Hintergrund

Frühe Hilfen sind Angebote für Familien mit Kindern bis zum Alter von 3 Jahren. Sie leisten einen Beitrag zur Förderung von elterlichen Kompetenzen, um die Entwicklungs- und Lebensbedingungen von Familien zu verbessern. Ein weiteres, zentrales Element der Frühen Hilfen sind kommunale (Präventions‑)Netzwerke. In diesen Netzwerken arbeiten Akteure des Gesundheitswesens mit Akteuren der Kinder- und Jugendhilfe zusammen, um den Familien einen nichtstigmatisierenden Zugang zu den Angeboten der Frühen Hilfen zu eröffnen. Im Forschungsprogramm „Zusammen für Familien“ (ZuFa-Monitoring) des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) in der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) werden seit 2017 repräsentative Daten zur Qualität der Kooperation aus Perspektive der niedergelassenen Gynäkologie, der Geburtskliniken sowie der niedergelassenen Pädiatrie erhoben.

Ziel der Arbeit

Dargestellt werden Hintergründe und Ziele des ZuFa-Monitorings sowie Design und Methoden der einzelnen Studien. Im vorliegenden Beitrag werden Stichprobenbeschreibungen und Analysen zur Repräsentativität der Erhebungen in Geburtskliniken (ZuFa_GK) und pädiatrischen Praxen (ZuFa_Päd) sowie erste Ergebnisse zur Kooperationsqualität berichtet.

Erste Ergebnisse

Die Stichproben sind repräsentativ für die Grundgesamtheit der Geburtskliniken bzw. der pädiatrischen Praxen in Deutschland. Zwei Drittel der Befragten geben an, dass der Anteil psychosozial belasteter Familien in den letzten Jahren zugenommen hat. Deren Versorgung wird aufgrund von Zeitmangel, nichtangemessener Vergütung und erschwerenden Bedingungen wie Sprachbarrieren als Herausforderung bewertet. Von den Frühen Hilfen wird Entlastung erwartet.

Diskussion

Das ZuFa-Monitoring erhebt Informationen zur Versorgung psychosozial belasteter Familien und generiert Hinweise auf hemmende und fördernde Bedingungen, die im Rahmen des weiteren Strukturauf- und -ausbaus lokaler Netzwerke berücksichtigt werden können. So kann ein Beitrag zur Erhöhung der Versorgungsqualität im Gesundheitswesen geleistet werden.

Abstract

Background

Early childhood interventions are locally and regionally organized support services for families from pregnancy until the end of the third year of life. The interventions promote diverse measures to enhance parental skills in order to improve developmental and living circumstances. One crucial element of early childhood intervention in Germany are prevention networks at municipal level. The collaboration of healthcare professionals and child and youth welfare professionals in these networks aims to provide nonstigmatizing access to early childhood intervention for families with psychosocial burdens. From the point of view of the healthcare sector, the research program Together for Families (ZuFa Monitoring) of the National Centre on Early Prevention (NZFH) at the Federal Centre for Health Education (BZgA) has collected representative data at the interfaces of gynecology, obstetrics, pediatrics, and early childhood intervention since 2017.

Goal

The background and goals, as well as design and methods of the ZuFa Monitoring studies are described. For obstetrics clinics and resident pediatricians, sample descriptions, including data on representativeness and early data regarding collaboration quality, are given.

Early results

The samples are representative for the population of obstetric clinics and resident pediatricians in Germany. At least two-thirds of the respondents indicate that the proportion of families with psychosocial burdens has increased. Care for psychosocially burdened families is regarded as challenging due to a lack of time, limited financial compensation, and aggravating conditions, such as language barriers. Respondents expect early childhood intervention to alleviate their daily work.

Discussion

ZuFa Monitoring collects data regarding the care for families with psychosocial burdens at the interface of the health and the child and youth welfare sector. The research program generates information on inhibitory as well as promoting factors, thereby informing the further development and expansion of prevention networks at the municipal level, and heightening the quality of care for families in the health sector.

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Abb. 1
Abb. 2
Abb. 3
Abb. 4

Notes

  1. Armutsgefährdung definiert als relative Größe: weniger als 60 % des Medians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung (in Privathaushalten).

  2. Frage wurde in den Geburtskliniken nicht gestellt.

  3. Frage wurde in den Geburtskliniken nicht gestellt.

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Danksagung

Die Autorinnen möchten sich bei allen Mitarbeitenden in Praxen und Kliniken bedanken, die uns mit der Beantwortung der Fragen an ihrem Wissen teilhaben ließen.

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Correspondence to Ilona Renner.

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Interessenkonflikt

I. Renner, S. Scharmanski, J. van Staa, A. Neumann und M. Paul geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.

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Renner, I., Scharmanski, S., van Staa, J. et al. Gesundheit und Frühe Hilfen: Die intersektorale Kooperation im Blick der Forschung. Bundesgesundheitsbl 61, 1225–1235 (2018). https://doi.org/10.1007/s00103-018-2805-0

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Schlüsselwörter

  • Frühe Hilfen
  • Geburtskliniken
  • Pädiatrie
  • Gynäkologie
  • Psychosoziale Versorgung

Keywords

  • Early childhood intervention
  • Obstetrics
  • Pediatrics
  • Gynecology
  • Psychosocial care