Der Fortschritt in der modernen Medizin erfordert die überregionale Zusammenarbeit auf vielen Ebenen: Kliniker und Niedergelassene, Ärzte und Patienten, Grundlagenwissenschaftler und Kliniker. Diese von allen gewollte Zusammenarbeit ist in der Praxis aber gar nicht leicht zu erreichen. Vor diesem Hintergrund erfolgte im Jahr 1997 die Ausschreibung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zur Bildung von Forschungsnetzen zu Erkrankungen mit hoher Morbidität und Mortalität. Ziel war es, die Erforschung und die Behandlung dieser Erkrankungen durch eine bessere horizontale und vertikale Vernetzung nachhaltig zu verbessern. Von 160 eingereichten Skizzen wurden beginnend ab dem Jahr 1999 insgesamt 21 Kompetenznetze gefördert. Vierzehn dieser Kompetenznetzwerke ziehen in diesem Heft die Bilanz ihrer teilweise 15-jährigen Arbeit.

Alle Kompetenznetze haben die Voraussetzungen für translationale und patientenorientierte Forschung auf hohem Niveau geschaffen, indem Patientenkohorten, Register, Biobanken und Datenbanken entwickelt worden sind. Auf dieser Basis sind zahlreiche herausragende klinische Studien entstanden. Die Kompetenznetze sind auf diese Weise wichtig für die medizinische Forschung in Deutschland geworden und haben sicher auch dazu beigetragen, dass Deutschland nach den USA das Land mit den meisten klinischen Studien ist. Diese Position gilt es fortzuentwickeln, insbesondere müssen auch die Möglichkeiten für nicht-kommerzielle klinische Studien weiter verbessert werden.

Auch die Krankenversorgung hat sehr profitiert. Viele Kompetenznetzwerke haben Leitlinien entwickelt und dazu beigetragen, die Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge der jeweiligen Erkrankungen zu verbessern. Damit wurde ein wichtiges Ziel der BMBF-Ausschreibung erreicht, die ja auch das Ziel hatte, die stets schwierige Umsetzung von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis zu verbessern.

Die Kompetenznetze sind ein Erfolg geworden, an dem sich andere Fördermaßnahmen messen lassen müssen. Mit dem Auslaufen der Förderung stehen alle Kompetenznetze vor der Frage, wie die geschaffenen Strukturen verstetigt werden können. Dazu wurden in vielen Fällen Vereine, Stiftungen oder (europäische) Fachgesellschaften gegründet. Die Beiträge in diesem Heft belegen, wie aufwendig, aber vor allem auch wie lohnend die Vernetzung der unterschiedlichen Kompetenzen ist.

Ihr

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Stefan Uhlig