David Klemperer. Sozialmedizin – Public Health – Gesundheitswissenschaften. Lehrbuch für Gesundheits- und Sozialberufe

Mit einem Geleitwort von Eckart von Hirschhausen. Bern 2015: Hogrefe. 3. überarb. Aufl. (ISBN 978-3-456-85550-9), EUR 29,95

Charakter und Mission dieses an die Gesundheitsberufe gerichteten Buches ist es, (selbst-)kritische Gesundheits(-system-)kompetenz zu vermitteln, zu vertiefen und fortlaufend zu verbessern.

Wichtigste Vorzüge sind: die fachliche Fundierung, die kritische Wissensrezeption, der Blick fürs Wesentliche, die gründliche Referenzierung, die visuellen Hervorhebungen von Definitionen, Vertiefungen, Merksätzen und Zusammenfassungen („auf den Punkt gebracht“), viele Auflockerungen (Zitate, Karikaturen, Fotos), die zahlreichen Hyperlinks zu aktuelleren Internetquellen.

Eine eigene Website zum Buch bietet Leseproben, aktuelle Ergänzungen und zeigt das enorme Engagement des Autors (www.sozmad.de). „Ressourcen für ein patientenorientiertes Gesundheitswesen“ (so die Überschrift) findet man dort und in dem Buch tatsächlich, v. a. zu:

Public Health, Gesundheit und Krankheit, Wissenschaftlichkeit und evidenzbasierter berufliche Praxis, Epidemiologie und Forschungsmethoden, Gesundheitsförderung und Krankheitsprävention, sozialen Ungleichheiten der Gesundheit, Gesundheitssystem und Gesundheitspolitik.

Die 3. Auflage wurde auf den Stand Juni 2015 gebracht; neue Gesundheitsgesetze wurden berücksichtigt, insbesondere das auch Präventionsgesetz.

An weiteren, von Lesern (und Kritikern der ersten Auflagen) gewünschten Abschnitten wird gearbeitet: z. B. Weltgesundheit, Arbeitslosigkeit und Gesundheit, Gesundheitssystem der DDR. Sie sollen zuerst auf der Website und dann in späteren Auflagen des Buches integriert werden.

Ein besonderes „Schmankerl“ (der bairische Ausdruck passt hier wirklich am besten!) ist das Geleitwort von Eckart von Hirschhausen: Er präsentiert darin „ein Manifest für eine soziale, am Patienten orientierte evidenzbasierte Medizin“, die er unter anderem durch eine „Suchmaschine der Vernunft“ erreichen will. Wohltuend, wie Hirschhausen eloquent vor den Gefahren der Ökonomisierung warnt und bekennt, dass er erst 20 Jahre nach dem Studium entdeckt hat, „wie wichtig Public Health und die sozialen Fragen in der Medizin sind“!

Klemperer hat seit der 2. Auflage den Gesamt-Komplex „Sozialmedizin, Public Health und Gesundheitswissenschaften“ ins Visier genommen. Das ist mutig. Und aus meiner Sicht auch berechtigt, da die Gemeinsamkeiten dieser 3 Bereiche deutlich größer sind als die Unterschiede. Je nach ihrer fachlichen Ausbildung und/oder ihrem aktuellen beruflichen Hintergrund werden Leser vermutlich einzelne „ihrer“ Themen vermissen oder für unterbelichtet halten. Aber der Autor hat mit den beiden letzten Auflagen bewiesen, dass er mit seinen Studierenden, Lesern und Kritikern in echter Interaktion steht und ihre Anregungen bei der Weiterentwicklung von Inhalten und didaktischer Aufbereitung berücksichtigt.

Insofern: Vorbehaltlose Empfehlung für alle an die es sich (neben den Studierenden der Gesundheits- und Sozialberufe) auch richtet:

Medizinisch und sozial Berufstätige, Patientenvertreter in der Selbstverwaltung, Krankenkassenmitarbeiter, Mitglieder und Mitarbeiter der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe, Journalisten und alle an Gesundheitspolitik Interessierten.

Professor Alf Trojan (Hamburg)