Zusammenfassung
Arbeitslosigkeit geht mit materiellen und psychosozialen Folgen einher, die sich auch auf die Gesundheit auswirken können. Nach den Daten des telefonischen Gesundheitssurveys 2003 (GSTel03) sind arbeitslose Frauen und Männer von vielen Krankheiten und Beschwerden häufiger betroffen, sie schätzen ihre eigene Gesundheit schlechter ein und geben vermehrt an, in der gesundheitsbezogenen Lebensqualität eingeschränkt zu sein. Bei Männern lassen sich Gesundheitsprobleme vor allem bei Langzeitarbeitslosigkeit (>1 Jahr) beobachten, während bei Frauen kurzzeitige Arbeitslosigkeitserfahrungen ebenso oder sogar noch weitreichendere Konsequenzen für die Gesundheit haben. Andererseits liefert die Analyse deutliche Hinweise darauf, dass eine beeinträchtigte Gesundheit ein Risiko für Arbeitslosigkeit darstellt. Abschließend beantworten lässt sich die Frage nach der Kausalrichtung zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit allerdings nicht, da hierzu Längsschnittdaten erforderlich sind.
Abstract
Unemployment has material and psychosocial consequences that can also have an adverse effect on health. According to the Telephone Health Survey 2003, unemployed women and men suffer more frequently from many diseases and complaints. Their assessment of their own state of health is also more negative, and they say more often that their quality of life is restricted by their health. In the case of men, health problems are especially common among the long-term unemployed (>1 year), whereas women can suffer equally (or even more) serious effects on their health as a result of short-term unemployment. On the other hand, the analysis clearly indicates that poor health heightens a person’s risk of becoming unemployed. However, no conclusive statement can be made on the direction of causality between unemployment and health, since this requires more longitudinal data.
Notes
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Januar 2005. Zu berücksichtigen ist, dass infolge der Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe im Vergleich zu Dezember 2004 mindestens 220.000 Personen zusätzlich in die Arbeitslosenstatistik aufgenommen wurden.
„Nicht arbeitslos“ ist nicht mit „erwerbstätig“ gleichzusetzen, da z. B. Auszubildende, Studierende, Frühberentete oder aus gesundheitlichen Gründen Berentete oder „Hausfrauen“ enthalten sein können.
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Lange, C., Lampert, T. Die Gesundheit arbeitsloser Frauen und Männer. Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 48, 1256–1264 (2005). https://doi.org/10.1007/s00103-005-1152-0
Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00103-005-1152-0
Schlüsselwörter
- Arbeitslosigkeit
- Subjektive Gesundheit
- Geschlechtsspezifische Gesundheitsunterschiede
- Telefonischer Gesundheitssurvey 2003