Der Kinderwunsch im soziostrukturellen Kontext

Zusammenfassung

Innerhalb der EU gehört Deutschland zu den Ländern mit der niedrigsten Geburtenziffer und der höchsten Quote Kinderloser. Der Kinderwunsch konkurriert mit einer Vielzahl von Lebenszielen, die in einer leistungszentrierten Gesellschaft als erstrebenswert propagiert werden. Aus psychologischer Sicht ist er somit als ein in hohem Maß ambivalenter und komplexer Konflikt zwischen Handlungsalternativen zu verstehen. Angesichts ungünstiger gesellschaftlicher Rahmenbedingungen stehen Frauen und Männer im fertilen Lebensalter vor den Problemen der Entscheidbarkeit und der Handlungsunsicherheit, die mit dem Aufschieben des Kinderwunsches bzw. dem Verzicht auf Nachwuchs verbunden sind. In diesem Beitrag werden die gesellschaftlich-strukturellen Bedingungen des Kinderwunsches und der Kinderlosigkeit auf Grundlage einschlägiger Surveys herausgearbeitet und wesentliche Schritte für die Überwindung dieser Krise vorgeschlagen.

Abstract

In the EU, Germany is one of the countries showing the lowest birth rate and the highest childlessness rate. The desire for a child competes with a variety of life goals that are propagated as valuable in an achievement-centered society. Psychologically speaking, it can be conceived of as a complex and highly ambivalent conflict between options. In view of adverse societal conditions, women and men at a fertile age face the problems of arbitration and of action insecurity, both of which are associated with the delay of the desire for a child and with abandonment of offspring, respectively. In this article, the socio-structural conditions of the desire for a child and of childlessness are specified, referring to relevant representative surveys, and important steps for overcoming this crisis are suggested.