Der Schmerz Kulturphänomen und Krankheit

Zusammenfassung

Der Beitrag erörtert das Schmerzerleben und den Umgang mit Schmerz in Abhängigkeit von kulturellen Mustern. Das moderne Schmerzverständnis, dessen Grundlagen im 17. Jahrhundert gelegt wurden, führte zu einer Verkörperlichung des Schmerzes. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts gelang es der Medizin, durch Narkose und andere Verfahren den Schmerz zunehmend auszuschalten. Die Erörterung aller möglichen Schmerzphänomene wurde anschließend fast ausschließlich durch die medizinische Sichtweise bestimmt. Dadurch wurden die kulturellen und sozialen Muster, die für den Umgang mit dem Schmerz von Bedeutung sind, in den Hintergrund gedrängt. Allerdings zeigt der transkulturelle Vergleich, dass in anderen Ethnien nicht nur eine Vielfalt von Möglichkeiten für den Umgang mit dem Schmerz besteht, sondern dass Schmerz sehr häufig auch eine Chiffre für andere Sachverhalte ist.

Abstract

The paper examines the correlation between sociocultural factors and pain perception. During the 17th century the basis for the modern understanding of pain was laid; pain became a physically determined phenomenon. Around the middle of the 19th century new methods were developed to deaden and anaesthetize pain. Since then, the interpretation and understanding of pain has been dominated by medical views. Sociocultural influences, which up to that time played an important role in dealing with pain, were pushed into the background. Yet, ethnological studies reveal impressive diversity in coping with pain. Pain perception and pain response is influenced by physical, psychological as well as cultural factors.