Zusammenfassung
Am 1.1.2001 trat das Infektionsschutzgesetz (IfSG) in Kraft. In § 6 Abs. 1 Nr. 3 sind erstmals Meldeverpflichtungen des Verdachtes einer über das übliche Ausmaß hinausgehenden Impfreaktion gesetzlich geregelt. Die Meldungen werden im Paul-Ehrlich-Institut zentral erfasst und wissenschaftlich bewertet. Im Zeitraum vom 1.1.2001 bis 19.10.2001 wurden insgesamt 236 Verdachtsfälle gemeldet. 44,1% der Meldungen betrafen Kinder im Alter von 0 bis elf Jahren, 6,8% Jugendliche im Alter von zwölf bis 18 Jahren und 48,7% Erwachsene. Zwei Todesfälle wurden berichtet. In neun Berichten wurde ein bleibender Gesundheitsschaden mitgeteilt. In keinem der letztgenannten Fälle konnte jedoch ein Zusammenhang mit der Impfung hergestellt werden. Die Zahl der nach dem IfSG gemeldeten Verdachtsfälle war im Beobachtungszeitraum im Vergleich zu Meldungen aus anderen Quellen (pharmazeutische Unternehmer, Arzneimittelkommission) geringer. Dies weist darauf hin, dass die seit Anfang 2001 bestehende Meldeverpflichtung noch nicht allen Ärzten bekannt ist. Weitere Anstrengungen sind daher erforderlich, um die Meldefreudigkeit zu steigern und so belastbare Aussagen über Impfkomplikationen in der Diskussion um die Stärkung des Impfgedankens zu erhalten.
Abstract
The German Protection against Infection Act (Infektionsschutzgesetz) came into action on January 1, 2001. Reporting of complications after vaccination became mandatory according to Article 6 No. 3. From January 1, 2001 to October 19, 2001 a total of 236 reports were registered in a central database and analyzed. Age distribution revealed the following pattern: 44.1% of the notifications concerned children from 0 to 11 years of age, 6.8% concerned adolescents and 48.7% concerned adults. Two deaths and nine lasting health damages were reported. For none of the latter adverse events a causal link to vaccination was evident. Compared to other sources of reporting (pharmaceutical companies, drug commissions) a considerable underreporting has to be considered. Efforts to improve the reporting compliance of physicians according to the requirements of the Protection against Infection Act are therefore necessary.
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Keller-Stanislawski, B., Hartmann, K. Auswertung der Meldungen von Verdachtsfällen auf Impfkomplikationen nach dem Infektionsschutzgesetz. Bundesgesundheitsbl - Gesundheitsforsch - Gesundheitsschutz 45, 344–354 (2002). https://doi.org/10.1007/s00103-002-0392-5
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