Zusammenfassung
Das Mutterschutzgesetz soll die Mutter und das Kind vor Gefahren, Überforderung und Gesundheitsschädigung am Arbeitsplatz ebenso wie vor finanziellen Einbußen und dem Verlust des Arbeitsplatzes schützen. Allerdings werden die mit dem Mutterschutzgesetz definierten Ziele der Sicherheit und Gesundheit der schwangeren Mitarbeiterin einerseits und der Verhinderung von Benachteiligungen im Berufsleben andererseits derzeit auf der Intensivstation noch nicht ausreichend erfüllt. Es sollte eine für alle Beteiligten gewinnbringende Umsetzung des Mutterschutzgesetzes auch in den in der DIVI vertretenen Fachbereichen vorangetrieben werden, insbesondere das Arbeiten von Schwangeren im ärztlichen und Pflegefachpersonal sowie in weiteren Gesundheitsfachberufen (Atmungstherapie, Physiotherapie, Logopädie, Psychologie und Sozialdienst) auf Intensivstationen. Es soll dafür sensibilisiert werden, jede schwangere und stillende Mitarbeiterin individuell zu betrachten und gemeinsam eine persönliche Lösung für die Weiterbeschäftigung auch während der Schwangerschaft auf der Intensivstation zu erarbeiten. Es werden mögliche Wege und Lösungen zur Erreichung dieses Ziels skizziert und Praxisbeispiele zur Umsetzung im klinischen Alltag gegeben. Diese basieren auch auf einer umfangreichen Darstellung von Tätigkeiten nach einem Ampelsystem für alle Berufsgruppen. Aspekte, die gegen die Beschäftigung einer schwangeren Mitarbeiterin auf der Intensivstation sprechen oder diese einschränken, werden diskutiert und potenzielle Lösungsoptionen aufgezeigt.
Abstract
The Maternity Protection Act is intended to protect the mother and the child from hazards, excessive demands and damage to health in the workplace, and from financial disadvantages and loss of employment. However, the objectives defined by the Maternity Protection Act—the safety and health of the pregnant employee on the one hand and the prevention of disadvantages in working life on the other—are not yet adequately achieved in the intensive care unit (ICU). Implementation of the Maternity Protection Act to the benefit of all involved parties should also be promoted in the specialist areas represented by the DIVI, in particular the work of pregnant physicians and nursing staff and other working specialists (respiratory therapists, physiotherapists, speech therapists, psychotherapists, and social workers) in the ICU. The aim of this paper is to raise awareness of the need to consider each pregnant and breastfeeding staff member individually and to work together to find a personal solution for continuing to work in the ICU. Possible ways and solutions to achieve this goal are outlined and practical examples are given for implementation in everyday clinical routine. These are also based on comprehensive presentation of activities according to a traffic light color-code system for all occupational groups. Arguments against pregnant employees working in the ICU are discussed and possible solutions are presented
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S. Pelz: Mitglied der DGF und Vorstandsmitglied des DNAPN und des ANP. Es gibt keine Stellungnahme zu diesem Thema in den Fachgesellschaften, der inhaltliche Bezug besteht im wissenschaftlichen Arbeiten. F. Walcher ist Präsident der DIVI e. V. T. Brenner erhielt als Mitglied des DIVI-Präsidiums Reisekostenerstattungen seitens der DIVI e. V. Er ist Mitglied des Präsidiums der DIVI e. V. S. Klenke erhielt von der DIVI e. V. Reisekostenunterstützung für den DIVI-Kongress 2023. C. Cornelius, T. Deffner, A. Hill, C. Rohlfes, B. Ellner, S. Klarmann, S. Riedel, S. Kopp, L. Borgstedt, D. Freund, A. Schöpfel und P. Meybohm geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Tabellarische Übersichten über die Tätigkeiten der Berufsgruppen pflegerischer Dienst, Physiotherapie, Logopädie und Atmungstherapie.
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Cornelius, C., Deffner, T., Hill, A. et al. Positionspapier zum Arbeiten in der Schwangerschaft auf der Intensivstation. Anaesthesiologie 73, 263–271 (2024). https://doi.org/10.1007/s00101-024-01402-8
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