Zusammenfassung
Schockräume in zentralen Notaufnahmen sind die ersten Anlaufstellen für potenziell schwer bzw. mehrfach verletzte Patienten. Hier steht die interdisziplinäre Versorgung dieser Patienten im Vordergrund, die die strukturierte und standardisierte Krankenhausaufnahme sowie die entsprechende Initialdiagnostik und Therapie potenziell lebensbedrohlicher Zustände umfasst. Der Schockraum stellt ein zentrales Bindeglied zwischen der prähospitalen und der innerklinischen Versorgungskette dar. Der vorliegende Beitrag beschreibt die Kernaufgaben des Schockraumteams sowie Konzepte und Strategien der Erstversorgung schwer verletzter und polytraumatisierter Patienten.
Abstract
Resuscitation rooms in central emergency admissions are the first point of contact for potentially severely or multiply injured patients. Here priority is given to the interdisciplinary treatment of these patients, which includes the structured and standardized hospital admission as well as the appropriate initial diagnostics and treatment of potentially life-threatening conditions. The resuscitation room is a central vital link between the prehospital and internal hospital treatment chain. This article describes the core tasks of the resuscitation room team as well as concepts and strategies of initial treatment of severely injured and polytrauma patients.
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Authors and Affiliations
Corresponding author
Ethics declarations
Interessenkonflikt
S. Thelen, M. Michael, H. Ashmawy, W.T. Knoefel, O. Picker, J. Windolf und M. Bernhard geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren.
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Redaktion
T. Fuchs-Buder, Nancy
A. R. Heller, Augsburg
M. Rehm, München
M. Weigand, Heidelberg
A. Zarbock, Münster
CME-Fragebogen
CME-Fragebogen
Was entspricht gemäß S3-Leitlinie „Polytrauma“ einer Schockraumindikation („Schockraumkriterium“)?
Isolierte obere Sprunggelenkfraktur mit starken Schmerzen (numerische Rating-Skala [NRS] 7/10)
Pertrochantäre Femurfraktur bei einem 89-jährigen Patienten
Summenwert auf der Glasgow Coma Scale von 13 nach Fahrradsturz
Absturz aus 4 m Höhe von einem Baugerüst
Mittels Tourniquet gestoppte arterielle Blutung am Unterarm
Welche Maßnahme bzw. Diagnostik beinhaltet das „D“ des ABCDE-Schemas?
Immobilisation der Halswirbelsäule
„Log-roll“-Manöver zur Detektion von Wirbelsäulenverletzungen
Durchführung einer kranialen Computertomographie(CCT)-Diagnostik
Pupillenkontrolle
Messung der Körperkerntemperatur
Welche Maßnahme sollte nach Aufnahme eines instabilen Traumapatienten in den Schockraum als Erste durchgeführt werden?
Anamneseerhebung (Vorerkrankungen)
Stillung einer arteriellen Extremitätenblutung
Anlage eines zentralen Venenkatheters
Durchführung einer digital-rektalen Untersuchung
Bestimmung des Blutethanolspiegels
Im Rahmen der „SAMPLER“-Anamnese werden verschiedene Aspekte strukturiert erfasst. Welche Aussage zählt nicht dazu?
Allergien des Patienten
Vormedikation (insbesondere Antikoagulation)
Nüchternheit des Patienten („last meal“)
Mögliche Risikofaktoren (z. B. Nikotinabusus)
Blutglucosespiegel
Welche radiologische Diagnostik ist im Rahmen der Schockraumversorgung nach einem Absturztrauma eines 60-jährigen Patienten mit Verdacht auf das Vorliegen einer Mehrfachverletzung primär angezeigt?
Röntgenübersicht des Beckens
Magnetresonanztomographie (MRT) der Wirbelsäule
Kraniale Computertomographie (CCT), nativ
CT-Traumaspirale
Röntgen der unteren Extremitäten
Ein 23-jähriger Patient wird nach ca. 45-minütiger technischer Rettung bei winterlichen Temperaturen (4 °C, leichter Schneefall) nach einem Frontalaufprall aus dem Pkw gerettet. Bei Übernahme im Schockraum wird eine Körpertemperatur von 34,2 °C ermittelt. Was müssen Sie bezüglich des Wärmeerhalts bedenken?
Hypothermie führt zu einer Koagulopathie und Verschlechterung des Behandlungsergebnis.
Temperaturmanagement ist im Schockraum nicht vorrangig.
Wärmeerhalt mit Einmalpapierdecken ist in der Regel ausreichend.
Anwärmen von Blutprodukten ist in der Regel nicht sinnvoll.
Verwendung angewärmter Infusionen hat heutzutage keine Bedeutung mehr.
Verschiedene Maßnahmen stehen im Schockraum zur Blutstillung zur Verfügung. Welche Option stellt die effektivste Maßnahme bei einer starken arteriellen Blutung an der oberen Extremität bis zur operativen Versorgung dar?
Anlage eines Druckverbands
Anlage eines Tourniquets
Manuelle Kompression der Wunde
Anwendung von Hämostyptika
Gabe von Tranexamsäure i.v.
Welche Maßnahme führt im Schockraum potenziell zur Optimierung der Hämostase bei einem polytraumatisierten Patienten?
Infusion von 6 %iger Hydroxyethylstärke
Wärmemanagement und Erhaltung einer Normothermie
Applikation von Chitosangaze zur Wundbehandlung
Anstreben einer Hypokalzämie
Restriktives Transfusionsregime (z. B. ab Hb-Wert <6 g/dl)
Im Schockraum übergibt Ihnen der Notarzt einen 72-jährigen Mann nach Treppensturz aus unklarer Höhe. Der Patient zeigte initial eine Bewusstlosigkeit und einen Glasgow-Coma-Scale(GCS)-Wert von 13. Bei Übernahme erheben Sie folgende Untersuchungsbefunde im „primary survey“: A(temwege): frei; B(elüftung): seitengleich, Atemfrequenz 14/min, pulsoxymetrische Sauerstoffsättigung (SpO2) 95 % unter 8 l O2/min mittels Inhalationsmaske; C(irculation): Rekapillarisierungszeit 2 s, Herzfrequenz 65/min, periphere Pulse kräftig palpabel, Blutdruckwerte 180/100 mm Hg; D(isability): Anisokorie rechts > links, GCS 5; E(nvironment): rechtsseitiges Monokelhämatom, diverse Platzwunden frontal und okzipital. Hypothermie bei 35,2 °C. Der Patient ist nicht immobilisiert. Für welche primäre Maßnahme entscheiden Sie sich in dieser Situation?
Sofortige Durchführung einer CT-Traumaspirale
Aktives Wärmemanagement mit Ziel der Normothermie
Endotracheale Intubation unter Halswirbelsäulen(HWS)-Immobilisation
Direkter Transport in den OP zur Bohrlochtrepanation
Initial antihypertensive Therapie mit Urapidil i.v.
Was ist im Rahmen einer Narkoseeinleitung im Schockraum bei einem polytraumatisierten Patienten zu beachten?
Eine Muskelrelaxierung sollte auf jeden Fall vermieden werden.
Eine Volumentherapie mit Vollelektrolytlösung sollte zurückhaltend erfolgen.
Auf die Durchführung einer Präoxygenierung kann verzichtet werden.
Alle Notfallpatienten sind als nüchtern einzuschätzen.
Bei polytraumatisierten Patienten muss mit einem schwierigen Atemweg gerechnet werden.
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Thelen, S., Michael, M., Ashmawy, H. et al. Schockraummanagement bei traumatologischen Patienten. Anaesthesist 68, 49–66 (2019). https://doi.org/10.1007/s00101-018-0523-5
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Issue Date:
DOI: https://doi.org/10.1007/s00101-018-0523-5
Schlüsselwörter
- Notfallbehandlung
- Patientenbehandlungsteam
- „Healthcare crisis ressource management“
- Advanced Trauma Life Support Care
- Reanimation