Die Palliativmedizin ist in Deutschland ein junges Fachgebiet. Nicht zuletzt seit der Eröffnung der ersten Palliativstation in Köln im Jahr 1983 hat sie aufgrund des Engagements ihrer „Väter“ hierzulande eine gewaltige Entwicklung durchlaufen.

Heute sind sieben Lehrstühle für Palliativmedizin an deutschen Universitäten etabliert bzw. in konkreter Planung; aktuell steht die überwiegende Zahl unter der Leitung anästhesiologischer Fachkollegen.

Die Bedeutung des Anästhesisten für die Palliativmedizin kommt nicht von ungefähr:

  • So ist seine hohe Kompetenz in der differenzierten Behandlung von komplexen Schmerzkrankheiten gefragt, ja dann besonders gefordert, wenn die anderen Fachgebiete eine professionelle Hilfe in diesem Bereich benötigen.

  • Die Ausbildung und das Fach als solches prädestinieren den Anästhesisten für Grenzgebiete, weil das Verständnis für physiologische und pathophysiologische Zusammenhänge die Grundlage seines medizinischen Fachgebietes darstellt.

  • Ganz wesentlich, die täglich im Operationssaal sowie auf der Intensivstation erfahrene und erlernte Kompetenz in interdisziplinärem Denken und Handeln. Die Kunst der professionellen Kommunikation, seine Geduld und Ausdauer in kritischen Situationen sowie die Vermittlung von lebensverändernden Botschaften im Gespräch mit Patienten und Angehörigen gehören zu seinen Stärken.

Fachzeitschriften wie Der Anaesthesist sind der Spiegel der Entwicklung der modernen Medizin. Die neue Rubrik „Palliativmedizin“ soll diesem Fortschritt Rechnung tragen und das weite Spektrum des Faches Anästhesiologie widerspiegeln.

Der erste Beitrag von Wiese et al., mit dem die neue Rubrik startet, zeigt die Entwicklung der Palliativmedizin in Deutschland und die besondere Bedeutung, die dem Fach Anästhesiologie im Rahmen des interdisziplinären palliativen Behandlungsansatzes zukommt.

Die neue Rubrik wird dem Leser in gemeinsamer Anstrengung mit etablierten Zeitschriften für Palliativmedizin palliativmedizinisches Fachwissen vermitteln und die Vielfalt sowie Komplexität palliativmedizinischer Fragen, Probleme und Therapien darstellen.

H.J. Bardenheuer